4:1    Ermahnung und Ausblick: 4,1-40

Und nun, Israel, hoere die Gesetze und Rechtsvorschriften, die ich
euch zu halten lehre. Hoert, und ihr werdet leben, ihr werdet in das
Land, das der Herr, der Gott eurer Vaeter, euch gibt, hineinziehen
und es in Besitz nehmen.
[(1-4) 30,15-20]

4:2    Ihr sollt dem Wortlaut dessen, worauf ich euch verpflichte, nichts
hinzufuegen und nichts davon wegnehmen; ihr sollt auf die Gebote des
Herrn, eures Gottes, achten, auf die ich euch verpflichte.
[13,1; Offb 22,18f]

4:3    Ihr habt mit eigenen Augen gesehen, was der Herr wegen des
Baal-Pegor getan hat. Jeden, der dem Baal-Pegor nachfolgte, hat der
Herr, dein Gott, in deiner Mitte vernichtet.
[29,1; Num 25,1-9]

4:4    Ihr aber habt euch am Herrn, eurem Gott, festgehalten, und darum
seid ihr alle heute noch am Leben.

4:5    Hiermit lehre ich euch, wie es mir der Herr, mein Gott, aufgetragen
hat, Gesetze und Rechtsvorschriften. Ihr sollt sie innerhalb des
Landes halten, in das ihr hineinzieht, um es in Besitz zu nehmen.
[12,1; 31,13
Das deuteronomische Gesetz verpflichtet Israel innerhalb des
verheissenen Landes nach dessen Einnahme.]

4:6    Ihr sollt auf sie achten und sollt sie halten. Denn darin besteht
eure Weisheit und eure Bildung in den Augen der Voelker. Wenn sie
dieses Gesetzeswerk kennenlernen, muessen sie sagen: In der Tat,
diese grosse Nation ist ein weises und gebildetes Volk.
[6f: Hier ist besonders an die Zeit Salomos gedacht, wie sie in 1
Koen 3 - 11 geschildert wird.]

4:7    Denn welche grosse Nation haette G�tter, die ihr so nah sind, wie
Jahwe, unser Gott, uns nah ist, wo immer wir ihn anrufen?
[(7-8) R�m 3,2]

4:8    Oder welche grosse Nation besaesse Gesetze und Rechtsvorschriften, die
so gerecht sind wie alles in dieser Weisung, die ich euch heute
vorlege?

4:9    Jedoch, nimm dich in acht, achte gut auf dich! Vergiss nicht die
Ereignisse, die du mit eigenen Augen gesehen, und die Worte, die du
geh�rt hast. Lass sie dein ganzes Leben lang nicht aus dem Sinn!
Praege sie deinen Kindern und Kindeskindern ein!
[(9-14) 5,2-31; Ex 19-20; Dtn 5,24; 29,1; 31,13; 32,46]

4:10   Vergiss nicht den Tag, als du am Horeb vor dem Herrn, deinem Gott,
standest. Der Herr hatte zu mir gesagt: Ruf mir das Volk zusammen!
Ich will sie meine Worte h�ren lassen. Sie sollen lernen, mich zu
fuerchten, so lange, wie sie im Land leben, und sie sollen es auch
ihre Kinder lehren.

4:11   Ihr wart herangekommen und standet unten am Berg, und der Berg
brannte: Feuer, hoch bis in den Himmel hinauf, Finsternis, Wolken
und Dunkel.
[(11-12) Hebr 12,18f]

4:12   Der Herr sprach zu euch mitten aus dem Feuer. Ihr h�rtet den Donner
der Worte. Eine Gestalt habt ihr nicht gesehen. Ihr habt nur den
Donner geh�rt.
[Joh 1,18; 5,37; 6,46]

4:13   Der Herr offenbarte euch seinen Bund, er verpflichtete euch, ihn zu
halten: die Zehn Worte. Er schrieb sie auf zwei Steintafeln.

4:14   Mir befahl damals der Herr, euch Gesetze und Rechtsvorschriften zu
lehren, die ihr in dem Land halten sollt, in das ihr hinueberzieht,
um es in Besitz zu nehmen.

4:15   Nehmt euch um eures Lebens willen gut in acht! Denn eine Gestalt
habt ihr an dem Tag, als der Herr am Horeb mitten aus dem Feuer zu
euch sprach, nicht gesehen.
[(15-19) R�m 1,23]

4:16   Lauft nicht in euer Verderben, und macht euch kein Gottesbildnis,
das irgend etwas darstellt, keine Statue, kein Abbild eines
maennlichen oder weiblichen Wesens,
[(16-19) 5,8f
16-20: Umschreibende Erklaerung zum ersten der Zehn Gebote. Dabei
ist weniger eine bildhafte Jahweverehrung gemeint, als eher die
Verehrung anderer G�tter unter verschiedensten Gestalten (vgl. 2 K�n
21,3-8; 23,4-14; Ez 8).]

