Das heutige Fest, urspruenglich Gedenktag der Einweihung einer Marienkirche
in Jerusalem, wird im Osten seit dem 6. Jahrhundert als Marienfest gefeiert:
der Einzug der heiligen Mutter Gottes in den Tempel. Gemeint ist damit die
Darstellung und Darbringung Marias im Tempel durch ihre Eltern Joachim und
Anna. Daruueber wird in den vier kanonischen Evangelien nichts berichtet; die
Ueberlieferung stuetzt sich vor allem auf das apokryphe (unechte)
Protoevangelium des Jakobus. In der roemischen Kirche wurde das Fest
zunaechst abgelehnt, doch hat es sich seit dem 14. Jahrhundert allmaehlich
durchgesetzt. Der jetzige deutsche Name Gedenktag Unserer Lieben Frau in
Jerusalem legt den Festinhalt nicht fest. Mariae Opferung ist als
geschichtlicher Vorgang sehr fragwuerdig; richtiger wird es sein, Maria
selbst als den lebendigen Tempel Gottes zu ehren; durch das vorbehaltlose Ja
zu ihrer Berufung ist Maria die heilige Stadt Gottes geworden, die Erfuellung
des alten Jerusalem und das Urbild der christlichen Kirche.