Gestern geschah dies

 
"Denk an das siebente Gebot!" ermahnte mich der freundliche Herr, der
auf der Straße steht und Verfehlungen aufzeigt.
"Natürlich", dachte ich und rief mir das Gebot ins Gedächtnis: "Du
sollst nicht..." nein! Du sollst! Schließlich ist es ein Gebot und kein
Verbot. Oder? Unsicherheit ergriff von mir Besitz.
Mit dem festen Vorsatz, mein Gedächtnis aufzufrischen, verließ ich
meinen Raum und begab mich ins Bernsteinzimmer im Zwoten Stock, in dem
ich diesen Kasten mit den Geboten aufzubewahren beliebe.
Auf der Treppe grüßte ich flüchtig den Bartel und nahm ihm einige
Flaschen des Mosts ab: er soll doch nicht so schwer tragen.
Am Ziel angekommen, entnahm ich der Bundeslade die Tafeln, um den
Originaltext zu studieren, musste jedoch feststellen, dass Moses es
meinem Fürbitten zum Trotz versäumt hatte, hochdeutsche Übersetzungen
in die Fußnoten einzufügen. Gebeutelt von der beschwerlichen Reise band
ich mir den Bären ab, der in der Zwischenzeit schon reichlich Most
getrunken hatte und forderte ihn zu einer Partie Schach. Mithilfe des
Schalks, der ein ausgezeichneter Schachspieler ist, bezwang ich ihn.

Erinnern Sie mich daran, den Bartel das nächste Mal zu fragen, wo er
den Most herholt; er ist äußerst wohlschmeckend.

von TE (CC BY-NC-ND 4.0)