14:1    Ein anderer, der sich zu einer Seefahrt ruestet, auf der er wilde
Wogen durchqueren wird, ruft ein Holz an, das gebrechlicher ist als
das Fahrzeug, das ihn traegt.

14:2    Das Fahrzeug hat der Erwerbstrieb ersonnen und die Weisheit eines
Kuenstlers hergestellt.

14:3    Deine Vorsehung, Vater, steuert es; denn du hast auch im Meer einen
Weg gebahnt und in den Wogen einen sicheren Pfad.
[Jes 43,16]

14:4    Damit zeigst du, dass du imstande bist, aus jeder Lage zu retten, so
dass auch jemand, der keine Erfahrung hat, ein Schiff besteigen kann.
[Ps 107,28-30]

14:5    Du willst, dass die Werke deiner Weisheit nicht ungenutzt bleiben.
Darum vertrauen Menschen ihr Leben sogar einem winzigen Holz an und
fahren wohlbehalten auf einem Floss durch die Brandung.
[Gen 1,28]

14:6    So hat auch in der Urzeit beim Untergang der uebermuetigen Riesen
die Hoffnung der Welt sich auf ein Floss gefluechtet und, durch deine Hand
gesteuert, der Welt den Samen eines neuen Geschlechtes hinterlassen.
[Gen 6-8; Bar 3,26-28; Weish 10,4f; Sir 44,17f]

14:7    Denn Segen ruht auf dem Holz, durch das Gerechtigkeit geschieht.

14:8    Fluch hingegen trifft das von Haenden geformte Holz und seinen
Bildner, ihn, weil er es bearbeitet hat, jenes, weil es Gott genannt
wurde, obwohl es vergaenglich ist.
[Dtn 27,15]

14:9    Denn Gott sind in gleicher Weise Frevler wie Frevel verhasst;
[(9-10) Dtn 7,25f]

14:10   mit dem Bildner wird sein Werk der Strafe verfallen.

14:11   Darum kommt auch ueber die Goetzenbilder der Voelker das Gericht,
weil sie in Gottes Schoepfung zum Greuel geworden sind, zum Anstoss fuer die
Seelen der Menschen und zur Schlinge fuer die Fuesse der Toren.
[Jes 2,18f; Jer 10,15; Weish 14,14; Ps 106,36]

14:12   Mit dem Gedanken an Goetzenbilder beginnt der Abfall, und ihre
Erfindung fuehrt zur Sittenverderbnis.
[15,5; Num 25,1f
12-21: Die Goetzenverehrung ist unter dem Druck von Unglueck (V. 15)
und Herrscherstolz (VV. 16-20) entstanden. Fuer beides gab es auch in
Aegypten Beispiele.]

14:13   Weder waren sie von Anfang an da, noch werden sie ewig bleiben.

14:14   Durch die eitle Ruhmsucht der Menschen sind sie in die Welt
gekommen; darum ist ihnen auch ein jaehes Ende zugedacht.
[14,10f]

14:15   Bedrueckt durch allzu fruehe Trauer liess ein Vater von seinem Kind,
das gar schnell hinweggerafft wurde, ein Bildnis machen; so ehrte er
einen toten Menschen als Gott und fuehrte bei seinen Leuten geheime
Kulte und festliche Braeuche ein.
[12,4]

14:16   Im Lauf der Zeit verfestigte sich die frevelhafte Sitte und wurde
schliesslich als Gesetz befolgt;

14:17   die Standbilder erhielten auf Anordnung der Herrscher goettliche
Verehrung. Konnten die Menschen einen Koenig nicht unmittelbar ehren,
weil er weit weg wohnte, dann vergegenwaertigten sie den Fernen; sie
machten von dem verehrten Koenig ein Bildnis, das allen sichtbar war,
um dem Abwesenden, als ob er gegenwaertig waere, mit Eifer zu huldigen.

14:18   Der Ehrgeiz des Kuenstlers fuehrte dazu, dass auch jene, die den
Koenig gar nicht kannten, ihm goettliche Verehrung erwiesen.

14:19   Wohl um dem Herrscher zu gefallen, bot er seine ganze Kunst auf, um
ihn schoener darzustellen, als er war.

14:20   Von der Anmut des Bildes hingerissen, betete die Menge den, der noch
kurz zuvor nur als Mensch geehrt wurde, jetzt wie einen Gott an.

14:21   Der Welt ist dies zum Verhaengnis geworden: Die Menschen haben,
unter dem Druck von Unglueck oder Herrschermacht, Stein und Holz den Namen
beigelegt, der mit niemand geteilt werden kann.
[Jes 42,8]

14:22   Als ob es nicht genug waere, in der Erkenntnis Gottes zu irren,
nennen sie in dem heftigen Zwiespalt, den die Unwissenheit in ihr
Leben bringt, so grosse Uebel auch noch Frieden.
[Roem 1,24-32]

14:23   Bei kindermoerderischen Festbraeuchen, heimlichen Kulten oder wilden
Gelagen mit fremdartigen Sitten
[12,4f]

14:24   halten sie weder Leben noch Ehe rein, sondern einer toetet
heimtueckisch den andern oder beleidigt ihn durch Ehebruch.
[Lev 18,24]

14:25   Alles ist ein wirres Gemisch von Blut und Mord, Diebstahl und
Betrug, Verdorbenheit, Untreue, Aufruhr und Meineid;

14:26   es herrscht Umkehrung der Werte, undankbare Vergesslichkeit,
Befleckung der Seelen, widernatuerliche Unzucht, Zerruettung der Ehen,
Ehebruch und Zuegellosigkeit.

14:27   Die Verehrung der namenlosen Goetzenbilder ist aller Uebel Anfang,
Ursache und Hoehepunkt.
[14,12]

14:28   Sie rasen im Freudentaumel, weissagen Luegen, leben in
Ungerechtigkeit oder schwoeren leichthin einen Meineid.

14:29   Im Vertrauen auf leblose Goetzen fuerchten sie nicht, dass ihre
Meineide ihnen schaden koennten.

14:30   Jedoch fuer beides wird sie die gerechte Strafe treffen: dass sie
sich von Gott eine verkehrte Vorstellung machten, indem sie Goetzenbilder
verehrten, und dass sie unter Missachtung der Heiligkeit des Eides
hinterlistig und ungerecht schworen.

14:31   Es ist nie die Macht derer, bei denen sie schworen, sondern immer
die den Suendern gebuehrende Strafe, die die Vergehen der Frevler
verfolgt.