12:1    Die deuteronomische Gesetzessammlung: 12,1 - 26,19
Einleitung: 12,1

Das sind die Gesetze und Rechtsvorschriften, auf die ihr achten und
die ihr halten sollt in dem Land, das der Herr, der Gott deiner
Vaeter, dir gegeben hat, damit du es in Besitz nimmst. Sie sollen so
lange gelten, wie ihr in dem Land leben werdet.
[4,5; 5,1; 31,13]

12:2    Die Vernichtung fremder Kultstaetten: 12,2f

Ihr sollt alle Kultstaetten zerstoeren, an denen die Voelker, deren
Besitz ihr uebernehmt, ihren Goettern gedient haben: auf den hohen
Bergen, auf den Huegeln und unter jedem ueppigen Baum.
[1 Koen 14,23; 2 Koen 16,4; 17,10; Jer 2,20; Hos 4,13]

12:3    Ihr sollt ihre Altaere niederreissen und ihre Steinmale zerschlagen.
Ihre Kultpfaehle sollt ihr im Feuer verbrennen und die Bilder ihrer
Goetter umhauen. Ihre Namen sollt ihr an jeder solchen Staette tilgen.
[7,5.25; Ex 23,24; 34,13]

12:4    Eine einzige Kultstaette fuer Israel: 12,4-7

Ihr sollt nicht das gleiche tun (wie diese Voelker), wenn ihr den
Herrn, euren Gott, verehrt,
[(4-28) Ex 20,24; 2 Koen 18,22; Joh 4,20]

12:5    sondern ihr sollt nach der Staette fragen, die der Herr, euer Gott,
aus allen euren Stammesgebieten auswaehlen wird, indem er dort seinen
Namen anbringt. Nach seiner Wohnung sollt ihr fragen, und dorthin
sollst du ziehen.
[12,21; 14,24; 1 Koen 9,3; 11,36; 14,21; 2 Koen 21,4.7; 1 Koen 6,13;
8,12
Urspruenglich lautete der Text vermutlich: indem er dort seinen
Namen anbringt, um ihn (dort) wohnen zu lassen. Dorthin sollst du
ziehen. - Die Anbringung des Namens an einem Ort, etwa durch eine
koenigliche Inschrift, war im Alten Orient Zeichen der
Besitzergreifung und Herrschaft. Das gleiche meinte der Ausdruck
"seinen Namen an einem Ort wohnen lassen". Beide Wendungen werden in
den deuteronomischen Gesetzen nebeneinander gebraucht. Die Rede vom
Wohnenlassen des Namens (vgl. 12,11; 14,23; 16,2.6.11; 26,2) wehrt
zugleich die Vorstellung ab, Gott selbst wohne im Tempel (vgl. 1 Koen
8,12f; im Tempel wohnt nur Gottes Name. Das bedeutet: Wenn dieser
Name im Tempel angerufen wird, erhoert Gott das Gebet. Gott selbst
wohnt im Himmel (vgl. 26,15).]

12:6    Dorthin sollt ihr eure Brandopfertiere und Schlachtopfertiere
bringen, eure Zehnten und Handerhebungsopfer, was ihr dem Herrn
gelobt habt und was ihr freiwillig gebt, und die Erstlinge eurer
Rinder, Schafe und Ziegen.

12:7    Dort sollt ihr vor dem Herrn, eurem Gott, das Mahl halten. Ihr sollt
froehlich sein, ihr und eure Familien, aus Freude ueber alles, was
eure Haende geschafft haben, weil der Herr, dein Gott, dich gesegnet
hat.

12:8    Der Zeitpunkt des Inkrafttretens: 12,8-12

Ihr sollt nicht tun, was jeder einzelne fuer richtig haelt, wie es
hier bei uns heute noch geschieht.

12:9    Denn ihr seid bis jetzt nicht in die Ruhe und in den Erbbesitz
eingezogen, die der Herr, dein Gott, dir gibt.

12:10   Wenn ihr aber den Jordan ueberschritten habt und in dem Land wohnt,
das der Herr, euer Gott, an euch als Erbbesitz verteilt, wenn er
euch Ruhe vor allen euren Feinden ringsum verschafft hat und ihr in
Sicherheit wohnt,
[2 Sam 7,1.11; 1 Koen 5,5]

12:11   dann sollt ihr alles, wozu ich euch verpflichte, an die Staette
bringen, die der Herr, euer Gott, auswaehlt, indem er dort seinen
Namen wohnen laesst: eure Brandopfertiere und Schlachtopfertiere, eure
Zehnten und Handerhebungsopfer und alle eure auserlesenen Gaben, die
ihr dem Herrn gelobt habt.
[14,23; 16,2.6.11; 26,2; Jer 7,12]

12:12   Dort sollt ihr vor dem Herrn, eurem Gott, froehlich sein, ihr, eure
Soehne und Toechter, eure Sklaven und Sklavinnen sowie die Leviten,
die in euren Stadtbereichen Wohnrecht haben; denn der Levit hat
nicht wie ihr Landanteil und Erbbesitz.
[10,9]

12:13   Die Unterscheidung von Opfer und Schlachtung: 12,13-19

Nimm dich in acht! Verbrenn deine Brandopfertiere nicht an
irgendeiner Staette, die dir gerade vor die Augen kommt,

12:14   sondern nur an der Staette, die der Herr im Gebiet eines deiner
Staemme auswaehlt. Dort sollst du deine Brandopfertiere verbrennen,
und dort sollst du alles ausfuehren, wozu ich dich verpflichte.

