Wir koennen das Vaterunser nicht beten, solange wir uns von der bruederlichen
Gemeinschaft fern halten, nicht solidarisch sind. Es heisst ja:
Gib uns unser Brot, vergib uns unsere Schuld. Gott wollte die Gemeinschaft
des Brotes, ja selbst der Suender.
Gott hat uns somit gelehrt, dass ein Sohnesgebet notwendig bruederlich sei,
dass man, um Sohn zu sein, Bruder sein muss. Trennt ein Sohn sich von den
Bruedern, dann ist er nicht mehr Sohn. Entzieht er sich der Gemeinschaft,
verschanzt er sich, so ist er kein Gotteskind mehr, weil er sich seiner
Gottebenbildlichkeit begibt. In Gott sind es drei Personen, die sich lieben;
Gott ist eine Gemeinschaft von Personen, Gott ist Ausstroemen, und die
Menschen sind nach dem Bild Gottes geschaffen worden. Man ist nicht Vater
fuer sich allein, ebenso wenig Sohn. Man ist nicht Geist des Austauschs und
der Liebe fuer sich allein. In Gott sind mehrere. Hoerten wir auf, Brueder zu
sein, blieben wir getrennt, so waeren wir Ebenbild eines einsamen Gottes ...
Im Gebet des Vaterunsers vereinigt sich die Menschheit. Sie nimmt ihre
Gestalt wieder an, indem sie jenem aufs Neue aehnlich wird, der sie nach
seinem Bild schuf. Man kann einem Wesen keinen groesseren Dienst erweisen,
als dass man ihm ein Antlitz vorhaelt, in dem es sich wieder erkennen und
annehmen kann (Louis Evely).