9:1    Kein Rechtsanspruch Israels auf das Land: 9,1-8

Hoere, Israel! Heute wirst du den Jordan ueberschreiten, um in das
Land von Voelkern, die groesser und maechtiger sind als du,
hineinzuziehen und ihren Besitz zu uebernehmen. Du wirst in grosse
Staedte mit himmelhohen Mauern kommen,
[(1-6) 18,12; (1-2) 1,28; 11,23]

9:2    zu einem grossen, hochgewachsenen Volk, den Anakitern - du kennst ja
die Redensart und hast sie oft gehoert: Wer kann den Soehnen Anaks
widerstehen?
[Num 13,32f]

9:3    Heute wirst du erkennen, dass der Herr, dein Gott, wie ein
verzehrendes Feuer selbst vor dir hinueberzieht. Er wird sie
vernichten, und er wird sie dir unterwerfen, so dass du sie
unverzueglich vertreiben und austilgen kannst, wie es der Herr dir
zugesagt hat.
[6,19; 31,3; Hebr 12,29]

9:4    Wenn der Herr, dein Gott, sie vor dir herjagt, sollst du nicht
meinen: Ich bin im Recht, daher laesst mich der Herr in das Land
hineinziehen und es in Besitz nehmen; diese Voelker sind im Unrecht,
daher vertreibt sie der Herr vor mir.
[6,19.25; 8,17; Roem 10,6
(4-7) 8,2-6; (4-6) Roem 10,3; Phil 3,9]

9:5    Denn nicht, weil du im Recht bist und die richtige Gesinnung hast,
kannst du in ihr Land hineinziehen und es in Besitz nehmen. Vielmehr
vertreibt der Herr, dein Gott, diese Voelker vor dir, weil sie im
Unrecht sind und weil der Herr die Zusage einloesen will, die er
deinen Vaetern Abraham, Isaak und Jakob mit einem Schwur bekraeftigt
hat.
[Gen 15,18]

9:6    Du sollst erkennen: Du bist ein halsstarriges Volk. Daher kann dir
der Herr, dein Gott, dieses praechtige Land nicht etwa aufgrund eines
Rechtsanspruchs geben, damit du es in Besitz nimmst.
[9,13; Ex 32,9; Apg 7,51]

9:7    Denk daran, und vergiss nicht, dass du in der Wueste den Unwillen des
Herrn, deines Gottes, erregt hast. Von dem Tag an, als du aus
Aegypten auszogst, bis zur Ankunft an diesem Ort habt ihr euch dem
Herrn staendig widersetzt.
[1,26.43; Num 20,10.24; Ez 20,8.13.21; Ps 78,17.40.56]

9:8    Vor allem am Horeb habt ihr den Unwillen des Herrn erregt. Damals
grollte er euch so sehr, dass er euch vernichten wollte.

9:9    Der Bundesbruch und die Bundeserneuerung am Horeb: 9,9 - 10,11

Als ich auf den Berg gestiegen war, um die Steintafeln
entgegenzunehmen, die Tafeln des Bundes, den der Herr mit euch
geschlossen hatte, blieb ich vierzig Tage und vierzig Naechte auf dem
Berg, ass kein Brot und trank kein Wasser.
[5,22; Mt 4,2; Lk 4,2; (9-29) Ex 32]

9:10   Der Herr uebergab mir die beiden Steintafeln, die mit dem
Gottesfinger beschrieben waren. Auf den Tafeln standen alle die
Worte, die der Herr am Tag der Versammlung auf dem Berg mitten aus
dem Feuer zu euch gesprochen hatte.
[Ex 31,18; Apg 7,38; (10-11) 2 Kor 3,3]

9:11   Es war am Ende der vierzig Tage und der vierzig Naechte, als mir der
Herr die beiden Steintafeln, die Tafeln des Bundes, uebergab

9:12   und zu mir sagte: Steh auf, steig rasch hinunter, weg von hier; denn
dein Volk, das du aus Aegypten gefuehrt hast, laeuft ins Verderben. Sie
sind rasch von dem Weg abgewichen, den ich ihnen vorgeschrieben
habe. Sie haben sich ein Bildnis gegossen.

