E = Evangelist, + = Worte Christi, S = Worte sonstiger Personen
Das Leiden unseres Herrn Jesus Christus nach Markus, Teil II.
Die Verhandlung vor Pilatus
^1E Gleich in der Fruehe fassten die Hohenpriester, die Aeltesten und
die Schriftgelehrten, also der ganze Hohe Rat, ueber Jesus einen Beschluss:
Sie liessen ihn fesseln und abfuehren und lieferten ihn Pilatus aus.
^2Pilatus fragte ihn:
S Bist du der Koenig der Juden?
E Er antwortete ihm:
+ Du sagst es.
^3E Die Hohenpriester brachten viele Anklagen gegen ihn vor.
^4Da wandte sich Pilatus wieder an ihn und fragte:
S Willst du denn nichts dazu sagen?
Sieh doch, wie viele Anklagen sie gegen dich vorbringen.
^5E Jesus aber gab keine Antwort mehr, so dass Pilatus sich wunderte.
^6Jeweils zum Fest liess Pilatus einen Gefangenen frei,
den sie sich ausbitten durften.
^7Damals sass gerade ein Mann namens Barabbas im Gefaengnis,
zusammen mit anderen Aufruehrern,
die bei einem Aufstand einen Mord begangen hatten.
^8Die Volksmenge zog zu Pilatus hinauf und bat,
ihnen die gleiche Gunst zu gewaehren wie sonst.
^9Pilatus fragte sie:
S Wollt ihr, dass ich den Koenig der Juden freilasse?
^10E Er merkte naemlich,
dass die Hohenpriester nur aus Neid Jesus an ihn ausgeliefert hatten.
^11Die Hohenpriester aber wiegelten die Menge auf,
lieber die Freilassung des Barabbas zu fordern.
^12Pilatus wandte sich von neuem an sie und fragte:
S Was soll ich dann mit dem tun, den ihr den Koenig der Juden nennt?
^13E Da schrien sie:
S Kreuzige ihn!
^14E Pilatus entgegnete:
S Was hat er denn fuer ein Verbrechen begangen?
E Sie schrien noch lauter:
S Kreuzige ihn!
^15E Darauf liess Pilatus, um die Menge zufrieden zu stellen, Barabbas frei
und gab den Befehl, Jesus zu geisseln und zu kreuzigen.
Die Verspottung Jesu durch die Soldaten
^16Die Soldaten fuehrten ihn in den Palast hinein,
das heisst in das Praetorium, und riefen die ganze Kohorte zusammen.
^17Dann legten sie ihm einen Purpurmantel um und flochten einen Dornenkranz;
den setzten sie ihm auf
^18und gruessten ihn:
S Heil dir, Koenig der Juden!
^19E Sie schlugen ihm mit einem Stock auf den Kopf und spuckten ihn an,
knieten vor ihm nieder und huldigten ihm.
^20aNachdem sie so ihren Spott mit ihm getrieben hatten,
nahmen sie ihm den Purpurmantel ab
und zogen ihm seine eigenen Kleider wieder an.
Die Kreuzigung
^20bDann fuehrten sie Jesus hinaus, um ihn zu kreuzigen.
^21Einen Mann, der gerade vom Feld kam, Simon von Zyrene,
den Vater des Alexander und des Rufus, zwangen sie, sein Kreuz zu tragen.
^22Und sie brachten Jesus an einen Ort namens Golgata,
das heisst uebersetzt: Schaedelhoehe.
^23Dort reichten sie ihm Wein, der mit Myrrhe gewuerzt war;
er aber nahm ihn nicht.
^24Dann kreuzigten sie ihn. Sie warfen das Los
und verteilten seine Kleider unter sich und gaben jedem, was ihm zufiel.
^25Es war die dritte Stunde, als sie ihn kreuzigten.
^26Und eine Aufschrift (auf einer Tafel) gab seine Schuld an:
Der Koenig der Juden.
^27Zusammen mit ihm kreuzigten sie zwei Raeuber,
den einen rechts von ihm, den andern links.
[Spaetere Textzeugen fuegen entsprechen Lk 22,37 hier ein:
^28So erfuellte sich das Schriftwort: Er wurde zu den Verbrechern gerechnet.]
^29Die Leute, die vorbeikamen, verhoehnten ihn,
schuettelten den Kopf und riefen:
S Ach, du willst den Tempel niederreissen und in drei Tagen wieder aufbauen?
^30Hilf dir doch selbst, und steig herab vom Kreuz!
^31E Auch die Hohenpriester und die Schriftgelehrten verhoehnten ihn
und sagten zueinander:
S Anderen hat er geholfen, sich selbst kann er nicht helfen.
^32Der Messias, der Koenig von Israel!
Er soll doch jetzt vom Kreuz herabsteigen, damit wir sehen und glauben.
E Auch die beiden Maenner, die mit ihm zusammen gekreuzigt wurden,
beschimpften ihn.
Der Tod Jesu
^33Als die sechste Stunde kam,
brach ueber das ganze Land eine Finsternis herein.
Sie dauerte bis zur neunten Stunde.
^34Und in der neunten Stunde rief Jesus mit lauter Stimme:
+ Eloi, Eloi, lema sabachtani?,
E das heisst uebersetzt:
+ Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
^35E Einige von denen, die dabeistanden und es hoerten, sagten:
S Hoert, er ruft nach Elija!
^36E Einer lief hin, tauchte einen Schwamm in Essig,
steckte ihn auf einen Stock und gab Jesus zu trinken. Dabei sagte er:
S Lasst uns doch sehen, ob Elija kommt und ihn herabnimmt.
^37E Jesus aber schrie laut auf. Dann hauchte er den Geist aus.
^38Da riss der Vorhang im Tempel von oben bis unten entzwei.
^39Als der Hauptmann, der Jesus gegenueberstand,
ihn auf diese Weise sterben sah, sagte er:
S Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn.
^40E Auch einige Frauen sahen von weitem zu, darunter Maria aus Magdala,
Maria, die Mutter von Jakobus dem Kleinen und Joses, sowie Salome;
^41sie waren Jesus schon in Galilaea nachgefolgt und hatten ihm gedient.
Noch viele andere Frauen waren dabei,
die mit ihm nach Jerusalem hinaufgezogen waren.
Das Begraebnis Jesu
^42Da es Ruesttag war, der Tag vor dem Sabbat, und es schon Abend wurde,
^43ging Josef von Arimathaea, ein vornehmer Ratsherr,
der auch auf das Reich Gottes wartete, zu Pilatus
und wagte es, um den Leichnam Jesu zu bitten.
^44Pilatus war ueberrascht, als er hoerte, dass Jesus schon tot sei.
Er liess den Hauptmann kommen und fragte ihn, ob Jesus bereits gestorben sei.
^45Als der Hauptmann ihm das bestaetigte, ueberliess er Josef den Leichnam.
^46Josef kaufte ein Leinentuch, nahm Jesus vom Kreuz,
wickelte ihn in das Tuch und legte ihn in ein Grab,
das in einen Felsen gehauen war.
Dann waelzte er einen Stein vor den Eingang des Grabes.
^47Maria aus Magdala aber und Maria, die Mutter des Joses,
beobachteten wohin der Leichnam gelegt wurde.