Jesus sehen

  Unsere Zeitgenossen verlangen danach, heute dem lebendigen Christus zu
  begegnen. Sie wollen ihn mit Augen sehen, mit Haenden greifen.

  Wie die Pilger griechischer Herkunft, die nach Jerusalem hinaufgezogen waren,
  sich an den Apostel Philippus wandten mit der Bitte: Wir wollen Jesus sehen,
  so wollen unsere Zeitgenossen ihm unmittelbar gegenebertreten. Das Unglueck
  fuer uns Christen ist, dass sie verlangen, Christus in jedem von uns zu
  sehen: wir sollen ihn durch uns hindurchscheinen lassen wie ein
  Kirchenfenster die Sonne.

  Was der Unglaeubige uns vorwirft, ist nicht, dass wir Christen sind, sondern
  dass wir es nicht genug sind: hierin liegt das Drama. Als Gandhi das
  Evangelium las, war er erschuettert und waere beinahe Christ geworden; der
  Anblick der Christen hielt ihn auf und liess ihn sich zureckziehen. Hier,
  wahrhaftig, liegt unsere groesste Verantwortung (Kardinal Leo Suenens).