13:1    Der ungehorsame Gottesmann: 13,1-34

Waehrend Jerobeam am Altar stand, um zu opfern, kam ein Gottesmann
aus Juda im Auftrag des Herrn nach Bet-El.

13:2    Er rief im Auftrag des Herrn gegen den Altar: Altar, Altar! So
spricht der Herr: Dem Haus David wird ein Sohn geboren mit Namen
Joschija. Dieser wird auf dir die Hoehenpriester hinschlachten, die
auf dir opfern, und die Gebeine von Menschen wird man auf dir
verbrennen.
[Ueber die Erfuellung der Weissagung berichtet 2 Koen 23,15-18. Der
Name Joschija wurde erst aufgrund des Geschehenen eingefuegt. - Die
Totengebeine bewirkten die groesste Verunreinigung des Altars.]

13:3    Er gab an jenem Tag auch ein Zeichen und sprach: Das ist das Zeichen
dafuer, dass der Herr gesprochen hat: Der Altar wird zerbersten, und
die Asche auf ihm wird zerstreut werden.

13:4    Als der Koenig die Worte hoerte, die der Gottesmann gegen den Altar in
Bet-El ausrief, streckte er am Altar seine Hand aus und befahl:
Nehmt ihn fest! Doch die Hand, die er gegen ihn ausgestreckt hatte,
erstarrte; er konnte sie nicht mehr zurueckziehen.

13:5    Der Altar aber zerbarst, und die Asche auf ihm wurde zerstreut, wie
es der Gottesmann im Auftrag des Herrn als Zeichen verkuendet hatte.

13:6    Nun ergriff der Koenig das Wort und sagte zu dem Gottesmann:
Besaenftige doch den Herrn, deinen Gott, und bete fuer mich, dass ich
meine Hand wieder an mich ziehen kann. Da besaenftigte der Gottesmann
den Herrn, und der Koenig konnte seine Hand wieder an sich ziehen;
sie war wie zuvor.

13:7    Darauf sagte der Koenig zum Gottesmann: Komm in mein Haus, und staerke
dich! Auch moechte ich dir ein Geschenk geben.

13:8    Der Gottesmann aber erwiderte dem Koenig: Ich werde nicht mit dir
gehen, auch wenn du mir die Haelfte deines Hauses gibst. Ich werde an
diesem Ort weder essen noch trinken.
[Der Gottesmann sollte durch sein Verhalten ausdruecken, dass
zwischen Gott und dem Nordreich keine Verbindung besteht.]

13:9    Denn so wurde mir durch das Wort des Herrn befohlen: Du darfst dort
weder essen noch trinken; und auf dem Weg, den du gekommen bist,
darfst du nicht zurueckkehren.

13:10   Daher schlug er einen anderen Weg ein und kehrte nicht auf dem Weg
zurueck, auf dem er nach Bet-El gekommen war.

13:11   In Bet-El aber wohnte ein alter Prophet. Als dessen Soehne heimkamen,
erzaehlten sie ihm alles, was der Gottesmann an diesem Tag in Bet-El
getan und was er zum Koenig gesagt hatte.
[Soehne: H hat Einzahl.]

13:12   Darauf fragte sie der Vater: Auf welchem Weg ist er fortgezogen? Die
Soehne hatten gesehen, welchen Weg der Gottesmann, der aus Juda
gekommen war, eingeschlagen hatte.

13:13   Da befahl er ihnen: Sattelt mir den Esel! Sie taten es, und er stieg
auf,

13:14   ritt dem Gottesmann nach und traf ihn unter einer Eiche sitzend an.
Er fragte ihn: Bist du der Gottesmann, der aus Juda gekommen ist?
Jener antwortete: Ich bin es.

13:15   Da bat er ihn: Komm in mein Haus, und iss Brot mit mir!

13:16   Doch jener entgegnete: Ich kann nicht mit dir zurueckkehren und werde
an diesem Ort mit dir weder essen noch trinken.

13:17   Denn im Auftrag des Herrn ist das Wort an mich ergangen: Du darfst
dort weder essen noch trinken, und auf dem Weg, den du gekommen
bist, darfst du nicht zurueckkehren.

13:18   Der andere aber sagte: Auch ich bin ein Prophet wie du, und ein
Engel hat mir im Auftrag des Herrn befohlen: Hol ihn zurueck! Er soll
in dein Haus kommen, um zu essen und zu trinken. So belog er ihn.

13:19   Nun kehrte er um und ass und trank im Haus des Propheten.

13:20   Waehrend sie bei Tisch sassen, erging das Wort des Herrn an den
Propheten, der ihn zurueckgeholt hatte,

13:21   und er rief es dem Gottesmann aus Juda zu: So spricht der Herr: Weil
du gegen den Befehl des Herrn gehandelt und das Verbot uebertreten
hast, das dir der Herr, dein Gott, auferlegt hat,

13:22   weil du zurueckgekehrt bist und an dem Ort gegessen und getrunken
hast, an dem zu essen und zu trinken er dir verboten hatte, darum
soll deine Leiche nicht in das Grab deiner Vaeter kommen.

13:23   Nachdem der Gottesmann gegessen und getrunken hatte, sattelte der
Prophet, der ihn zurueckgeholt hatte, fuer ihn den Esel.
[H woertlich: sattelte er ihm, dem Propheten, den er zurueckgeholt
hatte, den Esel.]

13:24   Er zog fort; doch unterwegs fiel ihn ein Loewe an und toetete ihn.
Seine Leiche lag hingestreckt am Weg, und der Esel stand neben ihr.
Auch der Loewe blieb neben der Leiche stehen.
[Der Auftrag Gottes ist fuer den Gottesmann ein Schicksal, dem er
sich nicht entziehen kann. Weil er sich weigerte, das Fehlen
jeglicher Gemeinschaft zwischen Gott und dem Nordreich darzustellen,
muss er es in seinem Tod zum Ausdruck bringen, indem er von der
Grabesgemeinschaft mit seinen Verwandten ausgeschlossen wird.]

13:25   Die Leute, die voruebergingen, sahen die Leiche am Weg liegen und den
Loewen neben ihr stehen. Sie kamen und erzaehlten es in der Stadt, in
der der alte Prophet wohnte.

13:26   Als der Prophet, der ihn vom Weg zurueckgeholt hatte, davon hoerte,
sagte er: Das ist der Gottesmann, der gegen den Befehl des Herrn
gehandelt hat. Darum hat ihn der Herr dem Loewen preisgegeben, und
dieser hat ihn zerrissen und getoetet, wie es der Herr ihm
angekuendigt hatte.

13:27   Dann befahl er seinen Soehnen: Sattelt mir den Esel! Sie taten es,

13:28   und er machte sich auf und fand die Leiche am Weg hingestreckt; der
Esel und der Loewe standen neben ihr. Der Loewe hatte die Leiche nicht
gefressen und den Esel nicht zerrissen.

13:29   Der Prophet hob nun die Leiche auf, legte sie auf den Esel und kam
mit ihr in die Stadt zurueck, um dem Gottesmann die Totenklage zu
halten und ihn zu begraben.

13:30   Er bestattete ihn in seinem eigenen Grab, und man klagte um ihn:
Ach, mein Bruder!

13:31   Nachdem er ihn begraben hatte, sagte er zu seinen Soehnen: Wenn ich
gestorben bin, bringt mich in das Grab, in dem der Gottesmann
beigesetzt ist, und legt meine Gebeine neben die seinen!

13:32   Denn das Wort, das er im Auftrag des Herrn gegen den Altar in Bet-El
und gegen alle Hoehentempel in den Staedten Samariens gesprochen hat,
wird in Erfuellung gehen.

13:33   Jerobeam kehrte auch nach diesem Ereignis von seinem boesen Weg nicht
um. Er bestellte weiterhin aus allen Teilen des Volkes Priester fuer
die Kulthoehen; jeden, der es wuenschte, setzte er als Hoehenpriester
ein.

13:34   Das aber wurde dem Haus Jerobeam als Suende angerechnet, so dass es
vernichtet und vom Erdboden vertilgt wurde.