Da kamen von Jerusalem Pharisaeer und Schriftgelehrte zu Jesus und
sagten:
[(1-20) Mk 7,1-23
1f: Ueber die Reinheitsvorschriften der Pharisaeer und Schriftgelehrten
vgl. Mk 7,1-4 und die dortige Anmerkung.]
15:2 Warum missachten deine Juenger die Ueberlieferung der Alten? Denn sie
waschen sich nicht die Haende vor dem Essen.
[Lk 11,38; Kol 2,21f]
15:3 Er entgegnete ihnen: Warum missachtet denn ihr Gottes Gebot um eurer
Ueberlieferung willen?
15:4 Gott hat gesagt: Ehre Vater und Mutter!, und: Wer Vater oder Mutter
verflucht, soll mit dem Tod bestraft werden.
[Ex 20,12; 21,17; Dtn 5,16; Lev 20,9]
15:5 Ihr aber lehrt: Wer zu Vater oder Mutter sagt: Was ich dir schulde,
erklaere ich zur Opfergabe!,
[5f: Ueber das Korban-Geluebde vgl. die Anmerkung zu Mk 7, 9-13.]
15:6 der braucht seinen Vater oder seine Mutter nicht mehr zu ehren.
Damit habt ihr Gottes Wort um eurer Ueberlieferung willen ausser Kraft
gesetzt.
[Gottes Wort, nach anderen Textzeugen: Gottes Gesetz.]
15:7 Ihr Heuchler! Der Prophet Jesaja hatte recht, als er ueber euch
sagte:
15:8 Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, sein Herz aber ist weit weg
von mir.
[Jes 29,13 G]
15:9 Es ist sinnlos, wie sie mich verehren; was sie lehren, sind
Satzungen von Menschen.
15:10 Und er rief die Leute zu sich und sagte: Hoert und begreift:
15:11 Nicht das, was durch den Mund in den Menschen hineinkommt, macht ihn
unrein, sondern was aus dem Mund des Menschen herauskommt, das macht
ihn unrein.
[In diesem wichtigen Satz wird der Wert jeder religioesen
Verhaltensweise und Handlung von der Gesinnung des Handelnden
abhaengig gemacht, nicht vom aeusseren Vollzug. Es gibt also keine Suende
ohne boese Gesinnung.]
15:12 Da kamen die Juenger zu ihm und sagten: Weisst du, dass die Pharisaeer
ueber deine Worte empoert sind?
15:13 Er antwortete ihnen: Jede Pflanze, die nicht mein himmlischer Vater
gepflanzt hat, wird ausgerissen werden.
15:14 Lasst sie, es sind blinde Blindenfuehrer. Und wenn ein Blinder einen
Blinden fuehrt, werden beide in eine Grube fallen.
[23,16.24; Lk 6,39]
15:15 Da sagte Petrus zu ihm: Erklaere uns jenes raetselhafte Wort!
15:16 Er antwortete: Seid auch ihr noch immer ohne Einsicht?
15:17 Begreift ihr nicht, dass alles, was durch den Mund (in den Menschen)
hineinkommt, in den Magen gelangt und dann wieder ausgeschieden
wird?
15:18 Was aber aus dem Mund herauskommt, das kommt aus dem Herzen, und das
macht den Menschen unrein.
15:19 Denn aus dem Herzen kommen boese Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, falsche Zeugenaussagen und Verleumdungen.
[Roem 1,29-31; 1 Kor 5,10f; Gal 5,19-21; Eph 5,3-5; Kol 3,5;
1 Tim 1,9f; 2 Tim 3,2-4; 1 Petr 4,3
Vgl. die Anmerkung zu Mk 7,21.]
15:20 Das ist es, was den Menschen unrein macht; aber mit ungewaschenen
Haenden essen macht ihn nicht unrein.
15:21 Die Erhoerung der Bitte einer heidnischen Frau: 15,21-28
Von dort zog sich Jesus in das Gebiet von Tyrus und Sidon zurueck.
[(21-28) Mk 7,24-30]
15:22 Da kam eine kanaanaeische Frau aus jener Gegend zu ihm und rief: Hab
Erbarmen mit mir, Herr, du Sohn Davids! Meine Tochter wird von einem
Daemon gequaelt.
[9,27]
15:23 Jesus aber gab ihr keine Antwort. Da traten seine Juenger zu ihm und
baten: Befrei sie (von ihrer Sorge), denn sie schreit hinter uns
her.
[Befrei sie (von ihrer Sorge), andere Uebersetzungsmoeglichkeit: Schick
sie weg.]
15:24 Er antwortete: Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses
Israel gesandt.
[10,6]
15:25 Doch die Frau kam, fiel vor ihm nieder und sagte: Herr, hilf mir!
15:26 Er erwiderte: Es ist nicht recht, das Brot den Kindern wegzunehmen
und den Hunden vorzuwerfen.
15:27 Da entgegnete sie: Ja, du hast recht, Herr! Aber selbst die Hunde
bekommen von den Brotresten, die vom Tisch ihrer Herren fallen.
15:28 Darauf antwortete ihr Jesus: Frau, dein Glaube ist gross. Was du
willst, soll geschehen. Und von dieser Stunde an war ihre Tochter
geheilt.
15:29 Die Heilung vieler Kranker: 15,29-31
Jesus zog weiter und kam an den See von Galilaea. Er stieg auf einen
Berg und setzte sich.
[(29-31) Mk 7,31-37]
15:30 Da kamen viele Menschen und brachten Lahme, Krueppel, Blinde, Stumme
und viele andere Kranke zu ihm; sie legten sie vor ihn hin, und er
heilte sie.
15:31 Als die Menschen sahen, dass Stumme ploetzlich redeten, Krueppel gesund
wurden, Lahme gehen und Blinde sehen konnten, waren sie erstaunt und
priesen den Gott Israels.
15:32 Die Speisung der Viertausend: 15,32-39
Jesus rief seine Juenger zu sich und sagte: Ich habe Mitleid mit
diesen Menschen; sie sind schon drei Tage bei mir und haben nichts
mehr zu essen. Ich will sie nicht hungrig wegschicken, sonst brechen
sie unterwegs zusammen.
[(32-39) 14,13-21; Mk 6,32-44; Lk 9,10-17; Joh 6,1-13; Mk 8,1-10]
15:33 Da sagten die Juenger zu ihm: Wo sollen wir in dieser unbewohnten
Gegend so viel Brot hernehmen, um so viele Menschen satt zu machen?
15:34 Jesus sagte zu ihnen: Wie viele Brote habt ihr? Sie antworteten:
Sieben, und noch ein paar Fische.
15:35 Da forderte er die Leute auf, sich auf den Boden zu setzen.
15:36 Und er nahm die sieben Brote und die Fische, sprach das Dankgebet,
brach die Brote und gab sie den Juengern, und die Juenger verteilten
sie an die Leute.
15:37 Und alle assen und wurden satt. Dann sammelte man die
uebriggebliebenen Brotstuecke ein, sieben Koerbe voll.
15:38 Es waren viertausend Maenner, die an dem Mahl teilgenommen hatten,
dazu noch Frauen und Kinder.
15:39 Danach schickte er die Menge nach Hause, stieg ins Boot und fuhr in
die Gegend von Magadan.
[Die genaue Lage dieses Ortes ist nicht bekannt. Ein Teil spaeterer
Textzeugen nennt hier Magdala, das westlich von Kafarnaum in einer
Bucht des Sees von Gennesaret lag.]