E = Evangelist, + = Worte Christi, S = Worte sonstiger Personen
Das Leiden unseres Herrn Jesus Christus nach Lukas, Teil I.
Der Beschluss des Hohen Rates
^1E Das Fest der Ungesaeuerten Brote, das Pascha genannt wird, war nahe.
^2Und die Hohenpriester und die Schriftgelehrten
suchten nach einer Moeglichkeit, Jesus (unauffaellig) zu beseitigen;
denn sie fuerchteten sich vor dem Volk.
Der Verrat durch Judas
^3Der Satan aber ergriff Besitz von Judas, genannt Iskariot [Messermann],
der zu den Zwoelf gehoerte.
^4Judas ging zu den Hohenpriestern und den Hauptleuten
und beriet mit ihnen, wie er Jesus an sie ausliefern koennte.
^5Da freuten sie sich und kamen mit ihm ueberein, ihm Geld dafuer zuu geben.
^6Er sagte zu und suchte von da an nach einer Gelegenheit,
ihn an sie auszuliefern, ohne dass das Volk es merkte.
Die Vorbereitung des Paschamahls
^7Dann kam der Tag der Ungesaeuerten Brote,
an dem das Paschalamm geschlachtet werden musste.
^8Jesus schickte Petrus und Johannes in die Stadt und sagte:
+ Geht und bereitet das Paschamahl fuer uns vor,
damit wir es gemeinsam essen koennen.
^9E Sie fragten ihn:
S Wo sollen wir es vorbereiten?
^10E Er antwortete ihnen:
+ Wenn ihr in die Stadt kommt, wird euch ein Mann begegnen,
der einen Wasserkrug traegt. Folgt ihm in das Haus, in das er hineingeht,
^11und sagt zu dem Herrn des Hauses: Der Meister laesst dich fragen:
Wo ist der Raum, in dem ich mit meinen Juengern das Paschalamm essen kann?
^12Und der Hausherr wird euch einen grossen Raum im Obergeschoss zeigen,
der mit Polstern ausgestattet ist. Dort bereitet alles vor!
^13E Sie gingen und fanden alles so, wie er es ihnen gesagt hatte,
und bereiteten das Paschalamm vor.
Das Mahl
^14Als die Stunde gekommen war, begab er sich mit den Aposteln zu Tisch.
^15Und er sagte zu ihnen:
+ Ich habe mich sehr danach gesehnt,
vor meine Leiden dieses Paschamahl mit euch zu essen.
^16Denn ich sage euch: Ich werde es nicht mehr essen,
bis das Mahl seine Erfuellung findet im Reich Gottes.
^17E Und er nahm den Kelch, sprach das Dankgebet und sagte:
+ Nehmt den Wein, und verteilt ihn untereinander!
^18Denn ich sage euch:
Von nun an werde ich nicht mehr von der Frucht des Weinstocks trinken,
bis das Reich Gottes kommt.
^19E Und er nahm Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot
und reichte es ihnen mit den Worten:
+ Das ist mein Leib, der fuer euch hingegeben wird.
Tut dies zu meinem Gedaechtnis!
^20E Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sagte:
+ Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut,
das fuer euch vergossen wird.
^21Doch seht, der Mann, der mich verraet und ausliefert,
sitzt mit mir am Tisch.
^22Der Menschensohn muss zwar den Weg gehen, der ihm bestimmt ist.
Aber weh dem Menschen, durch den er verraten wird.
^23E Da fragte einer den andern, wer von ihnen das wohl sei,
der so etwas tun werde.
Vom Herrschen und vom Dienen
^24Es entstand unter ihnen ein Streit darueber,
wer von ihnen wohl der Groesste sei.
^25Da sagte Jesus:
+ Die Koenige herrschen ueber ihre Voelker,
und die Maechtigen lassen sich Wohltaeter nennen.
^26Bei euch aber soll es nicht so sein,
sondern der Groesste unter euch soll werden wie der Kleinste,
und der Fuehrende soll werden wie der Dienende.
^27Welcher von beiden ist groesser: wer bei Tisch sitzt oder wer bedient?
Natuerlich der, der bei Tisch sitzt.
Ich aber bin unter euch wie der, der bedient.
^28In allen meinen Pruefungen habt ihr bei mir ausgeharrt.
^29Darum vermache ich euch das Reich, wie es mein Vater mir vermacht hat:
^30Ihr sollt in meinem Reich mit mir an meinem Tisch essen und trinken,
und ihr sollt auf Thronen sitzen und die zwoelf Staemme Israels richten.
Die Ankuendigung der Verleugnung und der Umkehr des Petrus
^31Simon, Simon, der Satan hat verlangt, dass er euch wie Weizen sieben darf.
^32Ich aber habe fuer dich gebetet, dass dein Glaube nicht erlischt.
Und wenn du dich wieder bekehrt hast, dann staerke deine Brueder.
^33E Darauf sagte Petrus zu ihm:
S Herr, ich bin bereit, mit dir sogar ins Gefaengnis und in den Tod zu gehen.
^34E Jesus erwiderte:
+ Ich sage dir, Petrus, ehe heute der Hahn kraeht,
wirst du dreimal leugnen, mich zu kennen.
Die Stunde der Entscheidung
^35E Dann sagte Jesus zu ihnen:
+ Als ich euch ohne Geldbeutel aussandte, ohne Vorratstasche und ohne Schuhe,
habt ihr da etwa Not gelitten?
E Sie antworteten:
S Nein.
