15:1 Der Krieg gegen die Amalekiter. Sauls Verstossung: 15,1-35
Samuel sagte zu Saul: Der Herr hatte mich gesandt, um dich zum Koenig
seines Volkes Israel zu salben. Darum gehorche jetzt den Worten des
Herrn!
[10,1]
15:2 So spricht der Herr der Heere: Ich habe beobachtet, was Amalek
Israel angetan hat: Es hat sich ihm in den Weg gestellt, als Israel
aus Aegypten heraufzog.
[Ex 17,8-16; Dtn 25,17-19]
15:3 Darum zieh jetzt in den Kampf, und schlag Amalek! Weihe alles, was
ihm gehoert, dem Untergang! Schone es nicht, sondern toete Maenner und
Frauen, Kinder und Saeuglinge, Rinder und Schafe, Kamele und Esel!
15:4 Saul bot das Volk auf und musterte es in Telaim. Es waren
zweihunderttausend Mann Fussvolk [und zehntausend Mann aus Juda].
15:5 Saul rueckte bis zur Stadt der Amalekiter vor und legte im Bachtal
einen Hinterhalt.
15:6 Den Kenitern aber liess er sagen: Auf, zieht fort, verlasst das Gebiet
der Amalekiter, damit ich euch nicht zusammen mit ihnen vernichte;
denn ihr habt euch gegenueber allen Israeliten freundlich verhalten,
als sie aus Aegypten heraufzogen. Da verliessen die Keniter das Gebiet
der Amalekiter.
[Ri 1,16]
15:7 Saul aber schlug die Amalekiter (im ganzen Gebiet) zwischen Hawila
und der Gegend von Schur, das Aegypten gegenueberliegt.
[Gen 20,1; 25,18]
15:8 Agag, den Koenig von Amalek, brachte er lebend in seine Gewalt; das
ganze Volk aber weihte er mit scharfem Schwert dem Untergang.
15:9 Saul und das Volk schonten Agag, ebenso auch die besten von den
Schafen und Rindern, naemlich das Mastvieh und die Laemmer, sowie
alles, was sonst noch wertvoll war. Das wollten sie nicht dem
Untergang weihen. Nur alles Minderwertige und Wertlose weihten sie
dem Untergang.
[das Mastvieh: Text korr. nach der aramaeischen Uebersetzung; H: die
zweiten.]
15:10 Deshalb erging das Wort des Herrn an Samuel:
15:11 Es reut mich, dass ich Saul zum Koenig gemacht habe. Denn er hat sich
von mir abgewandt und hat meine Befehle nicht ausgefuehrt. Das
verdross Samuel sehr, und er schrie die ganze Nacht zum Herrn.
15:12 Am naechsten Morgen machte sich Samuel auf den Weg und ging Saul
entgegen. Man hatte Samuel mitgeteilt: Saul ist nach Karmel gekommen
und hat sich (dort) ein Denkmal errichtet; dann ist er umgekehrt und
nach Gilgal hinab weitergezogen.
[Karmel: suedlich von Hebron.]
15:13 Als Samuel nun zu Saul kam, sagte Saul zu ihm: Gesegnet seist du vom
Herrn. Ich habe den Befehl des Herrn ausgefuehrt.
15:14 Samuel erwiderte: Und was bedeutet dieses Bloeken von Schafen, das
mir in die Ohren dringt, und das Gebruell der Rinder, das ich da
hoere?
15:15 Saul antwortete: Man hat sie aus Amalek mitgebracht, weil das Volk
die besten von den Schafen und Rindern geschont hat, um sie dem
Herrn, deinem Gott, zu opfern. Das uebrige haben wir dem Untergang
geweiht.
15:16 Da sagte Samuel zu Saul: Hoer auf! Ich will dir verkuenden, was der
Herr mir heute Nacht gesagt hat. Saul antwortete: Sprich!
15:17 Samuel sagte: Bist du nicht, obwohl du dir gering vorkommst, das
Haupt der Staemme Israels? Der Herr hat dich zum Koenig von Israel
gesalbt.
