Aloha

    Um die 1840er Jahre herum bemalten Dudes auf Hawai ihre Hemden
    mit  bunten  Mustern,  trugen  diese  leger  über der Hose und
    streiften durch die Straßen Honolulus. Schon bald  entwickelte
    sich  daraus  ein Trend, der auf Hawai die strenge Kleiderord‐
    nung kippte (wer erinnert sich nicht an den ersten «Aloha Fri‐
    day»?) und sodann von Touristen in die entlegensten Winkel der
    Erde getragen wurde. Was diesen verborgen blieb oder  was  sie
    schlicht  ignorierten,  war der tiefere Sinn des Wortes Aloha:
                        Freundlichkeit, Liebe.

    Das Bemalen von Kleidungsstücken ist den  Dudes  ein  Anliegen
    seit  Grundlegung  der Welt. Aber nicht nur Kleidungstücke be‐
    malten sie. In Australien hinterließen Dudes die ersten  Land‐
    karten  auf  Felsen;  in  Frankreich  schufen  sie  großartige
    Höhlenmalereien.

    Die Lettristen, buchstabenverliebt und  inspiriert  durch  die
    Dudes, kritzelten Slogans auf ihre Klamotten und rannten durch
    die Straßen von Paris. Wer das Internet nach Ed van der Elsken
    durchsucht,  wird Fotografien von Jean‐Michel Mension und Fred
    bzw. August Hommel finden.

    Und Gyula Halász (vielen nur  als  Brassaï  bekannt)  dokumen‐
    tierte   bei   nächtlichen  Spaziergängen  durch  Paris  Wand‐
    kritzeleien an Hauswänden, Brückenpfeilern und Parkbänken. Den
    Dudes wiederum ist es zum einen zu verdanken, dass Brassaï die
    Technik der Nachtfotografie entwickelte und zum anderen,  dass
    die  Situationisten  dem  bürgerlichen Spaziergang die Technik
    des Umherschweifens (dérivé) entgegensetzten.

    Wann immer Menschen ihre Kleidung Bemalen, sind sie durch  die
    Dudes inspiriert.

    Sascha Büttner