8:1    Die Taten des Messias: 8,1 - 9,34
Die Heilung eines Aussaetzigen: 8,1-4

Als Jesus von dem Berg herabstieg, folgten ihm viele Menschen.
[(1-4) Mk 1,40-45; Lk 5,12-14
1-9,34: Die Botschaft der Bergpredigt (Kap. 5 - 7) wird anschliessend
durch die Taten Jesu beglaubigt, die seine messianische Vollmacht bestaetigen.
Das sog. Wunderkapitel (Kap. 8 - 9) ist kunstvoll aufgebaut:
3 mal 3 Wunderberichte werden jeweils durch theologische Aussagen unterbrochen
und gedeutet.]

8:2    Da kam ein Aussaetziger, fiel vor ihm nieder und sagte:
Herr, wenn du willst, kannst du machen, dass ich rein werde.

8:3    Jesus streckte die Hand aus, beruehrte ihn und sagte:
Ich will es - werde rein! Im gleichen Augenblick wurde der Aussaetzige rein.

8:4    Jesus aber sagte zu ihm: Nimm dich in acht! Erzaehl niemand davon,
sondern geh, zeig dich dem Priester und bring das Opfer dar,
das Mose angeordnet hat. Das soll fuer sie ein Beweis (deiner Heilung) sein.
[9,30; 12,16; Mk 7,36; Lev 13,49; 14,2-32; Lk 17,14
Ein Beweis (deiner Heilung), andere Deutungsmoeglichkeiten:
ein Beweis (meiner Gesetzestreue); oder: ein Beweis (meiner Vollmacht).]

8:5    Der Hauptmann von Kafarnaum: 8,5-13

Als er nach Kafarnaum kam, trat ein Hauptmann an ihn heran und bat ihn:
[(5-10.13) Lk 7,1-10; Joh 4,46-53
5-10: In dem Grenzort Kafarnaum lag eine Garnison mit Truppen des
Herodes Antipas. Die Soldaten dieser Soeldnertruppe waren meist Nichtjuden.
Fromme Juden betraten die Haeuser von Heiden nicht,
um sich nicht unrein zu machen (vgl. die Anmerkung zu Mk 7,1-8.14-23).]

8:6    Herr, mein Diener liegt gelaehmt zu Hause und hat grosse Schmerzen.

8:7    Jesus sagte zu ihm: Ich will kommen und ihn gesund machen.
[Andere Uebersetzungsmoeglichkeit: Soll ich etwa kommen und ihn gesund machen?]

8:8    Da antwortete der Hauptmann: Herr, ich bin es nicht wert,
dass du mein Haus betrittst; sprich nur ein Wort, dann wird mein Diener gesund.

8:9    Auch ich muss Befehlen gehorchen, und ich habe selber Soldaten unter mir;
sage ich nun zu einem: Geh!, so geht er, und zu einem andern: Komm!,
so kommt er, und zu meinem Diener: Tu das!, so tut er es.

8:10   Jesus war erstaunt, als er das hoerte, und sagte zu denen, die ihm
nachfolgten: Amen, das sage ich euch:
Einen solchen Glauben habe ich in Israel noch bei niemand gefunden.

8:11   Ich sage euch: Viele werden von Osten und Westen kommen und mit
Abraham, Isaak und Jakob im Himmelreich zu Tisch sitzen;
[11f: Der Hauptmann von Kafarnaum wird als der erste Vertreter der Heidenwelt,
der zum Glauben kommt, herausgestellt.
(11-12) Lk 13,28f]

8:12   die aber, fuer die das Reich bestimmt war,
werden hinausgeworfen in die aeusserste Finsternis;
dort werden sie heulen und mit den Zaehnen knirschen.
[13,42.50; 22,13; 24,51; 25,30; Lk 13,28
die aber, fuer die das Reich bestimmt war, woertlich: die Soehne des Reichs.]

8:13   Und zum Hauptmann sagte Jesus: Geh! Es soll geschehen,
wie du geglaubt hast. Und in derselben Stunde wurde der Diener gesund.

8:14   Die Heilung der Schwiegermutter des Petrus: 8,14-15

Jesus ging in das Haus des Petrus und sah,
dass dessen Schwiegermutter im Bett lag und Fieber hatte.
[(14-15) Mk 1,29-31; Lk 4,38f]

8:15   Da beruehrte er ihre Hand, und das Fieber wich von ihr.
Und sie stand auf und sorgte fuer ihn.