[9,21]
15:18 Dann hat dich der Herr auf den Weg geschickt und gesagt: Geh und
weihe die Amalekiter, die Uebeltaeter, dem Untergang; kaempfe gegen
sie, bis du sie vernichtet hast.
15:19 Warum hast du nicht auf die Stimme des Herrn gehoert, sondern hast
dich auf die Beute gestuerzt und getan, was dem Herrn missfaellt?
[28,18; 1 Chr 10,13]
15:20 Saul erwiderte Samuel: Ich habe doch auf die Stimme des Herrn
gehoert; ich bin den Weg gegangen, auf den der Herr mich geschickt
hat; ich habe Agag, den Koenig von Amalek, hergebracht und die
Amalekiter dem Untergang geweiht.
15:21 Aber das Volk hat von der Beute einige Schafe und Rinder genommen,
das Beste von dem, was dem Untergang geweiht war, um es dem Herrn,
deinem Gott, in Gilgal zu opfern.
15:22 Samuel aber sagte: Hat der Herr an Brandopfern und Schlachtopfern
das gleiche Gefallen wie am Gehorsam gegenueber der Stimme des Herrn?
Wahrhaftig, Gehorsam ist besser als Opfer, Hinhoeren besser als das
Fett von Widdern.
15:23 Denn Trotz ist ebenso eine Suende wie die Zauberei, Widerspenstigkeit
ist ebenso (schlimm) wie Frevel und Goetzendienst. Weil du das Wort
des Herrn verworfen hast, verwirft er dich als Koenig.
[16,1]
15:24 Da sagte Saul zu Samuel: Ich habe gesuendigt; denn ich habe mich ueber
den Befehl des Herrn und deine Anweisungen hinweggesetzt, ich habe
mich vor dem Volk gefuerchtet und auf seine Stimme gehoert.
15:25 Darum nimm doch die Suende von mir weg, und kehr mit mir zurueck,
damit ich den Herrn anbete.
15:26 Samuel erwiderte Saul: Ich kehre nicht mit dir zurueck; denn du hast
das Wort des Herrn verworfen, und nun hat der Herr dich verworfen,
so dass du nicht mehr Koenig von Israel sein kannst.
15:27 Als Samuel sich umwandte, um wegzugehen, griff Saul nach dem Zipfel
seines Mantels, doch der riss ab.
15:28 Da sagte Samuel zu ihm: So entreisst dir heute der Herr die
Herrschaft ueber Israel und gibt sie einem anderen, der besser ist
als du.
[28,17]
15:29 Er, der ewige Ruhm Israels, kann weder luegen noch bereuen. Er ist
doch kein Mensch, so dass er etwas bereuen muesste.
[Num 23,19]
15:30 Saul erwiderte: Ich habe gesuendigt; erweise mir aber jetzt vor den
Aeltesten des Volkes und vor Israel die Ehre, mit mir zurueckzukehren,
damit ich den Herrn, deinen Gott, anbete.
15:31 Da kehrte Samuel um und folgte Saul, und Saul betete den Herrn an.
15:32 Darauf sagte Samuel: Bringt Agag, den Koenig von Amalek, zu mir! Agag
wurde in Fesseln zu ihm gebracht und sagte: Wahrhaftig, die
Bitterkeit des Todes ist gewichen.
15:33 Samuel aber erwiderte: Wie dein Schwert die Frauen um ihre Kinder
gebracht, so sei unter den Frauen deine Mutter kinderlos gemacht.
Und Samuel hieb vor den Augen des Herrn in Gilgal Agag in Stuecke.
15:34 Dann ging Samuel nach Rama, und Saul zog hinauf in sein Haus nach
Gibea-Saul.
15:35 Samuel sah Saul vor dem Tag seines Todes nicht mehr. Samuel trauerte
um Saul, weil es den Herrn reute, dass er Saul zum Koenig ueber Israel
gemacht hatte.
[19,18-24]