Indes war Boas zum Tor gegangen und hatte sich dort niedergelassen.
Da ging gerade der Loeser vorueber, von dem Boas gesprochen hatte. Er
sagte zu ihm: Komm herueber, und setz dich hierher! Der kam herueber
und setzte sich.
4:2 Dann holte Boas zehn Maenner von den Aeltesten der Stadt und sagte:
Setzt euch hierher! Sie taten es.
4:3 Darauf sagte er zu dem Loeser: Das Grundstueck, das unserem Verwandten
Elimelech gehoert, will Noomi, die aus dem Gruenland Moabs
zurueckgekehrt ist, verkaufen.
[Lev 25,24f; Jer 32,7f]
4:4 Ich dachte, ich will dich davon unterrichten und dir sagen: Erwirb
es in Gegenwart der hier Sitzenden und in Gegenwart der Aeltesten
meines Volkes! Wenn du loesen willst, so loese! Willst du aber nicht
loesen, so sag es mir, damit ich es weiss; denn ausser dir ist niemand
zum Loesen da, und ich bin nach dir an der Reihe. Jener antwortete:
Ich werde loesen.
4:5 Boas fuhr fort: Wenn du den Acker aus der Hand der Noomi erwirbst,
dann erwirbst du zugleich auch die Moabiterin Rut, die Frau des
Verstorbenen, um den Namen des Toten auf seinem Erbe wiedererstehen
zu lassen.
[Die Ausloesung eines Grundstuecks und die Leviratsehe bilden fuer den
naechsten Verwandten eine Einheit.]
4:6 Der Loeser sagte: Dann kann ich fuer mich nicht loesen, sonst schaedige
ich mein eigenes Erbe. Uebernimm du mein Loeserecht; denn ich kann
nicht loesen.
[Dtn 25,7-10]
4:7 Frueher bestand in Israel folgender Brauch: Um ein Loese- oder
Tauschgeschaeft rechtskraeftig zu machen, zog man den Schuh aus und
gab ihn seinem Partner. Das galt in Israel als Bestaetigung.
[In Dtn 25,5-9 hat das Ausziehen der Schuhe eine andere Bedeutung:
Es soll denjenigen, der die Schwagerehe verweigert, der Schande
preisgeben. Hier aber bedeutet es lediglich den Verzicht zugunsten
eines anderen.]
4:8 Der Loeser sagte nun zu Boas: Erwirb es! und er zog seinen Schuh aus.
4:9 Boas sagte zu den Aeltesten und zu allem Volk: Ihr seid heute Zeugen,
dass ich alles Eigentum Elimelechs sowie das Kiljons und Machlons aus
der Hand der Noomi erworben habe.
4:10 Auch Rut, die Moabiterin, die Frau Machlons, habe ich mir zur Frau
erworben, um den Namen des Verstorbenen auf seinem Erbe
wiedererstehen zu lassen, damit sein Name unter seinen Verwandten
und innerhalb der Mauern seiner Stadt nicht erlischt. Ihr seid heute
Zeugen.
[Nach Dtn 25,5f ist nur der Bruder, nicht ein weiterer Verwandter
zur Leviratsehe verpflichtet; nach Lev 25,25-27 muss aber auch ein
weiterer Verwandter, wenn kein naeherer vorhanden ist, einen Acker
ausloesen.]
4:11 Da antwortete alles Volk im Tor samt den Aeltesten: Wir sind Zeugen.
Der Herr mache die Frau, die in dein Haus kommt, wie Rahel und Lea,
die zwei, die das Haus Israel aufgebaut haben. Komm zu Reichtum in
Efrata und zu Ansehen in Betlehem!
[Gen 29 - 31]
4:12 Dein Haus gleiche dem Haus des Perez, den Tamar dem Juda geboren
hat, durch die Nachkommenschaft, die der Herr dir aus dieser jungen
Frau geben moege.
[Gen 38,29]
4:13 Das gesegnete Kind: 4,13-17
So nahm Boas Rut zur Frau und ging zu ihr. Der Herr liess sie
schwanger werden, und sie gebar einen Sohn.
4:14 Da sagten die Frauen zu Noomi: Gepriesen sei der Herr, der es dir
heute nicht an einem Loeser hat fehlen lassen. Sein Name soll in
Israel geruehmt werden.
4:15 Du wirst jemand haben, der dein Herz erfreut und dich im Alter
versorgt; denn deine Schwiegertochter, die dich liebt, hat ihn
geboren, sie, die mehr wert ist als sieben Soehne.
4:16 Noomi nahm das Kind, drueckte es an ihre Brust und wurde seine
Waerterin.
4:17 Die Nachbarinnen wollten ihm einen Namen geben und sagten: Der Noomi
ist ein Sohn geboren. Und sie gaben ihm den Namen Obed. Er ist der
Vater Isais, des Vaters Davids.
4:18 Der Stammbaum: 4,18-22
Das ist die Geschlechterfolge nach Perez: Perez zeugte Hezron,
[18-22: Der Stammbaum Davids findet sich auch in 1 Chr 2,5-15 und
in Mt 1,3-6, wo Rut in V. 5 ausdruecklich als die Stammutter Davids
genannt wird; in Mt 1 wird der Stammbaum dann bis auf Jesus
weitergefuehrt. So gilt in der christlichen Tradition Rut als Ahnfrau
Jesu.]