19:1    Die Reaktion des Koenigs Hiskija: 19,1-7

Als Koenig Hiskija das hoerte, zerriss er seine Kleider, legte ein
Trauergewand an und ging in das Haus des Herrn.
[(1-7) Jes 37,1-7]

19:2    Dann sandte er den Palastvorsteher Eljakim, den Staatsschreiber
Schebna und die Aeltesten der Priester in Trauergewaendern zu dem
Propheten Jesaja, dem Sohn des Amoz.

19:3    Sie sagten zu ihm: So spricht Hiskija: Heute ist ein Tag der Not,
der Strafe und der Schande. Die Kinder sind bis an die Oeffnung des
Mutterschosses gelangt, doch den Frauen fehlt die Kraft zum Gebaeren.
[Hos 13,13]

19:4    Aber vielleicht hoert der Herr, dein Gott, alle Worte des Rabschake,
den sein Herr, der Koenig von Assur, hergesandt hat, damit er den
lebendigen Gott beschimpft, und vielleicht schickt der Herr, dein
Gott, eine Strafe fuer die Worte, die er gehoert hat. Darum bete fuer
den Rest, der noch uebrig ist.

19:5    Jesaja antwortete den Abgesandten des Koenigs Hiskija, die zu ihm
gekommen waren:

19:6    Sagt zu eurem Herrn folgendes: So spricht der Herr: Fuerchte dich
nicht wegen der Worte, die du gehoert hast und mit denen die Knechte
des Koenigs von Assur mich verhoehnt haben.

19:7    Seht, ich lege einen Geist in ihn, so dass er ein Geruecht hoert und in
sein Land zurueckkehrt; dort bringe ich ihn durch das Schwert zu
Fall.

19:8    Die zweite Gesandtschaft Sanheribs: 19,8-13

Der Rabschake trat den Rueckweg an und fand den Koenig von Assur im
Kampf gegen die Stadt Libna. Sanherib war inzwischen, wie der
Rabschake gehoert hatte, von Lachisch abgezogen.
[(8-13) Jes 37,8-13]

19:9    Dann erfuhr Sanherib, dass Tirhaka, der Koenig von Kusch, zum Kampf
gegen ihn heranzog. Er schickte wiederum Boten zu Hiskija mit dem
Auftrag:
[Tirhaka, der 690-664 v. Chr. als dritter Pharao der 25., nubischen
Dynastie regierte, war 701 fuer seinen Bruder Schebitku
Oberbefehlshaber des aegyptischen Heeres in Palaestina.]

19:10   So sollt ihr zu Hiskija, dem Koenig von Juda, sagen: Lass dir nicht
von deinem Gott, auf den du vertraust, einreden, Jerusalem werde dem
Koenig von Assur nicht in die Haende fallen.

19:11   Du hast doch gehoert, was die Koenige von Assur mit allen anderen
Laendern gemacht haben. Sie haben sie dem Untergang geweiht. Und du
meinst, du wirst gerettet?

19:12   Sind denn die Voelker, die von meinen Vaetern vernichtet wurden, von
ihren Goettern gerettet worden, die Voelker von Gosan, Haran und
Rezef, die Soehne von Eden, die in Telassar wohnten?

19:13   Wo ist der Koenig von Hamat, der Koenig von Arpad, der Koenig der Stadt
Sefarwajim, wo sind die Koenige von Hena und Awa?

19:14   Das Gebet des Koenigs: 19,14-19

Hiskija nahm das Schreiben von den Boten in Empfang und las es. Dann
ging er zum Haus des Herrn hinauf, breitete das Schreiben vor dem
Herrn aus
[(14-19) Jes 37,14-20]

19:15   und betete vor dem Herrn; er sagte: Herr, Gott Israels, der ueber den
Kerubim thront, du allein bist der Gott aller Reiche der Erde. Du
hast den Himmel und die Erde gemacht.

19:16   Wende mir dein Ohr zu, Herr, und hoere! Oeffne, Herr, deine Augen, und
sieh her! Hoer alles, was Sanherib sagt, der seinen Boten hergesandt
hat, um den lebendigen Gott zu verhoehnen.

19:17   Es ist wahr, Herr, die Koenige von Assur haben die Voelker vernichtet,
ihre Laender verwuestet

19:18   und ihre Goetter ins Feuer geworfen. Aber das waren keine Goetter,
sondern Werke von Menschenhand, aus Holz und Stein; darum konnte man
sie vernichten.

19:19   Nun aber, Herr, unser Gott, rette uns aus seiner Hand, damit alle
Reiche der Erde erkennen, dass du, Jahwe, Gott bist, du allein.

