Gott, wo bist Du?

Schon viele Menschen haben gefragt: "Gott, wo bist Du?" Manche Menschen
klagen Gott sogar an: "Wo warst Du, als mein Kind gestorben ist?" "Wo
warst Du, als meine Frau gestorben ist?" "Wo warst Du, als mein Mann
gestorben ist?" "Wo warst Du, als meine Mutter gestorben ist?" "Wo warst
Du, als mein Vater gestorben ist? "Wie kann es sein, dass Du ein liebender
Vater bist und den Menschen nicht beistehst in ihrer Not?

Die Menschen, die nicht an Gott glauben, haben es einfach mit ihrer
Behauptung: Wenn es Gott gibt, dann ist er entweder nicht allmaechtig
oder nicht allwissend oder kein liebender Vater. Warum also an ihn glauben?

Wer Gott im Himmel sucht, irgendwo jenseits der sichtbaren Welt, der wird
ihn nicht finden. Gott ist nur zu finden in der sichtbaren Welt, in der
wir leben. Aber wo? Und wie sieht er aus?

Nehmen wir ein Beispiel aus dem Leben der Menschen. Wenn jemand sich ein
Haus baut mit einem schoenen Garten darum. Wo kann man ihn dann finden?
Natuerlich in seinem Haus oder in seinem Garten, wenn er nicht gerade
im Urlaub ist oder zur Arbeit gefahren ist. Man wird einen Menschen mit
hoher Wahrscheinlichkeit in dem finden, was ihm besonders wertvoll ist.
Wenn wir annehmen, dass Gott uns ein bischen aehnlich ist, dann sollte
man auch Gott in dem finden, was ihm am wertvollsten ist. Wenn wir uns
mit unserem Verstand umschauen im Universum, dann ist aber das wertvollste
der Mensch oder die Menschen. Also muss Gott mit hoher Wahrscheinlichkeit
in den Menschen leben. Aber wie sieht er nun aus? Wiederholen wir die
Frage von vorhin in aehnlicher Weise: Was ist das wertvollste im Tun und
Denken der Menschen? Sie lieben einander, sie helfen einander, sie freuen
sich miteinander, sie musizieren, singen und feiern miteinander. Wenn es
also Gott gibt, dann lebt er gerade darin. Er ist der gute Geist, der in
all dem lebt und es hervorbringt. Wir Menschen sind seine Werkzeuge,
seine Mitarbeiter, seine Instrumente, in denen er lebt und durch die er
sich in guter Weise offenbart. Jeder Mensch hat Gott gesehen und erfahren:
In der Liebe der Eltern, Freunde und Nachbarn, bei Festen, Musik und Tanz,
aber auch in den guten Dingen, die er selbst mit andern Menschen gemacht
hat. In all dem lebt der Geist Gottes, der die Menschen und ihre guten
Lebensaeusserungen hervorgebracht hat. Diesen guten Geist Gottes hat jeder
gesehen, erfahren und wurde auch selbst davon inspiriert zu gutem Handeln.

Aber warum gibt es dann soviel Leid auf der Welt?
Wenn Gott nicht im Himmel, in einer anderen Welt, sondern im Menschen
wohnt, dann ist die Antwort ganz einfach:
Wenn Gott der gute Geist ist, der im Menschen wohnt, dann kommt das Leid
ganz offensichtlich daher, dass wir nicht genug mit diesem guten Geist
zusammenarbeiten, uns im Egoismus verschliessen und nur um uns selbst
drehen. Der Mensch kann verloren gehen im Egoismus, sogar endgueltig
verloren gehen, wie Jesus sagt. Seine Gerichtsworte haben mit dem
lebendigen Gott, mit dem lebendigen guten Geist im Menschen zu tun, auf
den viele nicht hoeren und am wirklichen Leben, an Gott und an den Menschen
vorbeileben und deshalb verloren gehen.

Nachfolgend die Gerichtsworte Jesu nach dem Matthaeus-Evangelium (25,31-46):

Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit ihm,
dann wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen. Und alle Voelker
werden vor ihm zusammengerufen werden, und er wird sie voneinander scheiden,
wie der Hirt die Schafe von den Boecken scheidet. Er wird die Schafe zu
seiner Rechten versammeln, die Boecke aber zur Linken. Dann wird der Koenig
denen auf der rechten Seite sagen: Kommt her, die ihr von meinem Vater
gesegnet seid, nehmt das Reich in Besitz, das seit der Erschaffung der
Welt fuer euch bestimmt ist. Denn ich war hungrig, und ihr habt mir zu
essen gegeben; ich war durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich
war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt, und
ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank, und ihr habt mich besucht;
ich war im Gefaengnis, und ihr seid zu mir gekommen. Dann werden ihm die
Gerechten antworten: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und dir zu
essen gegeben, oder durstig und dir zu trinken gegeben? Und wann haben wir
dich fremd und obdachlos gesehen und aufgenommen, oder nackt und dir
Kleidung gegeben? Und wann haben wir dich krank oder im Gefaengnis gesehen
und sind zu dir gekommen? Darauf wird der Koenig ihnen antworten: Amen,
ich sage euch: Was ihr fuer einen meiner geringsten Brueder getan habt,
das habt ihr mir getan.
Dann wird er sich auch an die auf der linken Seite wenden und zu ihnen
sagen: Weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das fuer den
Teufel und seine Engel bestimmt ist! Denn ich war hungrig, und ihr habt mir
nichts zu essen gegeben; ich war durstig, und ihr habt mir nichts zu
trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich nicht
aufgenommen; ich war nackt, und ihr habt mir keine Kleidung gegeben; ich
war krank und im Gefaengnis, und ihr habt mich nicht besucht. Dann werden
auch sie antworten: Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig oder
obdachlos oder nackt oder krank oder im Gefaengnis gesehen und haben dir
nicht geholfen? Darauf wird er ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was
ihr fuer einen dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr auch mir
nicht getan. Und sie werden weggehen und die ewige Strafe erhalten, die
Gerechten aber das ewige Leben.

Der Ausweg beziehungsweise der Weg zur Umkehr ist klar: Wir muessen Gott
in den Menschen suchen, in unseren Mitmenschen und auch in uns selbst.
Wir muessen auf den Guten Geist in anderen und in uns selbst hoeren und
entsprechend handeln. Dieser Gute Geist ist Gott, nach christlichem
Verstaendnis die 3. Person im dreifaltigen Gott aus Vater, Sohn Jesus
Christus und Heiligem Geist. Wir koennen uns oeffnen fuer diesen Guten
Geist und ihn vom Vater erbitten, wie Jesus lehrt im Lukas-Evangelium
(11,9-13):

Darum sage ich euch: Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr
finden; klopft an, dann wird euch geoeffnet. Denn wer bittet, der empfaengt;
wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geoeffnet. Oder ist unter
euch ein Vater, der seinem Sohn eine Schlange gibt, wenn er um einen Fisch
bittet, oder einen Skorpion, wenn er um ein Ei bittet? Wenn nun schon ihr,
die ihr boese seid, euren Kindern gebt, was gut ist, wieviel mehr wird der
Vater im Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten.

Dr. Bernhard Dalkmann
[email protected]
24.10.2009