9:13   Weiter sagte der Herr zu mir: Ich habe mir dieses Volk angesehen.
Ja, es ist ein halsstarriges Volk.

9:14   Lass mich, damit ich sie vernichte, ihren Namen unter dem Himmel
ausloesche und dich zu einem Volk mache, das maechtiger und
zahlreicher als dieses ist.
[Ex 32,10; Num 14,12]

9:15   Ich wandte mich um und stieg den Berg hinunter. Der Berg stand in
Feuer. Ich trug die beiden Tafeln des Bundes auf meinen Armen.

9:16   Und ich sah, was geschehen war: Ja, ihr hattet euch an dem Herrn,
eurem Gott, versuendigt, ihr hattet euch ein Kalb gegossen, ihr wart
rasch von dem Weg abgewichen, den der Herr euch vorgeschrieben
hatte.

9:17   Ich packte die beiden Tafeln, die ich auf meinen Armen trug,
schleuderte sie fort und zerschmetterte sie vor euren Augen.

9:18   Dann warf ich mich vor dem Herrn nieder. Wie beim erstenmal blieb
ich vierzig Tage und vierzig Naechte vor ihm, ass kein Brot und trank
kein Wasser, wegen all der Suende, die ihr begangen hattet, indem ihr
tatet, was in den Augen des Herrn boese ist, so dass ihr ihn
erzuerntet.

9:19   Denn ich hatte Angst vor dem gluehenden Zorn des Herrn. Er war voll
Unwillen gegen euch und wollte euch vernichten. Doch der Herr
erhoerte mich auch diesmal.
[Hebr 12,21]

9:20   [Auch dem Aaron grollte der Herr sehr, und er wollte ihn vernichten.
Damals betete ich auch fuer Aaron.]

9:21   Ich nahm das Kalb, die Suende, die ihr euch gemacht hattet,
verbrannte es im Feuer, zerstiess es und zermahlte es vollstaendig,
bis es feiner Staub war; den Staub streute ich in den Bach, der vom
Berg herunterfliesst.

9:22   Auch in Tabera, in Massa und in Kibrot-Taawa habt ihr den Unwillen
des Herrn erregt.
[Ex 17,2-7; Num 11]

9:23   Als der Herr euch von Kadesch-Barnea aussandte mit dem Befehl: Zieht
hinauf, und nehmt das Land in Besitz, das ich euch gebe!, da habt
ihr euch dem Befehl des Herrn, eures Gottes, widersetzt, ihr habt
ihm nicht geglaubt und nicht auf seine Stimme gehoert.
[1,19-40; Num 13f]

9:24   Ihr habt euch dem Herrn widersetzt, seit er euch kennt.
[Andere Lesart: seit ich euch kenne.]

9:25   Ich warf mich also vor dem Herrn nieder und lag vor ihm vierzig Tage
und vierzig Naechte lang. Ich warf mich nieder, weil der Herr gedroht
hatte, er werde euch vernichten.

9:26   Ich betete zum Herrn und sagte: Gott, mein Herr, bring nicht das
Verderben ueber dein Volk und deinen Erbbesitz, die du in deiner
Macht freigekauft und mit starker Hand aus Aegypten gefuehrt hast.
[(26-29) Ex 32,11-13; Num 14,13-19]

9:27   Denk an deine Knechte, an Abraham, Isaak und Jakob! Beachte nicht
den Starrsinn dieses Volkes, sein Verschulden und seine Suende,

9:28   damit man nicht in dem Land, aus dem du uns gefuehrt hast, sagt:
Offenbar kann der Herr sie nicht in das Land fuehren, das er ihnen
zugesagt hat, oder er liebt sie nicht; also hat er sie nur
herausgefuehrt, um sie in der Wueste sterben zu lassen.

9:29   Sie sind aber doch dein Volk und dein Erbbesitz, die du mit grosser
Kraft und hoch erhobenem Arm herausgefuehrt hast.