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# taz.de -- press-schlag: Die neuen Probleme des Christoph D.
> Heilsbringer mit schwarzem Geld
In aller Kürze zusammengefasst, muss sich die Geschichte in etwa so
zugetragen haben: Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) war nach der traurigen
Ära Ribbeck aber so was von am Ende, Christoph Daum längst als Heilsbringer
auserkoren, den Rest würden die Anwälte regeln. Daum schickte der
prominentesten einer für sich in die anstehenden Vertragsverhandlungen,
nämlich den Hamburger Honorarprofessor Matthias Prinz, und er gab ihm einen
klaren Arbeitsauftrag mit: Auf keinen Fall weniger als bei Bayer
Leverkusen, wo Daum zu jener Zeit in Lohn und Brot stand, dürfe er als
Bundestrainer verdienen, so habe er das auch bereits mit Gerhard
Mayer-Vorfelder, DFB-Präsident und seit jeher Daum-Förderer, vereinbart.
Blieb also, um Betrag x in den Vertrag einsetzen zu können, nur noch Daums
Verdienst bei Bayer zu klären.
Das sollte bei einem Blick auf den Gehaltsstreifen prinzipiell eruierbar
sein, möge man meinen, doch bei Daum scheint selbst solches
skandalträchtig. Das Gehalt des Herrn D. könnte jedenfalls einigen
Zündstoff in sich bergen, zumindest wenn es sich tatsächlich so
zusammengesetzt hat, wie die Süddeutsche Zeitung gerade enthüllt hat. Dass
Prinz wegen nicht beglichener Anwaltshonorare mittlerweile gegen Daum
klage, stand dort zu lesen, weitaus mehr in die Bredouille dürfte es Daum
aber treiben, sollten sich die von Prinz ausgeplauderten und in der
Klageschrift fixierten Details bewahrheiten, die da lauten: „Der Beklagte
[Daum, Anmerk. der Redaktion] erklärte, dass er bei Bayer Leverkusen
einerseits offizielle Zahlungen erhalte, die ordnungsgemäß versteuert
würden. Außerdem erhalte er über Auslandskonten Schwarzgeld, das nicht
versteuert würde. Wenn man das Schwarzgeld auf einen zu versteuernden
Bruttobetrag hochrechnen und zu dem offiziellen Gehalt addieren würde, käme
man inklusive Prämien auf Gesamtbruttobezüge von neun Millionen Mark. Es
gebe keine Möglichkeiten beim DFB Schwarzgeld zu zahlen, so dass dieser
Bruttobetrag bei den Vertragsverhandlungen als Jahresgehalt zugrunde zu
legen sei.“ Einen entsprechenden Vertragsentwurf über 9 Millionen Mark soll
die Kanzlei Prinz der 10. Strafkammer des Hamburger Amtsgerichts, wo die
Strafsache Prinz gegen Daum am 18. August verhandelt werden soll, vorlegen,
außerdem ist der Hamburger PR-Berater Ludwig Karstens als Zeuge benannt,
der bei den Gesprächen zwischen Prinz und Daum zugegen war.
Die Schwarzgeldvorwürfe sind neuerlich ganz schön harter Stoff für Daum,
letztendlich wird es vor Gericht nun darauf hinauslaufen, dass die einen
(Prinz) etwas behaupten, was die anderen (Daum) dementieren; damit
angefangen wurde bereits. „Unsere Mandantschaft hat zu keinem Zeitpunkt
einen Jahresverdienst gegenüber dem DFB von 9 Millionen Mark gefordert“,
lässt Daums Rechtssvertreter Rolf S. Stankewitz wissen, spricht von
„Rufmordkampagne“ und kündigt sogleich rechtliche Schritte gegen Prinz an.
Zumindest dessen Zeugen scheint die Kiste mittlerweile etwas zu heiß
geworden zu sein, jedenfalls rudert Ludwig Karstens mittlerweile kräftig
zurück: Zwar habe es in den Gesprächen zwischen Daum und Prinz durchaus die
Formulierung „inoffizielle Zahlung“ gegeben, so Karstens, „aber sie
bedeutet nicht automatisch Schwarzgeld“. Karstens: „Er kann zum Beispiel
nach einem Sieg einen Scheck mit einer Sonderprämie bekommen haben. Ich bin
sicher, dass ein Weltkonzern wie die Bayer AG so einen Scheck sauber
deklariert. Wenn nun aber der Empfänger eine Bruttozahlung nicht
deklariert, kann er ein Problem bekommen.“
Daum persönlich meldete sich zur Causa im ZDF zu Wort und äußerte den
Verdacht, Prinz wolle mit seinen Behauptungen nur das eigene Honorar in die
Höhe treiben, schließlich bemisst sich dieses nach Vertragswert. Diesen
Vorwurf könnte man freilich auch Daum selbst machen, durchaus vorstellbar
nämlich ist, dass der zu jener Zeit noch koksende Fußballlehrer sein
künftiges Gehalt beim DFB in die Höhe treiben wollte – und hierfür flugs
die ein oder andere Million Schwarzgeld erfand, die Bayer ihm bezahlt habe,
wie schnell neigt man im Drogenwahn zu Fantastereien. „Ich kann gar nicht
glauben, dass er einen solchen Schwachsinn gesagt hat“, hat deshalb Rainer
Calmund gesagt, Leverkusens Manager.
Sollte sich der Schwachsinn indes als Wahrheit herausstellen, könnte es
freilich auch für der Liga dicksten Manager ungemütlich werden. Zumal ein
weiterer Fall schon ante portas steht: Die Staatsanwaltschaft Köln hat nach
einer anonymen Anzeige bereits im März ein Ermittlungsverfahren gegen
Nationalspieler Jens Nowotny wegen Verdachts der Steuerhinterziehung
eingeleitet. Der Vorwurf: Bei seinem Wechsel vom Karlsruher SC nach
Leverkusen Mitte der 90er-Jahre seien rund 10 Millionen Mark an Verwandte
von Nowotny geflossen – als Schwarzgeld. FRANK KETTERER
5 Aug 2002
## AUTOREN
FRANK KETTERER
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