E-1    Der erste Brief des Petrus

Der Verfasser dieses Briefs ist nach 1,1 der Apostel Petrus. Er
spricht zu den Aeltesten der Gemeinde als "Mit-Aeltester" und "Zeuge
der Leiden Christi" (5,1). Er schreibt seinen Brief aus Babylon
(5,13), womit nur Rom gemeint sein kann, "durch den Bruder Silvanus".
Bei ihm befindet sich auch Markus (5,12-13); damit ist wohl Johannes
Markus gemeint, den Petrus von Jerusalem her kannte (Apg 12,12).
Silvanus, auch Silas genannt, war ein angesehener Mann in der
Gemeinde von Jerusalem und gehoerte zu der Abordnung, die von dort
nach Antiochia geschickt wurde (Apg 15,22). Er war ein urchristlicher
Prophet (Apg 15,32). Paulus nahm ihn als Begleiter bei der zweiten
Missionsreise mit (Apg 15,40; vgl. 18,5).

E-2    Nach altkirchlicher Ueberlieferung wurde der 1. Petrusbrief kurz
vor dem Tod des Apostels (64 oder 67 n. Chr.) unter Kaiser Nero
geschrieben. Gegen eine Verfasserschaft des Petrus erheben sich zwar
einige Bedenken aufgrund des guten griechischen Stils und der vielen
Gemeinsamkeiten zwischen dem 1. Petrusbrief und den Paulusbriefen;
auch kann zur Zeit Neros noch nicht gesagt werden, dass die Christen
in der ganzen Welt verfolgt werden (5,9). Die Einwaende gegen die
Verfasserschaft des Petrus verlieren zum Teil aber an Gewicht, wenn
Silvanus nicht nur der Schreiber war, dem Petrus diktierte, sondern
dessen "Sekretaer", der mit einer gewissen Selbstaendigkeit im Auftrag
des Petrus schrieb. Eine sichere Entscheidung ist nicht moeglich.

E-3    Der Brief richtet sich "an die Auserwaehlten, die als Fremde in
Pontus, Galatien, Kappadozien, in der Provinz Asien und Bithynien in
der Zerstreuung leben" (1,1), also an Gemeinden im noerdlichen und
westlichen Kleinasien. Die Empfaenger des Briefs sind vorwiegend
Heidenchristen; sie leben "in der Zerstreuung", weil sie als Christen
in der Welt fremd und heimatlos sind (vgl. 1,17). Das Fremdsein der
"Auserwaehlten" in der Welt tritt in einer Zeit der Verfolgung staerker
ins Bewusstsein. Um so notwendiger ist es fuer die Christen, ihre
besondere Stellung und ihre Sendung in Staat und Gesellschaft zu
begreifen (vgl. 2,11 - 4,11). Diese Weisungen schoepfen aus einer
bereits gefestigten christlichen Ueberlieferung.

E-4    Der Brief will (vgl. 5,12) die Empfaenger ermahnen, dem Glauben
treu zu bleiben, und ihnen bezeugen, dass sie als Getaufte dazu
berufen sind, am Leidensweg Jesu und dann auch an seiner Herrlichkeit
teilzuhaben. Auf Taufe und Kreuz wird immer wieder hingewiesen, so
dass manche Ausleger vermuten, dem Brief liege, vor allem in dem
Abschnitt 1,3 - 4,11, eine urchristliche Taufansprache zugrunde.