4:17   kein Abbild irgendeines Tiers, das auf der Erde lebt, kein Abbild
irgendeines gefiederten Vogels, der am Himmel fliegt,

4:18   kein Abbild irgendeines Tiers, das am Boden kriecht, und kein Abbild
irgendeines Meerestieres im Wasser unter der Erde.

4:19   Wenn du die Augen zum Himmel erhebst und das ganze Himmelsheer
siehst, die Sonne, den Mond und die Sterne, dann lass dich nicht
verfuehren! Du sollst dich nicht vor ihnen niederwerfen und ihnen
nicht dienen. Der Herr, dein Gott, hat sie allen anderen V�lkern
ueberall unter dem Himmel zugewiesen.
[(19-20) 32,8f; 17,2-5; 29,25
Die fuer Israel nicht erlaubte Verehrung der Gestirne wird anderen
V�lkern zugestanden.]

4:20   Euch aber hat der Herr genommen und aus dem Schmelzofen, aus
Aegypten, herausgefuehrt, damit ihr sein Volk, sein Erbbesitz werdet -
wie ihr es heute seid.
[9,29; 1 K�n 8,51]

4:21   Zwar hat der Herr mir wegen eures Murrens gegrollt und mir
geschworen, ich duerfe nicht ueber den Jordan ziehen und das praechtige
Land betreten, das der Herr, dein Gott, dir als Erbbesitz gibt.
[1,37]

4:22   Ich muss in diesem Land hier sterben und werde nicht ueber den Jordan
ziehen. Aber ihr werdet hinueberziehen und dieses praechtige Land in
Besitz nehmen.

4:23   Nehmt euch in acht! Vergesst nicht den Bund, den der Herr, euer Gott,
mit euch geschlossen hat. Ihr sollt euch kein Gottesbildnis machen,
das irgend etwas darstellt, was der Herr, dein Gott, dir verboten
hat.
[29,24]

4:24   Denn der Herr, dein Gott, ist verzehrendes Feuer. Er ist ein
eifersuechtiger Gott.
[5,9; Hebr 12,29]

4:25   Wenn du Kinder und Kindeskinder zeugst und ihr im Land heimisch
seid, wenn ihr dann ins Verderben lauft und ein Gottesbildnis macht,
das irgend etwas darstellt, wenn ihr also tut, was in den Augen des
Herrn, deines Gottes, b�se ist, und wenn ihr ihn erzuernt -
[(25-28) 28,15-68]

4:26   den Himmel und die Erde rufe ich heute als Zeugen gegen euch an:
dann werdet ihr unverzueglich aus dem Land ausgetilgt sein, in das
ihr jetzt ueber den Jordan zieht, um es in Besitz zu nehmen. Nicht
lange werdet ihr darin leben. Ihr werdet vernichtet werden.
[30,18f; 31,28]

4:27   Der Herr wird euch unter die V�lker verstreuen. Nur einige von euch
werden uebrigbleiben in den Nationen, zu denen der Herr euch fuehrt.

4:28   Dort muesst ihr G�ttern dienen, Machwerken von Menschenhand, aus Holz
und Stein. Sie k�nnen nicht sehen und nicht h�ren, nicht essen und
nicht riechen.
[27,15; 28,36; Ps 115,4-8; 135,15-18]

4:29   Dort werdet ihr den Herrn, deinen Gott, wieder suchen. Du wirst ihn
auch finden, wenn du dich mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele um
ihn bemuehst.
[(29-31) 30,1-10]

4:30   Wenn du in Not bist, werden alle diese Worte dich finden. In
spaeteren Tagen wirst du zum Herrn, deinem Gott, zurueckkehren und auf
seine Stimme h�ren.

4:31   Denn der Herr, dein Gott, ist ein barmherziger Gott. Er laesst dich
nicht fallen und gibt dich nicht dem Verderben preis und vergisst
nicht den Bund mit deinen Vaetern, den er ihnen beschworen hat.
[Gen 15,18]

4:32   Forsche doch einmal in frueheren Zeiten nach, die vor dir gewesen
sind, seit dem Tag, als Gott den Menschen auf der Erde schuf;
forsche nach vom einen Ende des Himmels bis zum andern Ende: Hat
sich je etwas so Grosses ereignet wie dieses, und hat man je solche
Worte geh�rt?
[(32-40) 8,2-6]

4:33   Hat je ein Volk einen Gott mitten aus dem Feuer im Donner sprechen
h�ren, wie du ihn geh�rt hast, und ist am Leben geblieben?

4:34   Oder hat je ein Gott es ebenso versucht, zu einer Nation zu kommen
und sie mitten aus einer anderen herauszuholen unter Pruefungen,
unter Zeichen, Wundern und Krieg, mit starker Hand und hoch
erhobenem Arm und unter grossen Schrecken, wie es der Herr, euer
Gott, in Aegypten mit euch getan hat, vor deinen Augen?
[34,11f]

4:35   Das hast du sehen duerfen, damit du erkennst: Jahwe ist der Gott,
kein anderer ist ausser ihm.
[Mk 12,32; 1 Kor 8,4
35.39: Die Frage nach der Existenz fremder G�tter stellt das Dtn
noch nicht; Israel ist jedoch einzig auf seinen Gott Jahwe
verpflichtet. Doch hier wird aehnlich wie in Jes 41,22f; 43,10-13;
44,6 und 45,5 eine streng monotheistische Aussage erreicht.]