8:16   Die Heilung von Besessenen und Kranken: 8,16-17

Am Abend brachte man viele Besessene zu ihm.
Er trieb mit seinem Wort die Geister aus und heilte alle Kranken.
[(16-17) Mk 1,32-34; Lk 4,40f
16f: Matthaeus sieht in den Heilungen einen Hinweis darauf,
dass Jesus als der verheissene leidende Gottesknecht
die Leiden der Menschheit auf sich nimmt.]

8:17   Dadurch sollte sich erfuellen,
was durch den Propheten Jesaja gesagt worden ist:
Er hat unsere Leiden auf sich genommen und unsere Krankheiten getragen.
[Jes 53,4]

8:18   Von der Nachfolge: 8,18-22

Als Jesus die vielen Menschen sah, die um ihn waren, befahl er, ans
andere Ufer zu fahren.

8:19   Da kam ein Schriftgelehrter zu ihm und sagte:
Meister, ich will dir folgen, wohin du auch gehst.
[(19-22) Lk 9,57-60]

8:20   Jesus antwortete ihm:
Die Fuechse haben ihre Hoehlen und die Voegel ihre Nester;
der Menschensohn aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann.

8:21   Ein anderer aber, einer seiner Juenger, sagte zu ihm:
Herr, lass mich zuerst heimgehen und meinen Vater begraben!

8:22   Jesus erwiderte: Folge mir nach; lass die Toten ihre Toten begraben!
[4,22; 9,9; 19,21; Mk 2,14; 8,34; 10,21; Lk 5,27; 9,23; 18,22;
Joh 1,43; 21,19.22]

8:23   Der Sturm auf dem See: 8,23-27

Er stieg in das Boot, und seine Juenger folgten ihm.
[(23-27) Mk 4,35-41; Lk 8,22-25]

8:24   Ploetzlich brach auf dem See ein gewaltiger Sturm los,
so dass das Boot von den Wellen ueberflutet wurde. Jesus aber schlief.
[ein gewaltiger Sturm, woertlich: ein gewaltiges Erdbeben (vgl. 24,7; 27,51).]

8:25   Da traten die Juenger zu ihm und weckten ihn; sie riefen:
Herr, rette uns, wir gehen zugrunde!
[14,30]

8:26   Er sagte zu ihnen: Warum habt ihr solche Angst, ihr Kleinglaeubigen?
Dann stand er auf, drohte den Winden und dem See,
und es trat voellige Stille ein.
[14,31f; Mk 6,51]

8:27   Die Leute aber staunten und sagten: Was ist das fuer ein Mensch, dass
ihm sogar die Winde und der See gehorchen?

8:28   Die Heilung der Besessenen von Gadara: 8,28-34

Als Jesus an das andere Ufer kam, in das Gebiet von Gadara,
liefen ihm aus den Grabhoehlen zwei Besessene entgegen.
Sie waren so gefaehrlich, dass niemand den Weg benutzen konnte,
der dort vorbeifuehrte.
[(28-34) Mk 5,1-17; Lk 8,26-37
Gadara, weniger gut bezeugte Lesarten: Gerasa, Gergesa.]

8:29   Sofort begannen sie zu schreien:
Was haben wir mit dir zu tun, Sohn Gottes?
Bist du hergekommen, um uns schon vor der Zeit zu quaelen?
[Mk 1,24; 3,11; Lk 4,34.41; Joh 2,4]

8:30   In einiger Entfernung weidete gerade eine grosse Schweineherde.

8:31   Da baten ihn die Daemonen:
Wenn du uns austreibst, dann schick uns in die Schweineherde!

8:32   Er sagte zu ihnen: Geht!
Da verliessen sie die beiden und fuhren in die Schweine.
Und die ganze Herde stuerzte sich den Abhang hinab in den See
und kam in den Fluten um.

8:33   Die Hirten flohen, liefen in die Stadt und erzaehlten dort alles,
auch das, was mit den Besessenen geschehen war.

8:34   Und die ganze Stadt zog zu Jesus hinaus;
als sie ihn trafen, baten sie ihn, ihr Gebiet zu verlassen.