16:1    Ismaels Geburt: 16,1-16

Sarai, Abrams Frau, hatte ihm keine Kinder geboren. Sie hatte aber
eine aegyptische Magd namens Hagar.
[(1-16) 21,9-21]

16:2    Sarai sagte zu Abram: Der Herr hat mir Kinder versagt. Geh zu meiner
Magd! Vielleicht komme ich durch sie zu einem Sohn. Abram hoerte auf
sie.
[Nach altorientalischem Recht konnte eine kinderlose Frau ihrem
Mann die Sklavin ueberlassen. Die Kinder der Sklavin galten dann als
legitime Kinder des Ehepaars. Sollte spaeter die Frau wider Erwarten
noch eigene Kinder bekommen, konnte der Vater die Kinder der Sklavin
nach Uebergabe von Geschenken fortschicken, er musste aber die Sklavin
dann freilassen (vgl. 21,1-21).]

16:3    Sarai, Abrams Frau, nahm also die Aegypterin Hagar, ihre Magd - zehn
Jahre, nachdem sich Abram in Kanaan niedergelassen hatte -, und gab
sie ihrem Mann Abram zur Frau.

16:4    Er ging zu Hagar, und sie wurde schwanger. Als sie merkte, dass sie
schwanger war, verlor die Herrin bei ihr an Achtung.

16:5    Da sagte Sarai zu Abram: Das Unrecht, das ich erfahre, komme auf
dich. Ich habe dir meine Magd ueberlassen. Kaum merkt sie, dass sie
schwanger ist, so verliere ich schon an Achtung bei ihr. Der Herr
entscheide zwischen mir und dir.

16:6    Abram entgegnete Sarai: Hier ist deine Magd; sie ist in deiner Hand.
Tu mit ihr, was du willst. Da behandelte Sarai sie so hart, dass ihr
Hagar davonlief.

16:7    Der Engel des Herrn fand Hagar an einer Quelle in der Wueste, an der
Quelle auf dem Weg nach Schur.

16:8    Er sprach: Hagar, Magd Sarais, woher kommst du, und wohin gehst du?
Sie antwortete: Ich bin meiner Herrin Sarai davongelaufen.

16:9    Da sprach der Engel des Herrn zu ihr: Geh zurueck zu deiner Herrin,
und ertrag ihre harte Behandlung!

16:10   Der Engel des Herrn sprach zu ihr: Deine Nachkommen will ich so
zahlreich machen, dass man sie nicht zaehlen kann.

16:11   Weiter sprach der Engel des Herrn zu ihr: Du bist schwanger, du
wirst einen Sohn gebaeren und ihn Ismael (Gott hoert) nennen; denn der
Herr hat auf dich gehoert in deinem Leid.

16:12   Er wird ein Mensch sein wie ein Wildesel. Seine Hand gegen alle, die
Haende aller gegen ihn! Allen seinen Bruedern setzt er sich vors
Gesicht.
[Der Vers deutet den unbaendigen Freiheitsdrang der Wuestenstaemme an.
Die arabischen Beduinen betrachten sich noch heute als Nachkommen
Ismaels.]

16:13   Da nannte sie den Herrn, der zu ihr gesprochen hatte: El-Roi (Gott,
der nach mir schaut). Sie sagte naemlich: Habe ich hier nicht nach
dem geschaut, der nach mir schaut?
[13f: In H Wortspiel mit dem Namen des Brunnens.]

16:14   Darum nannte sie den Brunnen Beer-Lahai-Roi (Brunnen des Lebendigen,
der nach mir schaut). Er liegt zwischen Kadesch und Bered.

16:15   Hagar gebar dem Abram einen Sohn, und Abram nannte den Sohn, den ihm
Hagar gebar, Ismael.

16:16   Abram war sechsundachtzig Jahre alt, als Hagar ihm Ismael gebar.