139:1    Der Mensch vor dem allwissenden Gott

[Fuer den Chormeister. Ein Psalm Davids.] Herr, du hast mich
erforscht und du kennst mich. /
[33,15; 44,22; Jer 12,3]

139:2    Ob ich sitze oder stehe, du weisst von mir. Von fern erkennst du
meine Gedanken.
[2 Koen 19,27; Ijob 31,4]

139:3    Ob ich gehe oder ruhe, es ist dir bekannt; du bist vertraut mit all
meinen Wegen.
es ist dir bekannt, woertlich: du pruefst es; oder: du misst es.

139:4    Noch liegt mir das Wort nicht auf der Zunge - du, Herr, kennst es
bereits.

139:5    Du umschliesst mich von allen Seiten und legst deine Hand auf mich.
[Ijob 1,10
Woertlich: Du umschliesst mich von hinten und von vorn.]

139:6    Zu wunderbar ist fuer mich dieses Wissen, zu hoch, ich kann es nicht
begreifen.
[92,6; 131,1; Roem 11,33]

139:7    Wohin koennte ich fliehen vor deinem Geist, wohin mich vor deinem
Angesicht fluechten?
[(7-10) Ijob 23,8f; Sir 16,17f; Jer 23,23f; Am 9,2f]

139:8    Steige ich hinauf in den Himmel, so bist du dort; bette ich mich in
der Unterwelt, bist du zugegen.
[Ijob 11,8]

139:9    Nehme ich die Fluegel des Morgenrots und lasse mich nieder am
aeussersten Meer,
[Jona 1,3]

139:10   auch dort wird deine Hand mich ergreifen und deine Rechte mich
fassen.
[mich ergreifen: Text korr.; H: mich leiten.]

139:11   Wuerde ich sagen: "Finsternis soll mich bedecken, / statt Licht soll
Nacht mich umgeben",
[(11-12) Ijob 26,6; 34,22; Dan 2,22
Text korr. nach den Uebersetzungen von Symmachus und Hieronymus;
H: Finsternis soll mich zermalmen.]

139:12   auch die Finsternis waere fuer dich nicht finster, die Nacht wuerde
leuchten wie der Tag, die Finsternis waere wie Licht.

139:13   Denn du hast mein Inneres geschaffen, mich gewoben im Schoss meiner
Mutter.
[(13-15) Ijob 10,8-11; Weish 7,1f]

139:14   Ich danke dir, dass du mich so wunderbar gestaltet hast. Ich weiss:
Staunenswert sind deine Werke.
[Text korr. nach G, S und Hieronymus.]

139:15   Als ich geformt wurde im Dunkeln, / kunstvoll gewirkt in den Tiefen
der Erde, waren meine Glieder dir nicht verborgen.
[Ijob 1,21]

139:16   Deine Augen sahen, wie ich entstand, in deinem Buch war schon alles
verzeichnet; meine Tage waren schon gebildet, als noch keiner von
ihnen da war.
[69,29; Ijob 14,5
Text korr.; H ist unklar.]

139:17   Wie schwierig sind fuer mich, o Gott, deine Gedanken, wie gewaltig
ist ihre Zahl!
[92,6; Ijob 11,7]

139:18   Wollte ich sie zaehlen, es waeren mehr als der Sand. Kaeme ich bis zum
Ende, waere ich noch immer bei dir.
[40,6; Sir 18,5-7
Kaeme ich bis zum Ende: Text korr.; H: Erwachte ich.]

139:19   Wolltest du, Gott, doch den Frevler toeten! Ihr blutgierigen
Menschen, lasst ab von mir!
[119,115]

139:20   Sie reden ueber dich voll Tuecke und missbrauchen deinen Namen.
[deinen Namen: Text korr.; H: deine Staedte; oder: deine Feinde.]

139:21   Soll ich die nicht hassen, Herr, die dich hassen, die nicht
verabscheuen, die sich gegen dich erheben?

139:22   Ich hasse sie mit gluehendem Hass; auch mir sind sie zu Feinden
geworden.

139:23   Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz, pruefe mich, und erkenne
mein Denken!
[17,3; 26,2]

139:24   Sieh her, ob ich auf dem Weg bin, der dich kraenkt, und leite mich
auf dem altbewaehrten Weg!
[25,4]