# taz.de -- Diskriminierende Sprache bei Preußler: Die Kleine Hexe, ohne Rassi… | |
> „Die kleine Hexe“ von Otfried Preußler wird künftig ohne diskriminieren… | |
> Begriffe erscheinen. Ein Leserbrief hat die Nachkommen des Autors | |
> überzeugt. | |
Bild: In Zukunft geht die kleine Hexe nicht mehr mit „Negerlein“ zum Faschi… | |
BERLIN taz | Als Mekonnen Mesghena seiner siebenjährigen Tochter aus dem | |
Kinderbuch vorlas, das ihm eine Freundin geschenkt hatte, staunte er nicht | |
schlecht. Denn als er zu dem Kapitel kam, in dem sich Otfried Preußlers | |
kleine Hexe unter eine Gruppe von Kindern mischt, die sich zu Fasching | |
verkleidet hatten, fühlte er sich wie vor den Kopf gestoßen. Von einem | |
„Negerlein“ war da unter anderem die Rede, von „Chinesenmädchen“ und | |
„Türken“. | |
Mesghena, der in der Heinrich-Böll-Stiftung das Referat Migration & | |
Diversity leitet, schrieb einen Brief an den Verlag, in dem er sich über | |
die „rassistischen und ausschließenden“ Begriffe beschwerte. Nach einem | |
Mailwechsel erhielt er im Dezember dann eine überraschende Antwort. „Auch | |
Ihrem Schreiben von neulich ist es wohl zu verdanken, dass es gelungen ist, | |
die Familie Preußler davon zu überzeugen, die fraglichen Begriffe in ’Die | |
kleine Hexe‘ auszutauschen“, hieß es da. Das Ergebnis werde in der neuen | |
Ausgabe, die im Sommer 2013 erscheinen soll, zu sehen sein. | |
„Wir werden alle unsere Klassiker durchforsten“, bestätigte der Stuttgarter | |
Verleger Klaus Willberg, in dessen Haus die Bücher von Otfried Preußler | |
erscheinen, gegenüber der taz. „Zum Teil ist das aber schon passiert“, sagt | |
Willberg, und verweist auf „Das Traumfresserchen“ von Michael Ende. Das | |
Wort Neger werde in „Die kleine Hexe“ nicht ersetzt, sondern gestrichen. Es | |
sei nötig, Bücher dem sprachlichen und politischen Wandel anzupassen, | |
begründet Willberg den Schritt. „Nur so bleiben sie zeitlos.“ | |
Der Stuttgarter Thienemann Verlag folgt damit dem Verlag Friedrich Oetinger | |
aus Hamburg, der veraltete Wörter wie Neger und Zigeuner bereits vor vier | |
Jahren aus seinen aktuellen Übersetzungen von „Pippi Langstrumpf“ und | |
anderen Büchern von Astrid Lindgren strich. | |
„Diese Begriffe sind heute nicht mehr zeitgemäß, entsprechen im deutschen | |
Sprachgebrauch nicht mehr dem heutigen Menschenbild und können | |
missverstanden werden“, erklärt der Verlag dazu auf seiner Website. „Sie | |
wurden deshalb entweder gestrichen oder durch neue Formulierungen ersetzt.“ | |
Pippis Vater etwa wird nun als „Südseekönig“ bezeichnet, der die | |
„Taka-Tuka-Sprache“ spricht. | |
## Entwicklung über Authentizität | |
Der 89-jährige Otfried Preußler gehört seit seiner „Räuber | |
Hotzenplotz“-Trilogie (1962 bis 1973) und „Krabat“ (1971) zu den ganz | |
Großen der Kinderliteratur. Wie die Erben von Astrid Lindgren hat auch er | |
sich lange gegen jede Änderung seines Kinderbuchklassikers „Die kleine | |
Hexe“ gestemmt, der 1958 mit dem Deutschen Jugendbuchpreis ausgezeichnet | |
und seitdem in 47 Sprachen übersetzt sowie weltweit mehr als 4,3 Millionen | |
Mal verkauft wurde. „Mit der Zeit ist aber die Einsicht gewachsen, dass die | |
Authentizität des Werks der sprachlichen Weiterentwicklung untergeordnet | |
werden muss“, sagt Klaus Willberg. | |
Mekonnen Mesghena ist darüber sehr glücklich. „Meine Tochter wird sich auf | |
jeden Fall freuen, wenn sie sich mit der ’Kleinen Hexe‘ wieder versöhnen | |
kann“, schrieb er an den Verlag. „Und mich freut es auch, wenn unsere | |
Kinder beim fröhlichen Lesen nicht über ausgrenzende Begriffe stolpern.“ | |
4 Jan 2013 | |
## AUTOREN | |
Daniel Bax | |
## TAGS | |
Rassismus | |
Preußler | |
Kinderbuch | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |