16:1    Die sieben Engel mit den Schalen des Zorns: 16,1-21

Dann hoerte ich, wie eine laute Stimme aus dem Tempel den sieben
Engeln zurief: Geht und giesst die sieben Schalen mit dem Zorn Gottes
ueber die Erde!
[Jes 66,6; Zef 3,8
1-21: Die Visionen von sieben Schalen erinnern an die aegyptischen
Plagen und andere Ueberlieferungen. Auch diese noch schlimmeren
Katastrophen bewegen die Menschen nicht zur Umkehr. Die drei letzten
dieser Visionen beziehen sich im besonderen auf die roemische
Weltmacht.]

16:2    Der erste ging und goss seine Schale ueber das Land. Da bildete sich
ein boeses und schlimmes Geschwuer an den Menschen, die das
Kennzeichen des Tieres trugen und sein Standbild anbeteten.
[Dtn 28,35; Ex 9,9f]

16:3    Der zweite Engel goss seine Schale ueber das Meer. Da wurde es zu
Blut, das aussah wie das Blut eines Toten; und alle Lebewesen im
Meer starben.
[Ex 7,17f]

16:4    Der dritte goss seine Schale ueber die Fluesse und Quellen. Da wurde
alles zu Blut.
[Ex 7,19]

16:5    Und ich hoerte den Engel, der die Macht ueber das Wasser hat, sagen:
Gerecht bist du, der du bist und der du warst, du Heiliger; denn
damit hast du ein gerechtes Urteil gefaellt.
[Ps 119,137; Ex 3,14 G; Dtn 32,4 G]

16:6    Sie haben das Blut von Heiligen und Propheten vergossen; deshalb
hast du ihnen Blut zu trinken gegeben, so haben sie es verdient.
[Ps 79,3; Jes 49,26 G]

16:7    Und ich hoerte eine Stimme vom Brandopferaltar her sagen: Ja, Herr,
Gott und Herrscher ueber die ganze Schoepfung. Wahr und gerecht sind
deine Gerichts urteile.
[Ps 19,10]

16:8    Der vierte Engel goss seine Schale ueber die Sonne. Da wurde ihr Macht
gegeben, mit ihrem Feuer die Menschen zu verbrennen.

16:9    Und die Menschen verbrannten in der grossen Hitze. Dennoch
verfluchten sie den Namen Gottes, der die Macht ueber diese Plagen
hat. Sie bekehrten sich nicht dazu, ihm die Ehre zu geben.

16:10   Der fuenfte Engel goss seine Schale ueber den Thron des Tieres. Da kam
Finsternis ueber das Reich des Tieres, und die Menschen zerbissen
sich vor Angst und Schmerz die Zunge.
[Ex 10,21f
Thron des Tieres: Symbol der Macht des in Rom residierenden Kaisers.]

16:11   Dennoch verfluchten sie den Gott des Himmels wegen ihrer Schmerzen
und ihrer Geschwuere; und sie liessen nicht ab von ihrem Treiben.

16:12   Der sechste Engel goss seine Schale ueber den grossen Strom, den
Eufrat. Da trocknete sein Wasser aus, so dass den Koenigen des Ostens
der Weg offen stand.
[Gen 15,18; Dtn 1,7; Jer 50,38; Jes 41,2.25
12-16: Diese Vision scheint zwei verschiedene Vorstellungen
miteinander zu verbinden: die Erwartung des Einbruchs der
Partherkoenige in das Roemerreich (V. 12) und die alttestamentliche
Erwartung eines grossen Ansturms der Heidenvoelker auf Israel (VV.
13-16).]

16:13   Dann sah ich aus dem Maul des Drachen und aus dem Maul des Tieres
und aus dem Maul des falschen Propheten drei unreine Geister
hervorkommen, die wie Froesche aussahen.

16:14   Es sind Daemonengeister, die Wunderzeichen tun; sie schwaermten aus zu
den Koenigen der ganzen Erde, um sie zusammenzuholen fuer den Krieg am
grossen Tag Gottes, des Herrschers ueber die ganze Schoepfung.
[Ex 8,3]

16:15   Siehe, ich komme wie ein Dieb. Selig, wer wach bleibt und sein
Gewand anbehaelt, damit er nicht nackt gehen muss und man seine Bloesse
sieht.
[1,3; Mt 24,37-44; Lk 12,35-40]

16:16   Die Geister fuehrten die Koenige an dem Ort zusammen, der auf
hebraeisch Harmagedon heisst.
[Harmagedon: wahrscheinlich ein apokalyptischer Symbol- und
Geheimname, keine geographische Bezeichnung. Er ist wohl durch die
Verknuepfung von hebraeisch "har" = Berg ("hoher Berg", vgl. Jes 14,13)
mit dem Ortsnamen "Megiddo" (Sach 12,11) entstanden.]

16:17   Und der siebte Engel goss seine Schale ueber die Luft. Da kam eine
laute Stimme aus dem Tempel, die vom Thron her rief: Es ist
geschehen.
[Jes 66,6]

16:18   Und es folgten Blitze, Stimmen und Donner; es entstand ein
gewaltiges Erdbeben, wie noch keines gewesen war, seitdem es
Menschen auf der Erde gibt. So gewaltig war dieses Beben.
[Ex 19,16; Dan 12,1]

16:19   Die grosse Stadt brach in drei Teile auseinander, und die Staedte der
Voelker stuerzten ein. Gott hatte sich an Babylon, die Grosse, erinnert
und reichte ihr den Becher mit dem Wein seines raechenden Zornes.
[Dan 4,27; Jes 51,17.22; Jer 25,15 (Mit der "grossen Stadt" kann auch
Jerusalem als endzeitliche Welthauptstadt gemeint sein. B. Dalkmann)]

16:20   Alle Inseln verschwanden, und es gab keine Berge mehr.

16:21   Und gewaltige Hagelbrocken, zentnerschwer, stuerzten vom Himmel auf
die Menschen herab. Dennoch verfluchten die Menschen Gott wegen
dieser Hagelplage; denn die Plage war ueber die Massen gross.
[Ex 9,22-26]