1:1    Koenig David: 1,1 - 9,13
Sauls Tod und Davids Klage: 1,1-27

Als David nach dem Tod Sauls von seinem Sieg ueber die Amalekiter
zurueckgekehrt war und sich zwei Tage lang in Ziklag aufgehalten
hatte,

1:2    kam am dritten Tag ein Mann aus dem Lager Sauls, mit zerrissenen
Kleidern und Staub auf dem Haupt. Als er bei David angelangt war,
warf er sich (vor ihm) auf den Boden nieder und huldigte ihm.

1:3    David fragte ihn: Woher kommst du? Er antwortete ihm: Ich habe mich
aus dem Lager Israels gerettet.

1:4    David sagte zu ihm: Wie stehen die Dinge? Berichte mir! Er
erwiderte: Das Volk ist aus dem Kampf geflohen, viele von den
Maennern sind gefallen und umgekommen; auch Saul und sein Sohn
Jonatan sind tot.
[1 Sam 31,1-4]

1:5    David fragte den jungen Mann, der ihm die Nachricht brachte: Woher
weisst du, dass Saul und sein Sohn Jonatan tot sind?

1:6    Der junge Mann, der ihm die Nachricht brachte, sagte: Ich kam
zufaellig auf das Gebirge von Gilboa; da sah ich, wie sich Saul auf
seinen Speer stuetzte und Kriegswagen und Reiter auf ihn eindrangen.

1:7    Er wandte sich um, und als er mich sah, rief er mich. Ich
antwortete: Hier bin ich.

1:8    Er fragte mich: Wer bist du? Ich gab ihm zur Antwort: Ich bin ein
Amalekiter.

1:9    Da sagte er zu mir: Komm her zu mir, und toete mich! Denn mich hat
ein Schwaecheanfall erfasst, aber noch ist alles Leben in mir.

1:10   Ich ging also zu ihm hin und toetete ihn; denn ich wusste, dass er
seine Niederlage nicht ueberleben wuerde. Dann nahm ich den Stirnreif,
den er auf dem Kopf trug, und die Spange, die er am Arm hatte, und
bringe sie nun hierher zu meinem Herrn.

1:11   Da fasste David sein Gewand und zerriss es, und ebenso (machten es)
alle Maenner, die bei ihm waren.

1:12   Sie klagten, weinten und fasteten bis zum Abend wegen Saul, seines
Sohnes Jonatan, des Volkes des Herrn und des Hauses Israel, die
unter dem Schwert gefallen waren.

1:13   Und David fragte den jungen Mann, der ihm die Nachricht gebracht
hatte: Woher bist du? Er antwortete: Ich bin der Sohn eines
Einwanderers aus Amalek.

1:14   David fragte ihn: Wie kommt es, dass du dich nicht davor gefuerchtet
hast, deine Hand auszustrecken, um den Gesalbten des Herrn
umzubringen?
[1 Sam 24,7; 26,9]

1:15   Darauf rief David einen von seinen jungen Maennern zu sich und sagte:
Komm her, stoss ihn nieder! Und er schlug ihn tot.
[(15-16) 4,10.12]

1:16   David aber sagte zu ihm: Dein Blut ueber dein Haupt; denn dein Mund
hat dich verurteilt, als du sagtest: Ich habe den Gesalbten des
Herrn getoetet.

1:17   Und David sang die folgende Totenklage auf Saul und seinen Sohn
Jonatan;

1:18   er sagte, man solle es die Soehne Judas als Bogenlied lehren; es
steht im "Buch des Aufrechten":
[Jos 10,13
Die Ueberschrift des Lieds ist schwer deutbar.]

1:19   Israel, dein Stolz liegt erschlagen auf deinen Hoehen. Ach, die
Helden sind gefallen!

1:20   Meldet es nicht in Gat, verkuendet es nicht auf Aschkelons Strassen,
damit die Toechter der Philister sich nicht freuen, damit die Toechter
der Unbeschnittenen nicht jauchzen.

1:21   Ihr Berge in Gilboa, kein Tau und kein Regen falle auf euch, ihr
truegerischen Gefilde. Denn dort wurde der Schild der Helden
befleckt, der Schild des Saul, als waere er nicht mit Oel gesalbt.
[ihr truegerischen Gefilde: Text korr.; H: ihr Gefilde der
Erstlingsgarben.]

1:22   Ohne das Blut von Erschlagenen, ohne das Mark der Helden kam der
Bogen Jonatans nie zurueck; auch das Schwert Sauls kehrte niemals
erfolglos zurueck.

1:23   Saul und Jonatan, die Geliebten und Teuren, im Leben und Tod sind
sie nicht getrennt. Sie waren schneller als Adler, waren staerker als
Loewen.

1:24   Ihr Toechter Israels, um Saul muesst ihr weinen; er hat euch in
koestlichen Purpur gekleidet, hat goldenen Schmuck auf eure Gewaender
geheftet.

1:25   Ach, die Helden sind gefallen mitten im Kampf. Jonatan liegt
erschlagen auf deinen Hoehen.

1:26   Weh ist mir um dich, mein Bruder Jonatan. Du warst mir sehr lieb.
Wunderbarer war deine Liebe fuer mich als die Liebe der Frauen.
[1 Sam 18,3]

1:27   Ach, die Helden sind gefallen, die Waffen des Kampfes verloren.