^36E Da sagte er:
+ Jetzt aber soll der, der einen Geldbeutel hat, ihn mitnehmen,
und ebenso die Tasche. Wer aber kein Geld hat,
soll seinen Mantel verkaufen und sich dafuer ein Schwert kaufen.
^37Ich sage euch: An mir muss sich das Schriftwort erfuellen:
Er wurde zu den Verbrechern gerechnet.
Denn alles, was ueber mich gesagt ist, geht in Erfuellung.
^38E Da sagten sie:
S Herr, hier sind zwei Schwerter.
E Er erwiderte:
+ Genug davon!
Das Gebet am Oelberg
^39E Dann verliess Jesus die Stadt
und ging, wie er es gewohnt war, zum Olberg; seine Juenger folgten ihm.
^40Als er dort war, sagte er zu ihnen:
+ Betet darum, dass ihr nicht in Versuchung geratet!
^41E Dann entfernte er sich von ihnen ungefaehr einen Steinwurf weit,
kniete nieder und betete:
^42+ Vater, wenn du willst, nimm diesen Kelch von mir!
Aber nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen.
^43E Da erschien ihm ein Engel vom Himmel und gab ihm neue Kraft.
^44Und er betete in seiner Angst noch instaendiger,
und sein Schweiss war wie Blut, das auf die Erde tropfte.
^45Nach dem Gebet stand er auf, ging zu den Juengern zurueck
und fand sie schlafend; denn sie waren vor Kummer erschoepft.
^46Da sagte er zu ihnen:
+ Wie koennt ihr schlafen? Steht auf und betet,
damit ihr nicht in Versuchung geratet.
Die Gefangennahme
^47E Waehrend er noch redete, kam eine Schar Maenner;
Judas, einer der Zwoelf, ging ihnen voran.
Er naeherte sich Jesus, um ihn zu kuessen.
^48Jesus aber sagte zu ihm:
+ Judas, mit einem Kuss verraetst du den Menschensohn?
^49E Als seine Begleiter merkten, was ihm drohte, fragten sie:
S Herr, sollen wir mit dem Schwert dreinschlagen?
^50E Und einer von ihnen schlug auf den Diener des Hohenpriesters ein
und hieb ihm das rechte Ohr ab.
^51Jesus aber sagte:
+ Hoert auf damit!
E Und er beruehrte das Ohr und heilte den Mann.
^52Zu den Hohenpriestern aber, den Hauptleuten der Tempelwache
und den Aeltesten, die vor ihm standen, sagte Jesus:
+ Wie gegen einen Raeuber seid ihr mit Schwertern und Knueppeln ausgezogen.
^53Tag fuer Tag war ich bei euch im Tempel,
und ihr habt nicht gewagt, gegen mich vorzugehen.
Aber das ist eure Stunde, jetzt hat die Finsternis die Macht.
Die Verleugnung durch Petrus
^54E Darauf nahmen sie ihn fest, fuehrten ihn ab
und brachten ihn in das Haus des Hohenpriesters. Petrus folgte von weitem.
^55Mitten im Hof hatte man ein Feuer angezuendet,
und Petrus setzte sich zu den Leuten, die dort beieinander sassen.
^56Eine Magd sah ihn am Feuer sitzen, schaute ihn genau an und sagte:
S Der war auch mit ihm zusammen.
^57E Petrus aber leugnete es und sagte:
S Frau, ich kenne ihn nicht.
^58E Kurz danach sah ihn ein anderer und bemerkte:
S Du gehoerst auch zu ihnen.
E Petrus aber sagte:
S Nein, Mensch, ich nicht!
^59E Etwa eine Stunde spaeter behauptete wieder einer:
S Wahrhaftig, der war auch mit ihm zusammen; er ist doch auch ein Galilaeer.
^60E Petrus aber erwiderte:
S Mensch, ich weiss nicht, wovon du sprichst.
E Im gleichen Augenblick, noch waehrend er redete, kraehte ein Hahn.
^61Da wandte sich der Herr um und blickte Petrus an.
Und Petrus erinnerte sich an das, was der Herr zu ihm gesagt hatte:
Ehe heute der Hahn kraeht, wirst du mich dreimal verleugnen.
^62Und er ging hinaus und weinte bitterlich.
Die Verspottung durch die Waechter
^63Die Waechter trieben ihren Spott mit Jesus. Sie schlugen ihn,
^64verhuellten ihm das Gesicht und fragten ihn:
S Du bist doch ein Prophet! Sag uns: Wer hat dich geschlagen?
^65E Und noch mit vielen anderen Laesterungen verhoehnten sie ihn.
Das Verhoer vor dem Hohen Rat
^66Als es Tag wurde, versammelten sich die Aeltesten des Volkes,
die Hohenpriester und die Schriftgelehrten, also der Hohe Rat,
und sie liessen Jesus vorfuehren.
^67Sie sagten zu ihm:
S Wenn du der Messias bist, dann sag es uns!
E Er antwortete ihnen:
+ Auch wenn ich es euch sage - ihr glaubt mir ja doch nicht;
^68und wenn ich euch etwas frage, antwortet ihr nicht.
^69Von nun an wird der Menschensohn
zur Rechten des allmaechtigen Gottes sitzen.
^70E Da sagten alle:
S Du bist also der Sohn Gottes.
E Er antwortete ihnen:
+ Ihr sagt es - ich bin es.
^71E Da riefen sie:
S Was brauchen wir noch Zeugenaussagen?
Wir haben es selbst aus seinem eigenen Mund gehoert.