12:15   Doch darfst du immer, wenn du es moechtest, und ueberall in deinen
Stadtbereichen schlachten und Fleisch essen, soweit der Segen
reicht, den dir der Herr, dein Gott, geschenkt hat. Jeder, der Reine
wie der Unreine, darf davon essen, wie bei Gazelle und Damhirsch.
[(15-16) 15,22f; 14,5]

12:16   Das Blut aber sollt ihr nicht geniessen, sondern wie Wasser auf die
Erde schuetten.

12:17   Auch darfst du in deinen Stadtbereichen nicht den Zehnten von Korn,
Wein und Oel verzehren, die Erstlinge von Rindern, Schafen und
Ziegen, alle Gaben, die du dem Herrn gelobt hast, die freiwilligen
Gaben und deine Handerhebungsopfer.
[(17-18) 14,22-27]

12:18   Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du sie verzehren, an der Staette,
die der Herr, dein Gott, auswaehlen wird - du, dein Sohn und deine
Tochter, dein Sklave und deine Sklavin sowie die Leviten, die in
deinen Stadtbereichen Wohnrecht haben -, und du sollst vor dem
Herrn, deinem Gott, froehlich sein und dich freuen ueber alles, was
deine Haende geschafft haben.

12:19   Nimm dich in acht, und lass die Leviten nicht im Stich, solange du im
Land lebst.
[14,27]

12:20   Das Blut bei Opfer und Schlachtung: 12,20-28

Wenn der Herr, dein Gott, dein Gebiet vergroessert, wie er es dir
zugesagt hat, und du, weil du Appetit auf Fleisch hast, sagst: Ich
moechte gern Fleisch essen, dann darfst du so viel Fleisch essen, wie
du moechtest.
[19,8]

12:21   Und wenn die Entfernung zu der Staette, die der Herr, dein Gott,
auswaehlen wird, indem er dort seinen Namen anbringt, zu gross ist,
dann schlachte, so wie ich es dir erlaubt habe, Rinder, Schafe oder
Ziegen, die der Herr dir geschenkt hat, und iss in deinen
Stadtbereichen, soviel du moechtest.
[12,5; 14,24]

12:22   Auch sollst du davon essen, wie man von Gazelle und Damhirsch isst:
Der Reine und der Unreine duerfen gemeinsam davon essen.
[(22-25) 15,22f]

12:23   Doch beherrsche dich und geniesse kein Blut; denn Blut ist
Lebenskraft, und du sollst nicht zusammen mit dem Fleisch die
Lebenskraft verzehren.

12:24   Du sollst es nicht geniessen, sondern wie Wasser auf die Erde
schuetten.

12:25   Du sollst es nicht geniessen, damit es dir und spaeter deinen Soehnen
gut geht, weil du tust, was in den Augen des Herrn richtig ist.

12:26   Die heiligen Abgaben jedoch, zu denen du verpflichtet bist, und die
Gaben, die du selbst dem Herrn gelobt hast, sollst du aufladen, und
du sollst damit zu der Staette ziehen, die der Herr auswaehlen wird.

12:27   Dort sollst du deine Brandopfertiere auf dem Altar des Herrn, deines
Gottes, darbringen, das Fleisch und das Blut. Bei deinen
Schlachtopfertieren soll das Blut auf den Altar des Herrn, deines
Gottes, geschuettet werden, das Fleisch sollst du essen.

12:28   Achte und hoere auf alle diese Worte, auf die ich dich verpflichte,
damit es dir und spaeter deinen Soehnen immer gut geht, weil du tust,
was in den Augen des Herrn, deines Gottes, gut und richtig ist.

12:29   Das Verbot kanaanaeischer Kultbraeuche: 12,29-31

Wenn der Herr, dein Gott, die Voelker, in deren Land du hineinziehst,
um ihren Besitz zu uebernehmen, vor dir niedergestreckt hat, wenn du
ihren Besitz uebernommen hast und dort wohnst,
[(29-31) 7]

12:30   dann nimm dich in acht! Lauf nicht hinter ihnen her in die Falle,
nachdem sie bei deinem Angriff vernichtet worden sind. Erkundige
dich nicht nach ihren Goettern, und frag nicht: Wie dienen denn diese
Voelker ihren Goettern? Ich will das gleiche tun wie sie.
[Ex 23,33; 34,12]

12:31   Wenn du dem Herrn, deinem Gott, dienst, sollst du nicht das gleiche
tun wie sie; denn sie haben, wenn sie ihren Goettern dienten, alle
Greuel begangen, die der Herr hasst. Sie haben sogar ihre Soehne und
Toechter im Feuer verbrannt, wenn sie ihren Goettern dienten.
[18,9f; 2 Koen 17,31; Jer 7,31; 19,5]