Sonntag, 6. Juli 2014
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Zurueck auf der Insel nach einer kurzen Fahrt in die Stadt, (kurz = 2
Tage doch eigentlich 4, inklusive Hin- und Rueckfahrt). Stets und
immer wieder ein angenehmes Erlebnis, ein Stimulus, der meine Stimmung
hebt und mich fuer einen Moment aus einem Zustand der Abgestumpftheit
erloest. Was ist der Reiz? Ist es nur die Ortsveraenderung, etwas fuer
etwas anderes eintauschen, Tapetenwechsel, wie man so sagt? Das
treffende Wort ist eher Flucht, Entkommen, den Verhaeltnissen durch
die Finger schluepfen. Angekommen in der Stadt bin ich sofort bereit,
das Alleinsein bis zur Neige auszukosten. Zielloses Herumstreifen in
den Strassen, sich treiben lassen, beim ruhigen Gehen abwechselnd in
die Felder aus Schatten und Sonnenlicht eintauchen und wieder
hervorkommen, Erinnerungsorte aufsuchen, die zum Traeumen ermuntern,
halbverborgene Winkel aufspueren, an denen - unsinnig versteckt -
billiger aber liebenswerter Kram angeboten wird, Lokale entdecken,
Plaene fuer deren zukuenftigen Besuch schmieden, die Stadt mit den
Augen des Touristen beobachten. Noch fuer den Erwachsenen ist das
groesste Vergnuegen dasselbe wie fuer den schulschwaenzenden
Jungen. Bewahrte Unschuld, versaeumte Entwicklung oder verpasstes
Leben? Und woher der Abscheu, wenn M. wiederum mir durch die Finger
schluepft um in der anderen Stadt sich in ihrer eigenen Form des
Alleinseins einzurichten, wo mir das doch sympathisch sein muesste, ja
mich sogar mit Stolz erfuellen koennte?