Das Ziel der Schoepfung ist nicht der ewige Umtrieb des zeugerischen Lebens
  und die unablaessige Dramatik der Geschichte. Wenn es heisst:
  'Macht euch die Erde untertan', dann besagt das eben nicht:
  Schafft eine reiche, leistungsfaehige Kultur, schafft soziale Perfektion,
  wandelt mit eurer Technik die wilde Natur in ein Gehaeuse der Zivilisation,
  ueberwindet den Angriff der Natur, vertreibt die Winterkaelte, erleuchtet
  die Naechte, ueberquert die Ozeane und greift nach den Sternen!

  Das Wort 'Macht euch die Erde untertan!' bedeutet vielmehr:
  Wenn ihr nun so der Schoepfung euer Gepraege gebt, so sorgt dafuer,
  dass euer menschliches Leben und eure Kultur nicht
  zum Zeichen eurer ewigen Unruhe und eures verblendeten Titanentums werden,
  sondern dass sie Dank und Antwort sind an den,
  der euch diese Erde geschenkt hat. Sorgt, dass alles, was ihr tut,
  nicht sein Thema verfehlt, sondern dass es Anteil an dem behaelt,
  der alles geschaffen hat, und dass ein Widerschein seiner Ruhe darauffaellt.
  Sonst wird euch die Gabe eurer Weltherrschaft zwischen euren Haenden
  zerrinnen. Ihr werdet Gehetzte und Geaechtete eures eigenen Werkes werden.
  Eure Unruhe und eure Gier werden euch verzehren, bis ihr die Erde,
  statt sie zu unterwerfen, zur Hoelle gemacht habt, und bis ihr,
  statt dem Himmel zugewandt zu sein, einen Turm wider den Himmel baut
  - ja, bis ihr die Sintflut provoziert
  und am Ende eure Erde in den Himmel hineinsprengt (Helmut Thielicke).