13:1 Die Rede ueber das Himmelreich: 13,1-53
Das Gleichnis vom Saemann: 13,1-9
An jenem Tag verliess Jesus das Haus und setzte sich an das Ufer des
Sees.
[(1-9) Mk 4,1-9; Lk 8,4-8
1-53: In der Rede ueber das Himmelreich fasst Matthaeus sieben
Gleichnisse zusammen, die vom Reich Gottes handeln. Drei dieser
Gleichnisse finden sich auch bei Lukas, davon zwei auch bei Markus,
vier gehoeren zum Sondergut des Evangelisten: Unkraut unter dem
Weizen, Schatz und Perle, Fischnetz. Alle Himmelreichsgleichnisse
setzen voraus, dass das Reich Gottes bereits mit dem Wirken Jesu
anbricht.]
13:2 Da versammelte sich eine grosse Menschenmenge um ihn. Er stieg
deshalb in ein Boot und setzte sich; die Leute aber standen am Ufer.
13:3 Und er sprach lange zu ihnen in Form von Gleichnissen. Er sagte: Ein
Saemann ging aufs Feld, um zu saeen.
13:4 Als er saete, fiel ein Teil der Koerner auf den Weg, und die Voegel
kamen und frassen sie.
13:5 Ein anderer Teil fiel auf felsigen Boden, wo es nur wenig Erde gab,
und ging sofort auf, weil das Erdreich nicht tief war;
13:6 als aber die Sonne hochstieg, wurde die Saat versengt und verdorrte,
weil sie keine Wurzeln hatte.
13:7 Wieder ein anderer Teil fiel in die Dornen, und die Dornen wuchsen
und erstickten die Saat.
13:8 Ein anderer Teil schliesslich fiel auf guten Boden und brachte
Frucht, teils hundertfach, teils sechzigfach, teils dreissigfach.
13:9 Wer Ohren hat, der hoere!
[11,15]
13:10 Sinn und Zweck der Gleichnisse: 13,10-17
Da kamen die Juenger zu ihm und sagten: Warum redest du zu ihnen in
Gleichnissen?
[(10-17) Mk 4,10-12; Lk 8,9f]
13:11 Er antwortete: Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Himmelreichs
zu erkennen; ihnen aber ist es nicht gegeben.
13:12 Denn wer hat, dem wird gegeben, und er wird im Ueberfluss haben; wer
aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat.
[25,29; Mk 4,25; Lk 8,18; 19,26]
13:13 Deshalb rede ich zu ihnen in Gleichnissen, weil sie sehen und doch
nicht sehen, weil sie hoeren und doch nicht hoeren und nichts
verstehen.
13:14 An ihnen erfuellt sich die Weissagung Jesajas: Hoeren sollt ihr,
hoeren, aber nicht verstehen; sehen sollt ihr, sehen, aber nicht
erkennen.
[(14f) Jes 6,9f; Apg 28,26f; Joh 12,40]
13:15 Denn das Herz dieses Volkes ist hart geworden, und mit ihren Ohren
hoeren sie nur schwer, und ihre Augen halten sie geschlossen, damit
sie mit ihren Augen nicht sehen und mit ihren Ohren nicht hoeren,
damit sie mit ihrem Herzen nicht zur Einsicht kommen, damit sie sich
nicht bekehren und ich sie nicht heile.
13:16 Ihr aber seid selig, denn eure Augen sehen und eure Ohren hoeren.
[(16-17) Lk 10,23f]
13:17 Amen, ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte haben sich danach
gesehnt zu sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, und zu
hoeren, was ihr hoert, und haben es nicht gehoert.
[1 Petr 1,10-12]
13:18 Die Deutung des Gleichnisses vom Saemann: 13,18-23
Hoert also, was das Gleichnis vom Saemann bedeutet.
[(18-23) Mk 4,13-20; Lk 8,11-15]
13:19 Immer wenn ein Mensch das Wort vom Reich hoert und es nicht versteht,
kommt der Boese und nimmt alles weg, was diesem Menschen ins Herz
gesaet wurde; hier ist der Samen auf den Weg gefallen.
13:20 Auf felsigen Boden ist der Samen bei dem gefallen, der das Wort hoert
und sofort freudig aufnimmt,
13:21 aber keine Wurzeln hat, sondern unbestaendig ist; sobald er um des
Wortes willen bedraengt oder verfolgt wird, kommt er zu Fall.
13:22 In die Dornen ist der Samen bei dem gefallen, der das Wort zwar
hoert, aber dann ersticken es die Sorgen dieser Welt und der
truegerische Reichtum, und es bringt keine Frucht.
[1 Tim 6,9]
13:23 Auf guten Boden ist der Samen bei dem gesaet, der das Wort hoert und
es auch versteht; er bringt dann Frucht, hundertfach oder
sechzigfach oder dreissigfach.
13:24 Das Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen: 13,24-30
Und Jesus erzaehlte ihnen noch ein anderes Gleichnis: Mit dem
Himmelreich ist es wie mit einem Mann, der guten Samen auf seinen
Acker saete.
[(24-30) 13,36-43]
13:25 Waehrend nun die Leute schliefen, kam sein Feind, saete Unkraut unter
den Weizen und ging wieder weg.
13:26 Als die Saat aufging und sich die Aehren bildeten, kam auch das
Unkraut zum Vorschein.
13:27 Da gingen die Knechte zu dem Gutsherrn und sagten: Herr, hast du
nicht guten Samen auf deinen Acker gesaet? Woher kommt dann das
Unkraut?
13:28 Er antwortete: Das hat ein Feind von mir getan. Da sagten die
Knechte zu ihm: Sollen wir gehen und es ausreissen?
13:29 Er entgegnete: Nein, sonst reisst ihr zusammen mit dem Unkraut auch
den Weizen aus.
13:30 Lasst beides wachsen bis zur Ernte. Wenn dann die Zeit der Ernte da
ist, werde ich den Arbeitern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und
bindet es in Buendel, um es zu verbrennen; den Weizen aber bringt in
meine Scheune.
[3,12]
13:31 Das Gleichnis vom Senfkorn: 13,31-32
Er erzaehlte ihnen ein weiteres Gleichnis und sagte: Mit dem
Himmelreich ist es wie mit einem Senfkorn, das ein Mann auf seinen
Acker saete.
[17,20; Lk 17,6; (31-32) Mk 4,30-32; Lk 13,18f]
13:32 Es ist das kleinste von allen Samenkoernern; sobald es aber
hochgewachsen ist, ist es groesser als die anderen Gewaechse und wird
zu einem Baum, so dass die Voegel des Himmels kommen und in seinen
Zweigen nisten.
[Dan 4,8f.18; Ez 17,23]
13:33 Das Gleichnis vom Sauerteig: 13,33
Und er erzaehlte ihnen noch ein Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es
wie mit dem Sauerteig, den eine Frau unter einen grossen Trog Mehl
mischte, bis das Ganze durchsaeuert war.
[1 Kor 5,6; Gal 5,9; Lk 13,20f
unter einen grossen Trog Mehl, woertlich: unter drei Sea Mehl. Eine Sea
entspricht etwa dreizehn Litern.]
13:34 Die Bedeutung der Gleichnisse: 13,34-35
Dies alles sagte Jesus der Menschenmenge durch Gleichnisse; er
redete nur in Gleichnissen zu ihnen.
[Mk 4,33f]
13:35 Damit sollte sich erfuellen, was durch den Propheten gesagt worden
ist: Ich oeffne meinen Mund und rede in Gleichnissen, ich verkuende,
was seit der Schoepfung verborgen war.
[Ps 78,2
Mehrere alte Textzeugen haben: seit der Schoepfung der Welt.]
13:36 Die Deutung des Gleichnisses vom Unkraut: 13,36-43
Dann verliess er die Menge und ging nach Hause. Und seine Juenger
kamen zu ihm und sagten: Erklaere uns das Gleichnis vom Unkraut auf
dem Acker.
[(36-43) 13,24-30]
13:37 Er antwortete: Der Mann, der den guten Samen saet, ist der
Menschensohn;
13:38 der Acker ist die Welt; der gute Samen, das sind die Soehne des
Reiches; das Unkraut sind die Soehne des Boesen;
13:39 der Feind, der es gesaet hat, ist der Teufel; die Ernte ist das Ende
der Welt; die Arbeiter bei dieser Ernte sind die Engel.
13:40 Wie nun das Unkraut aufgesammelt und im Feuer verbrannt wird, so
wird es auch am Ende der Welt sein:
[3,10; 7,19; Joh 15,6]
13:41 Der Menschensohn wird seine Engel aussenden, und sie werden aus
seinem Reich alle zusammenholen, die andere verfuehrt und Gottes
Gesetz uebertreten haben,
[24,31f]
13:42 und werden sie in den Ofen werfen, in dem das Feuer brennt. Dort
werden sie heulen und mit den Zaehnen knirschen.
[8,12]
13:43 Dann werden die Gerechten im Reich ihres Vaters wie die Sonne
leuchten. Wer Ohren hat, der hoere!
[Dan 12,3; Mt 11,15]
13:44 Die Gleichnisse vom Schatz und von der Perle: 13,44-46
Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, der in einem Acker
vergraben war. Ein Mann entdeckte ihn, grub ihn aber wieder ein. Und
in seiner Freude verkaufte er alles, was er besass, und kaufte den
Acker.
13:45 Auch ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Kaufmann, der schoene
Perlen suchte.
13:46 Als er eine besonders wertvolle Perle fand, verkaufte er alles, was
er besass, und kaufte sie.
13:47 Das Gleichnis vom Fischnetz: 13,47-50
Weiter ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Netz, das man ins
Meer warf, um Fische aller Art zu fangen.
13:48 Als es voll war, zogen es die Fischer ans Ufer; sie setzten sich,
lasen die guten Fische aus und legten sie in Koerbe, die schlechten
aber warfen sie weg.
13:49 So wird es auch am Ende der Welt sein: Die Engel werden kommen und
die Boesen von den Gerechten trennen
13:50 und in den Ofen werfen, in dem das Feuer brennt. Dort werden sie
heulen und mit den Zaehnen knirschen.
[8,12]
13:51 Abschluss der Rede: 13,51-53
Habt ihr das alles verstanden? Sie antworteten: Ja.
13:52 Da sagte er zu ihnen: Jeder Schriftgelehrte also, der ein Juenger des
Himmelreichs geworden ist, gleicht einem Hausherrn, der aus seinem
reichen Vorrat Neues und Altes hervorholt.
13:53 Als Jesus diese Gleichnisse beendet hatte, zog er weiter.
13:54 Weitere Taten - Belehrung der Juenger: 13,54 - 17,27
Die Ablehnung Jesu in seiner Heimat: 13,54-58
Jesus kam in seine Heimatstadt und lehrte die Menschen dort in der
Synagoge. Da staunten alle und sagten: Woher hat er diese Weisheit
und die Kraft, Wunder zu tun?
[Joh 7,15; (54-58) Mk 6,1-6a; Lk 4,16-30
54-58: Der Bericht ueber die Ablehnung Jesu in Nazaret gibt auch
Auskunft ueber die Familie Jesu: Nach Matthaeus war der Vater Jesu,
nach der Parallelstelle Mk 6,1-6 Jesus selbst Bauhandwerker. (Zu den
Bruedern und Schwestern Jesu vgl. die Anmerkung zu Mt 12,46f.)]
13:55 Ist das nicht der Sohn des Zimmermanns? Heisst nicht seine Mutter
Maria, und sind nicht Jakobus, Josef, Simon und Judas seine Brueder?
[Joh 6,42]
13:56 Leben nicht alle seine Schwestern unter uns? Woher also hat er das
alles?
13:57 Und sie nahmen Anstoss an ihm und lehnten ihn ab. Da sagte Jesus zu
ihnen: Nirgends hat ein Prophet so wenig Ansehen wie in seiner
Heimat und in seiner Familie.
[Joh 4,44]
13:58 Und wegen ihres Unglaubens tat er dort nur wenige Wunder.