4:36   Vom Himmel herab liess er dich seinen Donner h�ren, um dich zu
erziehen. Auf der Erde liess er dich sein grosses Feuer sehen, und
mitten aus dem Feuer hast du seine Worte geh�rt.

4:37   Weil er deine Vaeter liebgewonnen hatte, hat er alle Nachkommen eines
jeden von ihnen erwaehlt und dich dann in eigener Person durch seine
grosse Kraft aus Aegypten gefuehrt,
[10,15
Andere uebersetzungsm�glichkeit: Weil er deine Vaeter liebgewonnen
hatte, hat er �seinen Nachkommen� erwaehlt. - Dann laege eine fuer den
Leser damals erkennbare Anspielung an Gen 17,19 vor, wo Abraham
gesagt bekommt, Gott werde seinen Bund mit ihm ueber die Isaak-Linie
weiterfuehren.]

4:38   um bei deinem Angriff V�lker zu vertreiben, die gr�sser und maechtiger
sind als du, um dich in ihr Land zu fuehren und es dir als Erbbesitz
zu geben, wie es jetzt geschieht.
[18,12]

4:39   Heute sollst du erkennen und dir zu Herzen nehmen: Jahwe ist der
Gott im Himmel droben und auf der Erde unten, keiner sonst.
[1 Kor 8,4]

4:40   Daher sollst du auf seine Gesetze und seine Gebote, auf die ich dich
heute verpflichte, achten, damit es dir und spaeter deinen Nachkommen
gut geht und du lange lebst in dem Land, das der Herr, dein Gott,
dir gibt fuer alle Zeit.

4:41   Die Asylstaedte im Ostjordanland: 4,41-43

Damals hat Mose jenseits des Jordan, nach Osten hin, drei Staedten
eine Sonderstellung zugewiesen.
[(41-43) 19,1-10; Num 35,6-15
41-43: Die Einrichtung der Asylstaedte dient dazu, die bei jeder
T�tung m�gliche Blutrache zu mildern. Schuldloser Unfall und
fahrlaessige T�tung werden von der Blutrache ausgenommen, nur noch
Totschlag und Mord fallen unter sie.]

4:42   Dorthin soll jeder, der einen Menschen get�tet hat, fliehen k�nnen,
falls er den andern ohne Vorsatz getoetet hat und nicht schon frueher
mit ihm verfeindet gewesen ist. Wenn er in eine dieser Staedte
flieht, darf er am Leben bleiben.

4:43   Es sind Bezer im Wuestengebiet der Hochebene fuer die Rubeniter, Ramot
in Gilead fuer die Gaditer und Golan im Baschan fuer die Manassiter.

4:44   Die Verkuendigung des Gesetzes: 4,44 - 28,68
Ort und Zeit: 4,44-49

Und das ist die Weisung, die Mose den Israeliten vorgelegt hat.
[44-5,1a: Vorbemerkungen zur Rede des Mose 5,1 - 26,19; 28,1-68.
"als sie aus Aegypten zogen" (V. 45) meint ganz unbestimmt: in den
Jahren des Anfangs der Volksgeschichte. Die "Weisung" wird nicht
einfach geboten, sondern Israel von Mose "vorgelegt"; denn sie ist
ein Bundestext, der frei angenommen werden soll (vgl. 26,17-19 und
28,69 - 30,20, ferner Ex 19,7f; 21,1 und 24,3). Auch hinter
"Satzungen" (4,45) steht ein Wort, das im Alten Orient
"Vertragsurkunde" bedeutet und das in den vorausgehenden Buechern
stets mit "Bundesurkunde" uebersetzt ist.]

4:45   Das sind die Satzungen, die Gesetze und Rechtsvorschriften, die Mose
den Israeliten verkuendet hat, als sie aus Aegypten zogen.
[Andere Lesart: die Satzungen, Gesetze und Rechtsvorschriften.]

4:46   Es geschah jenseits des Jordan, in der Talschlucht gegenueber
Bet-Pegor, im Land Sihons, des Koenigs der Amoriter, der in Heschbon
seinen Sitz hatte. Ihn hatten Mose und die Israeliten geschlagen,
als sie aus Aegypten zogen.

4:47   Sie hatten sein Land und das Land Ogs, des Koenigs des Baschan, in
Besitz genommen, das Land der beiden Amoriterkoenige jenseits des
Jordan, im Osten,

4:48   von Aroer am Rand des Arnontals bis zum Gebirge Sion - das ist der
Hermon -

4:49   und die ganze Araba jenseits des Jordan nach Osten hin, bis zum Meer
der Araba unterhalb der Steilhaenge des Pisga.