10:1    Die Wahl der Zwoelf: 10,1-4

Dann rief er seine zwoelf Juenger zu sich und gab ihnen die Vollmacht,
die unreinen Geister auszutreiben und alle Krankheiten und Leiden zu
heilen.
[Mk 6,7; Lk 9,1; (1-4) Mk 3,13-19; Lk 6,12-16]

10:2    Die Namen der zwoelf Apostel sind: an erster Stelle Simon, genannt
Petrus, und sein Bruder Andreas, dann Jakobus, der Sohn des
Zebedaeus, und sein Bruder Johannes,
[(2-4) Joh 1,40-44; Apg 1,13]

10:3    Philippus und Bartholomaeus, Thomas und Matthaeus, der Zoellner,
Jakobus, der Sohn des Alphaeus, und Thaddaeus,

10:4    Simon Kananaeus und Judas Iskariot, der ihn spaeter verraten hat.
[Kananaeus ist nicht Eigenname, sondern Beiname im Sinn von "der
Zelot", "der Eiferer". (Auch Ish-kariot ist ein Beiname und bedeutet "Mann
des Messers", wahrscheinlich ebenfalls Bezeichnung fuer eine Sekte wie
die Zeloten, die sich gewaltsam von den Roemern befreien wollten. Der 2.
Jakobus war einer der sogenannten "Brueder" Jesu. B. Dalkmann)]

10:5    Anweisung fuer die Mission: 10,5-15

Diese Zwoelf sandte Jesus aus und gebot ihnen: Geht nicht zu den
Heiden, und betretet keine Stadt der Samariter,
[(5-15) Lk 10,4-12; Mk 6,8-11; Lk 9,2-5]

10:6    sondern geht zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel.
[15,24]

10:7    Geht und verkuendet: Das Himmelreich ist nahe.
[4,17]

10:8    Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussaetzige rein, treibt Daemonen
aus! Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben.

10:9    Steckt nicht Gold, Silber und Kupfermuenzen in euren Guertel.

10:10   Nehmt keine Vorratstasche mit auf den Weg, kein zweites Hemd, keine
Schuhe, keinen Wanderstab; denn wer arbeitet, hat ein Recht auf
seinen Unterhalt.
[1 Kor 9,5-14; 1 Tim 5,18]

10:11   Wenn ihr in eine Stadt oder in ein Dorf kommt, erkundigt euch, wer
es wert ist, euch aufzunehmen; bei ihm bleibt, bis ihr den Ort
wieder verlasst.

10:12   Wenn ihr in ein Haus kommt, dann wuenscht ihm Frieden.

10:13   Wenn das Haus es wert ist, soll der Friede, den ihr ihm wuenscht, bei
ihm einkehren. Ist das Haus es aber nicht wert, dann soll der Friede
zu euch zurueckkehren.

10:14   Wenn man euch aber in einem Haus oder in einer Stadt nicht aufnimmt
und eure Worte nicht hoeren will, dann geht weg, und schuettelt den
Staub von euren Fuessen.
[Apg 13,51]

10:15   Amen, das sage ich euch: Dem Gebiet von Sodom und Gomorra wird es am
Tag des Gerichts nicht so schlimm ergehen wie dieser Stadt.
[Gen 19,23-29; Mt 11,24]

10:16   Aufforderung zu furchtlosem Bekenntnis: 10,16-39

Seht, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Woelfe; seid daher
klug wie die Schlangen und arglos wie die Tauben!
[Joh 10,12; Lk 10,3]

10:17   Nehmt euch aber vor den Menschen in acht! Denn sie werden euch vor
die Gerichte bringen und in ihren Synagogen auspeitschen.
[Joh 16,1-4 a; (17-22) Kap 24,9-14; Mk 13,9-13; Lk 21,12-19]

10:18   Ihr werdet um meinetwillen vor Statthalter und Koenige gefuehrt, damit
ihr vor ihnen und den Heiden Zeugnis ablegt.

10:19   Wenn man euch vor Gericht stellt, macht euch keine Sorgen, wie und
was ihr reden sollt; denn es wird euch in jener Stunde eingegeben,
was ihr sagen sollt.
[(19-20) Lk 12,11f]

10:20   Nicht ihr werdet dann reden, sondern der Geist eures Vaters wird
durch euch reden.

