# taz.de -- Nicht nur Pflichtübung | |
> Kuchen, freier Eintritt und im Keller ein Tiger: Die Galerie der | |
> Gegenwart feiert ihren 5. Geburtstag | |
Sammler, Sponsoren und Künstler haben schon am Mittwoch gefeiert, jetzt | |
sind alle Hamburger eingeladen: Die Galerie der Gegenwart begeht am | |
kommenden Samstag fünften Geburtstag. Das Fest, das eigentlich schon Ende | |
Februar fällig gewesen wäre, bei freiem Eintritt, halbstündlichen Führungen | |
zu den Lieblingswerken der Mitarbeiter und Dutzenden von diesen | |
selbstgebackener Kuchen ist nicht nur eine Pflichtübung: Das Haus hat sich | |
sowohl beim Publikum wie der internationalen Kunstwelt eine weit über | |
Hamburg hinausreichende Reputation erworben – und selbst das Quadratraster | |
des Baus hat sich für die wechselnden Ausstellungsgestaltungen als | |
brauchbar erwiesen. | |
Bei der Eröffnung 1997, bei der die Kunsthalle 5.600 Quadratmeter | |
hinzugewann, hatte ja nicht zuletzt diese Zeitung auf die Merkwürdigkeiten | |
des von O. M. Ungers erstellten Gebäudes hingewiesen. Den Festungssockel | |
und die geringe Raumhöhe im Untergeschoss, die aus rein ästhetischen | |
Gründen zu kurz geratenen Treppenstufen (Originalaussage des | |
Architekturprofessors: „Sie brauchen die Treppe ja nicht zu benutzen“) oder | |
die vom Boden bis zur Mitte der Wand reichenden Fenster im ersten Stock. | |
Doch inzwischen hat man sich von der Malerei Polkes im Oberlichtgeschoss an | |
bis zum in einer Videobox im Untergrund gefangenen Tiger damit arrangiert. | |
Im Gegensatz zu den zahlreichen anderen Museumsneubauten für aktuelle Kunst | |
in den letzten Jahren, blieb in Hamburg der Zusammenhang mit der | |
historischen Sammlung erhalten. Und diese Verzahnung ist den Kuratoren des | |
Hauses besonders wichtig: Sie ermöglicht eine vergleichende Haltung, wie | |
sie auch die gelungene Ausstellung Monets Vermächtnis. Serie – Ordnung und | |
Obsession einnahm, bei dem der für die Galerie der Gegenwart | |
verantwortliche Christoph Heinrich ein Thema durch 100 Jahre verfolgte. | |
Zusammenhänge sind auch Direktor Uwe M. Schneede wichtig: Hier wird nichts | |
zufällig angeschwemmt“ betonte er mit Blick auf die Aktivitäten der | |
Stiftungen und die etwa 30 Prozent des Materials umfassenden hochkarätigen | |
Leihgaben von Sammlern, ohne die ein Haus dieser Art trotz aller Geschenke | |
und Ankäufe heute nicht mehr auskommt. | |
Selbst ein freudiger Anlass kann nicht ohne Worte zur finanziellen Lage | |
bleiben. Momentan sei es schwer, wie bisher den herausragend hohen selbst | |
erwirtschafteten Anteil von 50% der Gesamtkosten zu erzielen, war gestern | |
zu hören. Im Übrigen, betonte Schneede, seien die Hamburger Museen von der | |
öffentlichen Hand unterfinanziert. Doch anders als die Kultursenatorin hält | |
er ihren Zustand nicht für Besorgnis erregend. Und so kann erstmal zu Recht | |
gefeiert werden. Hajo Schiff | |
Samstag, 31.8., 10–18 Uhr | |
30 Aug 2002 | |
## AUTOREN | |
Hajo Schiff | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |