74:1    Klage ueber die Verwuestung des Heiligtums

[Ein Weisheitslied Asafs.] Warum, Gott, hast du uns fuer immer
verstossen? Warum ist dein Zorn gegen die Herde deiner Weide
entbrannt?
[77,8; 80,5]

74:2    Denk an deine Gemeinde, die du vorzeiten erworben, / als Stamm dir
zu eigen erkauft, an den Berg Zion, den du zur Wohnung erwaehlt hast.
[Ex 15,17; Dtn 7,6; Ps 76,3]

74:3    Erheb deine Schritte zu den uralten Truemmern! Der Feind hat im
Heiligtum alles verwuestet.

74:4    Deine Widersacher laermten an deiner heiligen Staette, stellten ihre
Banner auf als Zeichen des Sieges.

74:5    Wie einer die Axt schwingt im Dickicht des Waldes,
Text korr.; H: Es sah sich an, wie wenn man im Unterholz die Aexte
hoch emporhebt.

74:6    so zerschlugen sie all das Schnitzwerk mit Beil und Hammer.
[Text korr.; H: und dann all das Schnitzwerk.]

74:7    Sie legten an dein Heiligtum Feuer, entweihten die Wohnung deines
Namens bis auf den Grund.
[2 Koen 25,9; Jes 64,10]

74:8    Sie sagten in ihrem Herzen: "Wir zerstoeren alles." Und sie
verbrannten alle Gottesstaetten ringsum im Land.
[Klgl 2,9]

74:9    Zeichen fuer uns sehen wir nicht, / es ist kein Prophet mehr da,
niemand von uns weiss, wie lange noch.

74:10   Wie lange, Gott, darf der Bedraenger noch schmaehen, darf der Feind
ewig deinen Namen laestern?

74:11   Warum ziehst du die Hand von uns ab, haeltst deine Rechte im Gewand
verborgen?
[Jes 52,10
haeltst verborgen: Text korr.; H: mach ein Ende!]

74:12   Doch Gott ist mein Koenig von alters her, Taten des Heils vollbringt
er auf Erden.

74:13   Mit deiner Macht hast du das Meer zerspalten, die Haeupter der
Drachen ueber den Wassern zerschmettert.
[Ex 14,21f; Ps 89,11; Jes 51,9f]

74:14   Du hast die Koepfe des Lev�atan zermalmt, ihn zum Frass gegeben den
Ungeheuern der See.
[Text korr.; H: dem Volk von Daemonen.]

74:15   Hervorbrechen liessest du Quellen und Baeche, austrocknen Stroeme, die
sonst nie versiegen.
8Ex 17,6; Jos 3,16]

74:16   Dein ist der Tag, dein auch die Nacht, hingestellt hast du Sonne und
Mond.
[104,19]

74:17   Du hast die Grenzen der Erde festgesetzt, hast Sommer und Winter
geschaffen.

74:18   Denk daran: Der Feind schmaeht den Herrn, ein Volk ohne Einsicht
laestert deinen Namen.

74:19   Gib dem Raubtier das Leben deiner Taube nicht preis; das Leben
deiner Armen vergiss nicht fuer immer!

74:20   Blick hin auf deinen Bund! Denn voll von Schlupfwinkeln der Gewalt
ist unser Land.
[deinen: nach G und S.
Andere Uebersetzungsmoeglichkeit: Denn die Winkel des Landes sind
voll von Staetten der Gewalt.]

74:21   Lass den Bedrueckten nicht beschaemt von dir weggehn! Arme und Gebeugte
sollen deinen Namen ruehmen.

74:22   Erheb dich, Gott, und fuehre deine Sache! Bedenke, wie die Toren dich
taeglich schmaehen.

74:23   Vergiss nicht das Geschrei deiner Gegner, das Toben deiner
Widersacher, das staendig emporsteigt.