Totschlagen
Erst die Zeit
dann eine Fliege
vielleicht eine Maus
dann
möglichst viele Menschen
dann
wieder die Zeit
Nach all den Aufregungen der vergangenen Tage und Wochen waren
FfK froh, einfach nichts zu tun. Warten war eine Spezialität
von ihnen. Aber hier ging es nicht um einfaches Warten. Warten
impliziert ein «Auf‐etwas». Doch da gab es nichts, auf das sie
hätten warten können. Es waren ereignislose Tage. Tage, die
sie damit verbrachten, nichts zu tun oder, und das wirkte wie
ein Ereignis, unendlich langen Güterzügen nachzuschauen.
Büttner dachte an die Hobos, die auf Güterzügen durchs Land
fuhren, immer in der Angst von Bahnbediensteten erwischt zu
werden, von Polizisten verprügelt und eingesperrt zu werden.
Er nutzte die ereignislosen Tag dazu, ein kurzes Filmscript zu
schreiben, dass von drei Freunden handelt, die wegen einer
Pandemie beschließen, wie einst die Hobos durchs Land zu
fahren. Der Titel des Scripts lautete Kein Signal (No Signal).
Veröffentlicht wurde das Script nie. Allerdings kursierte eine
Abschrift auf WASTE.
Viele Jahre später sollte eine Pandemie drei Freunde auf die
Idee bringen, von Los Angeles nach Montana via Train Hopping
und per Anhalter zu reisen. Sie nahmen ihren Trip auf Super 8
auf, ganz wie es Büttner beschrieben hatte, und stellten
diesen ins Netz.
Viele Leser vermuteten, dass es sich bei den drei Freunden in
Kein Signal um FfK handelte, doch dem war nicht so. Büttner
konnte zwar nicht bestreiten, dass FfK eine Art Blaupause
darstellte, aber dennoch war die Geschichte von Kein Signal
eine ganz andere, als die, die hier gerade nachgelesen werden
kann. Kein Signal wurde zu dem Denkmal für alle Hobos der
Zukunft, der Gegenwart und der Vergangenheit.
Dem Hobo und Arbeiterführer Joe Hill sagt man nach, dass er
intensive Kontakte zu den Hidden Woodsmen und zu den Dudes
pflegte. Seasick Steve, selbst Hobo, Landstreicher, Bettler
und Musiker, lieferte seit ewigen Zeiten den Soundtrack zum
Leben der Hobos.
Ein anderer Hobo und Schriftsteller, Jack, hatte ja viele
Jahre zuvor die Grundlage für jeglichen On the Road Trip im
gleichnamigen Buch niedergeschrieben. Büttner und die drei un‐
bekannten Helden von Heute waren also in guter Gesellschaft.
«Und vergessen wir nicht den Hobo der Hobos, Jack London!»,
merkte Bohl an.
Die Ereignislosigkeit der Tage schlugen FfK langsam aufs
Gemüt. Es musste etwas passieren. Würde Kampmann sich melden?
Soundtrack: Seasick Steve, Walkin Man, I Started Out With
Nothin And I Still Got Most Of It Left, Warner Bros. Records,
2008