1:1 Aufforderung zu einem Leben nach der Weisheit: 1,1 - 6,21
Die Mahnung zu gerechtem Leben: 1,1-15
Liebt Gerechtigkeit, ihr Herrscher der Erde, denkt in Froemmigkeit an
den Herrn, sucht ihn mit reinem Herzen!
[1 Chr 29,17
Die Anrede ist an die Herrscher (woertlich: Richter) der Erde
gerichtet, weil der Verfasser als Koenig Salomo spricht. Angeredet
sind aber auch die unter Verfolgung leidenden Juden.]
1:2 Denn er laesst sich finden von denen, die ihn nicht versuchen,
und zeigt sich denen, die ihm nicht misstrauen.
[Jer 29,13f]
1:3 Verkehrte Gedanken trennen von Gott; wird seine Macht
herausgefordert, dann weist sie die Toren zurueck.
1:4 In eine Seele, die auf Boeses sinnt, kehrt die Weisheit nicht ein,
noch wohnt sie in einem Leib, der sich der Suende hingibt.
1:5 Denn der heilige Geist, der Lehrmeister, flieht vor der Falschheit,
er entfernt sich von unverstaendigen Gedanken und wird verscheucht,
wenn Unrecht naht.
[Der heilige Geist ist im AT die von Gott ausgehende Kraft, die den
Menschen zu ausserordentlichen Taten und zu prophetischem Reden
befaehigt.]
1:6 Die Weisheit ist ein menschenfreundlicher Geist, doch laesst sie
die Reden des Laesterers nicht straflos; denn Gott ist Zeuge seiner
heimlichen Gedanken, untrueglich durchschaut er sein Herz und hoert
seine Worte.
[7,23; 1 Sam 16,7; Jer 17,9f; Sir 42,18
seiner heimlichen Gedanken, woertlich: seiner Nieren. Die Nieren sind
im semitischen Denken Sitz der innersten Empfindungen. Das Herz gilt
als geistige Mitte, als Sitz der Gedanken und Willensentschluesse.]
1:7 Der Geist des Herrn erfuellt den Erdkreis, und er, der alles
zusammenhaelt, kennt jeden Laut.
[Jer 23,23-25; Weish 8,1]
1:8 Darum bleibt keiner verborgen, der Boeses redet, das Strafurteil
geht nicht an ihm vorueber.
1:9 Die Plaene des Frevlers werden untersucht; der Herr erfaehrt von
seinen Reden und bestraft seine Vergehen.
1:10 Denn das eifersuechtige Ohr hoert alles, kein leises Murren bleibt
ihm verborgen.
[Gott ist eifersuechtig auf seine Ehre bedacht (vgl. Ex 20,5; Jos
24,19; Jes 42,8; Ez 36,22f; 39,25).]
1:11 Huetet euch also vor unnuetzem Murren, und verwehrt eurer Zunge
das Verleumden! Denn euer heimliches Reden verhallt nicht ungehoert, und
ein Mund, der luegt, toetet die Seele.
[Spr 19,5.9]
1:12 Jagt nicht dem Tod nach in den Irrungen eures Lebens, und zieht
nicht durch euer Handeln das Verderben herbei!
1:13 Denn Gott hat den Tod nicht gemacht und hat keine Freude am
Untergang der Lebenden.
[2,23f; Ez 18,23.32]
1:14 Zum Dasein hat er alles geschaffen, und heilbringend sind die
Geschoepfe der Welt. Kein Gift des Verderbens ist in ihnen, das Reich
des Todes hat keine Macht auf der Erde;
1:15 denn die Gerechtigkeit ist unsterblich.
[3,4; 6,18]
1:16 Vom Treiben der Frevler: 1,16 - 2,24
Die Frevler aber holen winkend und rufend den Tod herbei und sehnen
sich nach ihm wie nach einem Freund; sie schliessen einen Bund mit
ihm, weil sie es verdienen, ihm zu gehoeren.
[Jes 28,15.18; Weish 2,24]