15:1    Du aber, unser Gott, bist guetig, wahrhaftig und langmuetig; voll
Erbarmen durchwaltest du das All.
[8,1; Ex 34,6; Ps 86,5.15]

15:2    Auch wenn wir suendigen, gehoeren wir dir, da wir deine Staerke
kennen; doch wir wollen nicht suendigen, da wir wissen, dass wir dein
Eigentum sind.
[12,16-18]

15:3    Denn es ist vollendete Gerechtigkeit, dich zu verstehen; und deine
Staerke zu kennen ist die Wurzel der Unsterblichkeit.
[Hos 6,6; 1 Joh 2,3-6]

15:4    Die arglistige Erfindung der Menschen hat uns nicht verfuehrt, die
unfruchtbare Arbeit der Maler, eine mit bunten Farben besudelte Gestalt.
[13,14; 14,20]

15:5    Ihr Anblick erregt die Sehnsucht der Toren und weckt in ihnen das
Verlangen nach der leblosen Gestalt eines toten Bildes.

15:6    Liebhaber des Boesen und solcher Hoffnungen wuerdig sind alle, die
es anfertigen, die nach ihm verlangen und die es anbeten.
[14,8-10]

15:7    Der Toepfer knetet muehsam den weichen Ton, um daraus Gefaesse zu
unserem Gebrauch zu formen. Aus dem gleichen Lehm bildet er solche, die
sauberen Zwecken dienen, und solche fuer das Gegenteil, alle in gleicher
Weise; ueber den Gebrauch eines jeden entscheidet der Toepfer.
[Jer 18,3f; Roem 9,21]

15:8    Aus dem gleichen Lehm formt er in verkehrter Muehe auch einen
nichtigen Gott, er, der vor kurzem aus Erde entstand und bald dorthin
zurueckkehrt, woher er genommen ist, wenn seine Seele, das ihm anvertraute
Darlehen, zurueckgefordert wird.
[Gen 2,7; 3,19; Koh 12,7; Lk 12,20]

15:9    Doch es kuemmert ihn nicht, dass er dahinschwinden wird und nur ein
kurzes Leben hat. Er wetteifert mit Goldschmieden und Silbergiessern, er
ahmt Kupferschmiede nach und sieht seinen Ruhm darin, Trugbilder zu formen.

15:10   Asche ist sein Herz, noch weniger wert als Erdenstaub seine
Hoffnung, und sein Leben ist wertloser als Lehm.
[3,18; 5,14; 14,29; 2 Makk 7,14]

15:11   Seinen eigenen Bildner hat er naemlich nicht erkannt, den, der ihm
eine wirkende Seele eingehaucht und Lebensatem eingeblasen hat.

15:12   Nein, er haelt unser Leben fuer ein Kinderspiel, das Dasein fuer
einen eintraeglichen Jahrmarkt; er sagt, man muesse aus allem, auch aus
Schlechtem, Gewinn ziehen.

15:13   Denn er weiss besser als alle, dass er suendigt, wenn er aus dem
gleichen Erdenstoff nicht nur zerbrechliche Gefaesse, sondern auch
Goetzenbilder fertigt.
[15,7f]

15:14   Ganz unverstaendig aber und aermer als eines Kindes Seele waren die
Feinde, die dein Volk knechteten.
[12,24
14-19: Der Weise redet noch einmal vom Goetzendienst der Aegypter,
um dann in 16,1 den in 11,15 begonnenen Vergleich zu Ende zu fuehren.]

15:15   Sie hielten alle Goetzen der Voelker fuer Goetter, Goetter, die
weder ihre Augen gebrauchen koennen, um zu sehen, noch ihre Nase, um die
Luft zu atmen, noch ihre Ohren, um zu hoeren, noch die Finger ihrer Haende,
um zu tasten, und deren Fuesse nicht gehen koennen.
[Ps 115,4-7]

15:16   Ein Mensch hat sie gemacht, einer, dem der Geist nur geliehen ist,
hat sie gebildet; kein Mensch hat die Kraft, einen Gott zu bilden, der auch
nur ihm selber aehnlich waere.

15:17   Als Sterblicher schafft er mit frevelhaften Haenden nur Totes. Er
ist besser als seine angebeteten Gebilde; denn er bekam einmal Leben, diese
aber nie.
[13,10]

15:18   Sie verehren sogar die widerlichsten Tiere, die duemmsten im
Vergleich mit den anderen,
[(18-19) 11,15; 12,24]

15:19   solche, die nicht einmal schoen sind, so dass man an ihnen Gefallen
finden koennte, soweit das beim Anblick von Tieren moeglich ist, die zudem
Gottes Lob und seinen Segen verloren haben.
[Gen 1,21f.25; 3,14]