(SZ) Einmal ist Franz Beckenbauer sogar in Mali gewesen. Sie hatten
  alle sehr feierliche Gewänder an, die Menschen in Mali, irgendeiner
  schlug ihm zu Ehren auf einer mit echter Ziegenhaut bespannten Trommel
  herum, einem Instrument, das Djembé genannt wird, aber das wusste
  Franz Beckenbauer nicht. Er weiß ohnehin nicht die Welt, schon gar
  nicht von Mali, und der Besuch lappte ein wenig ins Peinliche, als ihm
  der Oberhäuptling auch noch einen Hammel überreichte. "Es gehört
  offenbar in Mali dazu", hat Beckenbauer später gesagt, "dass der Gast
  einen Hammel geschenkt bekommt", aber er konnte damit nichts anfangen.
  Es war sicher gut gemeint, das Geschenk, aber er wusste noch nicht
  einmal, ob es ein Hammel war. "Es hätte auch ein Bock sein können",
  sagte Beckenbauer, jedenfalls zitterte das Tier so komisch und
  meckerte und machte insgesamt den Eindruck, das Wasser nicht mehr lang
  halten zu können. Da stieß Franz Beckenbauer das Geschenk von sich,
  der Djembefola (zu deutsch: Meistertrommler) klopfte irritiert auf
  seinem Instrument herum, und so richtig erholt haben sich die
  diplomatischen Beziehungen mit Mali seither nicht.

  Dafür hat sich Franz Beckenbauer weiterentwickelt, ist sozusagen vom
  Beschenkten zum Geschenk geworden. Gerade veranstaltet eine Brauerei,
  gemeinsam mit der Bild-Zeitung, ein Gewinnspiel für kleine
  Fußball-Vereine. Der Preis ist Beckenbauer - als Ehrengast auf der
  Weihnachtsfeier. Dahinter verbirgt sich eine allgemeine Tendenz in
  dieser sensationsgierigen Gesellschaft. Nicht mehr Häuser und Reisen
  werden als Preise ausgelobt, weder Bock noch Hammel. Die Erfüllung
  aller Träume ist das Treffen mit einem Promi, einem leibhaftigen. Da
  ist vieles denkbar. Mit Stefan Effenberg sauteuere Cowboystiefel
  kaufen und dann ordentlich alle Betrunkenen aus dem Stadtpark kicken.
  Oder Gesprächsschule mit Johannes B. Kerner: Wie kriege ich keine
  Antwort auf Fragen, die ich nie gestellt habe? Oder: Sich mit dem
  ungeratenen Sohn von Uschi Glas so richtig in einem Bordell die Nase
  bügeln.

  Der moderne Hauptgewinn ist also ein Event, und dass da auch mal was
  aus dem Ruder laufen kann, ist nicht nur einkalkuliert, sondern
  vorgesehen. Franz Beckenbauer schließlich ist Präsident des "FC
  Patient", wie gerade die Bild geschrieben hat, und dieser FC Patient,
  weiß ebenfalls die Bild, ist ein zur Zeit besonders heißgelaufener
  "Champion in der Schnacksel-League". Hitzfeld und Kahn, jetzt der
  brave Kalle Rummenigge - lauter wilde Männer auf den Spuren ihres
  Kaisers (fünf Kinder mit drei Frauen). Diesen übrigens ausgerechnet
  auf eine Weihnachtsfeier einzuladen ist - nach allem, was man weiß -
  so vielversprechend, als gewänne die FeuerwerkerInnung bei einer
  Lotterie als ersten Preis den Besuch eines Pyromanen.