6:1    Noach und die Sintflut: 6,1 - 9,29
Die Bosheit der Menschen: 6,1-8

Als sich die Menschen ueber die Erde hin zu vermehren begannen und
ihnen Toechter geboren wurden,
[1-4: Der letzte Ueberarbeiter des Pentateuch fuegt hier eine alte
Tradition ueber die Entstehung der Riesen ein. Urspruenglich waren die
"Gottessoehne" als ueberirdische Wesen gedacht, die nach den Sagen
vieler Voelker mit menschlichen Frauen verkehrten und so die Riesen
oder die Helden der Vorzeit zeugten. Im heutigen Zusammenhang, fuer
den die alte Erzaehlung stark gekuerzt wurde, werden die Gottessoehne
entweder als Engel gedeutet (vgl. Ijob 1,6; 2,1; 38,7; Dan 3,92), die
aus ihrer Ordnung gefallen sind, oder als die Nachkommen Sets, die
als fromm galten und darum als "Gottessoehne" bezeichnet werden
konnten, aber nun Ehen mit den weiblichen Nachkommen Kains eingingen,
mit den "Menschentoechtern", so dass die Laster der Kainiten auch auf
die Setiten uebergriffen. Der Bearbeiter greift diese Tradition auf,
um das auffaellige Absinken des Lebensalters der Urvaeter vor der Flut
auf das viel niedrigere Lebensalter nach der Flut zu erklaeren.]

6:2    sahen die Gottessoehne, wie schoen die Menschentoechter waren, und sie nahmen sich von ihnen Frauen, wie es ihnen gefiel.

6:3    Da sprach der Herr: Mein Geist soll nicht fuer immer im Menschen
bleiben, weil er auch Fleisch ist; daher soll seine Lebenszeit
hundertzwanzig Jahre betragen.

6:4    In jenen Tagen gab es auf der Erde die Riesen, und auch spaeter noch,
nachdem sich die Gottessoehne mit den Menschentoechtern eingelassen
und diese ihnen Kinder geboren hatten. Das sind die Helden der
Vorzeit, die beruehmten Maenner.

6:5    Der Herr sah, dass auf der Erde die Schlechtigkeit des Menschen
zunahm und dass alles Sinnen und Trachten seines Herzens immer nur boese war.
[8,21
5-9,29: In der Sintfluterzaehlung werden alte Traditionen und
wahrscheinlich bereits zwei schriftliche Quellen verarbeitet, um die
verhaengnisvollen Folgen der Suende zu veranschaulichen. Sintflutsagen
finden sich bei vielen Voelkern; am naechsten stehen der Bibel
babylonische Sintfluterzaehlungen, die sich aber durch das mythische
Beiwerk und durch das Schweigen von einer Schuld des Menschen
wesentlich unterscheiden.]

6:6    Da reute es den Herrn, auf der Erde den Menschen gemacht zu haben,
und es tat seinem Herzen weh.

6:7    Der Herr sagte: Ich will den Menschen, den ich erschaffen habe, vom
Erdboden vertilgen, mit ihm auch das Vieh, die Kriechtiere und die
Voegel des Himmels, denn es reut mich, sie gemacht zu haben.

6:8    Nur Noach fand Gnade in den Augen des Herrn.

6:9    Gottes Sorge um Noach: 6,9 - 7,16

Das ist die Geschlechterfolge nach Noach: Noach war ein gerechter,
untadeliger Mann unter seinen Zeitgenossen; er ging seinen Weg mit Gott.

6:10   Noach zeugte drei Soehne, Sem, Ham und Jafet.

6:11   Die Erde aber war in Gottes Augen verdorben, sie war voller Gewalttat.

6:12   Gott sah sich die Erde an: Sie war verdorben; denn alle Wesen aus
Fleisch auf der Erde lebten verdorben.

6:13   Da sprach Gott zu Noach: Ich sehe, das Ende aller Wesen aus Fleisch
ist da; denn durch sie ist die Erde voller Gewalttat. Nun will ich sie zugleich mit der Erde verderben.
[durch sie: durch die Menschen, die mit den "Wesen aus Fleisch"
neben den Tieren vor allem gemeint sind.]

6:14   Mach dir eine Arche aus Zypressenholz! Statte sie mit Kammern aus,
und dichte sie innen und aussen mit Pech ab!

6:15   So sollst du die Arche bauen: Dreihundert Ellen lang, fuenfzig Ellen
breit und dreissig Ellen hoch soll sie sein.

6:16   Mach der Arche ein Dach, und hebe es genau um eine Elle nach oben
an! Den Eingang der Arche bring an der Seite an! Richte ein unteres,
ein zweites und ein drittes Stockwerk ein!
[hebe es an: H unklar; vielleicht ist gemeint: Das Dach soll in der
Mitte eine Elle hoeher sein als an den Seiten, damit das Wasser
abfliessen kann.]

6:17   Ich will naemlich die Flut ueber die Erde bringen, um alle Wesen aus
Fleisch unter dem Himmel, alles, was Lebensgeist in sich hat, zu verderben. Alles auf Erden soll verenden.

6:18   Mit dir aber schliesse ich meinen Bund. Geh in die Arche, du, deine
Soehne, deine Frau und die Frauen deiner Soehne!

6:19   Von allem, was lebt, von allen Wesen aus Fleisch, fuehre je zwei in
die Arche, damit sie mit dir am Leben bleiben; je ein Maennchen und
ein Weibchen sollen es sein.

6:20   Von allen Arten der Voegel, von allen Arten des Viehs, von allen
Arten der Kriechtiere auf dem Erdboden sollen je zwei zu dir kommen,
damit sie am Leben bleiben.

6:21   Nimm dir von allem Essbaren mit, und leg dir einen Vorrat an! Dir und ihnen soll es zur Nahrung dienen.

6:22   Noach tat alles genau so, wie ihm Gott aufgetragen hatte.