19:20   Die Verheissung der goettlichen Hilfe durch Jesaja: 19,20-34

Jesaja, der Sohn des Amoz, schickte zu Hiskija (einen Boten) und
liess ihm sagen: So spricht der Herr, der Gott Israels: Ich habe
gehoert, wie du wegen des Koenigs Sanherib von Assur zu mir gebetet
hast.
[(20-34) Jes 37,21-35]

19:21   Das ist das Wort des Herrn gegen ihn: Dich verachtet, dich
verspottet die Jungfrau, die Tochter Zion. Die Tochter Jerusalem
schuettelt spoettisch den Kopf ueber dich.
["Jungfrau" und "Tochter" sind bei den Propheten Bezeichnungen fuer
die Bevoelkerung von Laendern oder Staedten.]

19:22   Wen hast du beschimpft und verhoehnt, gegen wen die Stimme erhoben,
auf wen voll Hochmut herabgeblickt? Auf den Heiligen Israels. Koenig

19:23   Durch deine Gesandten hast du den Herrn verhoehnt; du hast gesagt:
Mit meinen zahlreichen Wagen fuhr ich auf die Hoehen der Berge, in
die fernsten Winkel des Libanon. Ich faellte seine hohen Zedern,
seine schoensten Zypressen, kam bis zu seinen entlegensten Huetten, in
das Dickicht seiner Waelder.

19:24   Ich habe Brunnen gegraben und fremdes Wasser getrunken. Ich liess
unter dem Schritt meiner Fuesse alle Stroeme Aegyptens vertrocknen.

19:25   Hast du nicht gehoert: Schon vor langer Zeit habe ich es so gefuegt,
seit den Tagen der Vorzeit habe ich es so geplant; jetzt liess ich es
kommen. So konntest du befestigte Staedte zerstoeren und in Truemmer
verwandeln.

19:26   Ihre Bewohner waren machtlos, in Schrecken und Schande gestossen. Sie
glichen den Pflanzen auf dem Feld und dem frischen Gruen, dem Gras
auf den Daechern, das im Ostwind verdorrt.
[Ps 129,6
Ostwind: Text korr. nach dem Jesaja-Text von Qumran.]

19:27   Ich weiss, ob du ruhst, ob du gehst oder kommst, ob du dich gegen
mich auflehnst.

19:28   Weil du gegen mich wuetest und dein Laerm meine Ohren erreicht hat,
ziehe ich dir einen Ring durch die Nase und lege dir einen Zaum in
das Maul. Auf dem Weg, auf dem du herankamst, treibe ich dich wieder
zurueck.
[Ez 38,4
dein Laerm: Text sinngemaess korr.; H: deine Sorglosigkeit.]

19:29   Und das soll fuer dich (Hiskija) ein Vorzeichen sein: In diesem Jahr
isst man, was von selbst nachwaechst, im naechsten Jahr, was wild
waechst; im dritten Jahr aber sollt ihr wieder saeen und ernten, die
Weinberge bepflanzen und ihre Fruechte geniessen.
[29f: Der Spruch setzt voraus, dass zwei Jahre hindurch keine
Aussaat, aber eine kaergliche Ernte moeglich ist.]

19:30   Wer vom Haus Juda entronnen und uebriggeblieben ist, wird wieder
unten Wurzeln treiben und oben Frucht tragen.
[Ps 80,10]

19:31   Denn von Jerusalem wird ein Rest ausziehen, vom Berg Zion ziehen die
Geretteten hinaus. Der leidenschaftliche Eifer des Herrn wird das
vollbringen.

19:32   Darum - so spricht der Herr ueber den Koenig von Assur: Er wird nicht
in diese Stadt eindringen; er wird keinen einzigen Pfeil
hineinschiessen, er wird nicht unter dem Schutz seines Schildes gegen
sie anrennen und keinen Damm gegen sie aufschuetten.

19:33   Auf dem Weg, auf dem er gekommen ist, wird er wieder zurueckkehren.
Aber in diese Stadt wird er nicht eindringen - Spruch des Herrn.

19:34   Ich werde diese Stadt beschuetzen und retten, um meinetwillen und um
meines Knechtes David willen.

19:35   Die Rettung der Stadt: 19,35-37

In jener Nacht zog der Engel des Herrn aus und erschlug im Lager der
Assyrer hundertfuenfundachtzigtausend Mann. Als man am naechsten
Morgen aufstand, fand man sie alle als Leichen.
[(35-37) Jes 37,36-38]

19:36   Da brach Sanherib, der Koenig von Assur, auf und kehrte in sein Land
zurueck. Er blieb in Ninive.

19:37   Als er eines Tages im Tempel seines Gottes Nisroch betete,
erschlugen ihn seine Soehne Adrammelech und Sarezer mit dem Schwert.
Darauf mussten sie in das Land Ararat fliehen, und Sanheribs Sohn
Asarhaddon wurde Koenig an seiner Stelle.
[seine Soehne: ergaenzt nach Jes 37,38.]