10:21   Brueder werden einander dem Tod ausliefern und Vaeter ihre Kinder, und
die Kinder werden sich gegen ihre Eltern auflehnen und sie in den
Tod schicken.
[10,35]

10:22   Und ihr werdet um meines Namens willen von allen gehasst werden; wer
aber bis zum Ende standhaft bleibt, der wird gerettet.
[Joh 15,18; Mt 24,13]

10:23   Wenn man euch in der einen Stadt verfolgt, so flieht in eine andere.
Amen, ich sage euch: Ihr werdet nicht zu Ende kommen mit den Staedten
Israels, bis der Menschensohn kommt.
[16,28]

10:24   Ein Juenger steht nicht ueber seinem Meister und ein Sklave nicht ueber
seinem Herrn.
[Lk 6,40; Joh 13,16; 15,20]

10:25   Der Juenger muss sich damit begnuegen, dass es ihm geht wie seinem
Meister, und der Sklave, dass es ihm geht wie seinem Herrn. Wenn man
schon den Herrn des Hauses Beelzebul nennt, dann erst recht seine
Hausgenossen.
[12,24.27; Mk 3,22; Lk 11,15.18f
Beelzebul: Die bisher uebliche Namensform Beelzebub geht auf die
Vulgatauebersetzung zurueck; zur Sache vgl. Mt 12,24.]

10:26   Darum fuerchtet euch nicht vor ihnen! Denn nichts ist verhuellt, was
nicht enthuellt wird, und nichts ist verborgen, was nicht bekannt
wird.
[Mk 4,22; Lk 8,17; (26-33) Lk 12,2-9]

10:27   Was ich euch im Dunkeln sage, davon redet am hellen Tag, und was man
euch ins Ohr fluestert, das verkuendet von den Daechern.

10:28   Fuerchtet euch nicht vor denen, die den Leib toeten, die Seele aber
nicht toeten koennen, sondern fuerchtet euch vor dem, der Seele und
Leib ins Verderben der Hoelle stuerzen kann.
[Jak 4,12 (ins Verderben ... woertlich: in der Hoelle verderben kann. Es geht hier
um den Satan, den Feind Gottes, der Seele und Leib verderben kann, nicht erst
in der Hoelle. Luther und viele evangelische Uebersetzungen uebersetzen
faelschlich: sondern fuerchtet Gott, der Seele und Leib in der Hoelle verderben
kann. B. Dalkmann)]

10:29   Verkauft man nicht zwei Spatzen fuer ein paar Pfennig? Und doch faellt
keiner von ihnen zur Erde ohne den Willen eures Vaters.
[ein paar Pfennig, woertlich: ein As. Das As war die zweitkleinste
roemische Muenze.]

10:30   Bei euch aber sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezaehlt.
[Lk 21,18]

10:31   Fuerchtet euch also nicht! Ihr seid mehr wert als viele Spatzen.

10:32   Wer sich nun vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich
mich vor meinem Vater im Himmel bekennen.

10:33   Wer mich aber vor den Menschen verleugnet, den werde auch ich vor
meinem Vater im Himmel verleugnen.
[Mk 8,38; Lk 9,26]

10:34   Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen.
Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert.
[(34-36) Lk 12,51-53 (Dort wo Menschen an Jesus glauben und folglich nach
Mt 5,5 und Mt 5,43-48 keine Waffen benutzen, werden sie mit dem Schwert
bekaempft werden.  Diese Prophezeihung Jesu hat sich besonders durch den
politischen Islamismus und den Kommunismus erfuellt. B. Dalkmann)]

10:35   Denn ich bin gekommen, um den Sohn mit seinem Vater zu entzweien und
die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer
Schwiegermutter;
[10,21; Mi 7,6]

10:36   und die Hausgenossen eines Menschen werden seine Feinde sein.

10:37   Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wuerdig,
und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht
wuerdig.
[19,29; (37-38) Lk 14,26f]

10:38   Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist
meiner nicht wuerdig.
[(38-39) 16,24f; Mk 8,34f; Lk 9,23f; Joh 12,25f (sein Kreuz auf sich nimmt: d.h. wie
Jesus die Wahrheit bezeugen und lieber den Tod erleiden als andere toeten.
"sein Kreuz": kann auch ein anderes sinnvolles Opfer des eigenen Lebens fuer
andere bedeuten. B. Dalkmann) ]

10:39   Wer das Leben gewinnen will, wird es verlieren; wer aber das Leben
um meinetwillen verliert, wird es gewinnen.
[Lk 17,33]

10:40   Vom Lohn fuer die Aufnahme der Juenger: 10,40-42

Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf, und wer mich aufnimmt, nimmt
den auf, der mich gesandt hat.
[Lk 10,16; Joh 13,20]

10:41   Wer einen Propheten aufnimmt, weil es ein Prophet ist, wird den Lohn
eines Propheten erhalten. Wer einen Gerechten aufnimmt, weil es ein
Gerechter ist, wird den Lohn eines Gerechten erhalten.

10:42   Und wer einem von diesen Kleinen auch nur einen Becher frisches
Wasser zu trinken gibt, weil es ein Juenger ist - amen, ich sage
euch: Er wird gewiss nicht um seinen Lohn kommen.
[Mk 9,41]