19:1    Untergang im Meer - Rettung durch das Meer: 19,1-17

Ueber die Frevler kam erbarmungsloser Zorn, bis sie vernichtet waren; denn
Gott wusste im voraus, wie sie sich verhalten wuerden:
[Ex 14,13f]

19:2    Sie selbst hatten den Abzug der Gerechten gestattet und sie sogar
dazu gedraengt; dann aber aenderten sie ihren Sinn und verfolgten sie.
[Ex 12,31-33; Ex 14,3-31]

19:3    Sie waren noch mit der Bestattung der Toten beschaeftigt und klagten
an ihren Graebern, als sie in ihrer Torheit einen anderen Entschluss fassten und denen wie Entlaufenen nachsetzten, denen sie flehentlich zugeredet
hatten wegzugehen.
[18,12]

19:4    Das selbstverschuldete Verhaengnis trieb sie in diesen Untergang und
liess sie alles vergessen, was geschehen war; denn sie sollten ueber die bisherigen Plagen hinaus die aeusserste Strafe erleiden.
[12,27]

19:5    Deinem Volk aber sollte sich ein unerwarteter Weg eroeffnen,
waehrend jene einen ungewoehnlichen Tod fanden.
[10,18f]

19:6    Das Wesen der ganzen Schoepfung wurde neugestaltet; sie gehorchte
deinen Befehlen, damit deine Kinder unversehrt bewahrt blieben.
[5,20; 16,24; 19,10f.18]

19:7    Man sah die Wolke, die das Lager ueberschattete, trockenes Land
tauchte auf, wo zuvor Wasser war; es zeigte sich ein Weg ohne Hindernisse
durch das Rote Meer, eine gruene Ebene stieg aus der gewaltigen Flut.
[Ex 14,19-22]

19:8    Von deiner Hand behuetet, zogen sie vollzaehlig hindurch und sahen
staunenswerte Wunder.

19:9    Sie weideten wie Rosse, huepften wie Laemmer und lobten dich, Herr,
ihren Retter.
[Jes 63,13f; Ex 15]

19:10   Denn sie dachten zudem auch an das, was im fremden Land geschehen
war: wie Muecken nicht von Tieren, sondern von der Erde hervorgebracht
wurden, und wie der Fluss nicht Wassertiere, sondern eine Menge Froesche auswarf.
[16,9; Ex 8,12f; Weish 16,1; Ex 7,28 - 8,2]

19:11   Schliesslich sahen sie auch Voegel auf eine neue Weise entstehen,
als sie, um ihre Gier zu befriedigen, nach ueppigen Speisen verlangten.
[16,2; 19,19
11f: Der Verfasser deutet "vom Meer her" (Num 11,31) so, wie wenn die
Wachteln aus dem Meer aufgetaucht waeren.]

19:12   Zu ihrem Trost entstiegen naemlich Wachteln dem Meer.
[Num 11,31f]

19:13   Die Strafen kamen ueber die Suender nicht ohne Warnung durch
wuchtige Blitze. Mit Recht mussten sie fuer ihre boesen Taten leiden, weil
sie einen so schlimmen Fremdenhass gezeigt hatten.
[Ex 9,18; Weish 12,26]

19:14   Waehrend andere die Unbekannten, die zu ihnen kamen, nicht
aufnahmen, machten diese sogar Gaeste, die ihre Wohltaeter waren, zu
Sklaven.
[Ri 19,15-30; Gen 47,25
14-17: Noch schlimmer als die Bewohner von Sodom (vgl. Gen 19,4-11), weil
sie die Nachkommen Jakobs, der mit seinen Soehnen vom Pharao nach Aegypten eingeladen worden war (Gen 45,17f), nicht nach den Regeln des Gastrechts behandelten, sondern zu Fronsklaven machten (Ex 1,11-14).]

19:15   Noch mehr: Gewiss wird auch jene eine Strafe treffen, weil sie
Fremde feindselig empfangen hatten;

19:16   diese aber haben Gaeste, die sie festlich aufgenommen hatten und die
schon die gleichen Buergerrechte genossen, mit schwerem Frondienst geplagt.

19:17   Wie jene an der Tuere des Gerechten mit Blindheit geschlagen wurden,
so auch diese, als sie von dichter Finsternis umgeben waren und jeder versuchte, seine Tuere zu finden.
[Gen 19,10f; Weish 17,2; Ex 10,21-23
Der "Gerechte" ist Lot.]

19:18   Schluss: 19,18-22

Die Elemente veraendern sich untereinander, wie auf einer Harfe die Toene
den Rhythmus aendern und doch den gleichen Klang behalten. Dies laesst sich
aus der Betrachtung der Geschehnisse deutlich erkennen.
[16,25]

19:19   Landtiere verwandelten sich in Wassertiere, und schwimmende Tiere
stiegen ans Land.

19:20   Das Feuer steigerte im Wasser die ihm eigene Kraft, und das Wasser
vergass seine loeschende Wirkung.
[16,17f]

19:21   Flammen verzehrten nicht das Fleisch der hinfaelligen Tiere, die
hineingerieten, noch schmolz im Feuer die eisartige, leichtschmelzende himmlische Speise.
[16,22f]

19:22   In allem hast du, Herr, dein Volk gross gemacht und verherrlicht; du
hast es nicht im Stich gelassen, sondern bist ihm immer und ueberall beigestanden.
[Jes 41,10]