Karl Borromaeus, nach dem hl. Ambrosius der zweite grosse Bischof von
Mailand, ist eine bedeutende Gestalt der Gegenreformation im 16. Jahrhundert.
Als Sohn des Grafen Gilberto Borromeo und der Patrizierin Margherita Medici
wurde er 1538 in der Burg Arona am Lago Maggiore geboren. Nach dem Studium
der Rechtswissenschaften in Pavia wurde er Sekretaer seines Onkels, des
Papstes Pius IV. Medici. 1560 wurde er Kardinaldiakon und Administrator des
Erzbistums Mailand. Die Priester- und die Bischofsweihe empfing er 1563. Er
war ein Mann der unermuedlichen Arbeit und des Gebets, der sich vom Glanz
seiner Karriere nicht blenden liess. Seine Briefe fuellen hundert Baende der
Ambrosianischen Bibliothek. Der Abschluss des Konzils von Trient war zum
guten Teil sein Verdienst. Von 1566 an ging er daran, in seiner Dioezese die
Konzilsbeschluesse durchzufuehren. Durch Synoden, Visitationen und Gruendung
von Seminaren reformierte er den Klerus und die Seelsorge; er stellte
Missbraeuche ab, sorgte fuer die Armen und Kranken, besonders im Pestjahr
1576. Im Oktober 1584 hielt er in Monte Varallo seine jaehrlichen
Einkehrtage. Als er nach Mailand zurueckkehrte, stellten die Aerzte fest,
dass seine Kraefte voellig verbraucht waren. Er starb mit 46 Jahren am
3. November 1584.
Das Hirtenamt
Auf Wunsch des jungen Kardinals Borromeo schrieb der Erzbischof von Braga
(in Portugal) ein Buechlein ueber die Pflichten des Bischofs. Darin steht:
Du beklagst dich, das Hirtenamt sei ein Hindernis deiner Froemmigkeit? Es ist
in Wirklichkeit nichts anderes als die staendige Uebung der hoechsten
Tugenden: der Liebe, der Gerechtigkeit und des Erbarmens. -
Das liess sich Karl Borromeo gesagt sein.