Fuerbitten heisst, alle zu Gott mitnehmen, die uns am Herzen liegen, alle,
die wir kennen, oder alle, von denen wir wissen, dass sie eines Menschen
beduerfen, der sie vor Gott hin mitnimmt. Es heisst aber auch: diesen
Menschen selbst naeher kommen. Es gibt nicht nur ein Kennen von Mensch zu
Mensch, sondern auch ein Kennen auf dem Umweg ueber die Augen Gottes. Das
Licht Gottes faellt gleichsam auf das Gesicht des Menschen neben mir und
macht es klarer, deutlicher, verstaendlicher. Fuerbitten heisst auch: die
Gnade empfangen, lieben zu koennen. Indem ich mit einem anderen Menschen
zusammen vor Gott stehe und er mir verstaendlicher wird, entsteht Liebe zu
ihm. Ich beginne, mit ihm zu leben, mich mit ihm zu aengstigen, mit ihm zu
trauern, mich mit ihm zu freuen, mit ihm zu hoffen (Helmut Gollwitzer).