(SZ) Als Johannes Paul II. vor Jahr und Tag den Wallfahrtsort
Altötting besuchte, sagte ein dortiger Bäcker später: "Der Papst
braucht mir nimma kumma!" Das klang so, als ob jeder andere Papst
willkommen wäre, in Wirklichkeit gingen die bitteren Worte aber gegen
den Staatsbesuch als solchen. Was war geschehen? Der Bäcker hatte sich
in der Hoffnung gewiegt, an diesem Tag das Geschäft seines Lebens zu
machen. Da die meisten Gläubigen ihre Wegzehrung mitgebracht hatten,
blieb er jedoch auf etlichen tausend Semmeln sitzen und musste sie zu
Bröseln verschroten. Es war dies der klassische Fall eines
Kollateralschadens, der mit einem an sich freudigen Ereignis verbunden
ist - eines Schadens, wie ihn nun auch Elisabeth II. kennen lernen
musste, weil Staatsgast George W. Bush mit seinen Hubschraubern ihren
Rasen und die alten Bäume darauf versaute. Die Helikopter prägten sich
H-förmig ins Grün ein, und die Rotoren zausten Bäume, die wohl noch
von Queen Victoria selig angepflanzt worden waren.
Bis heute fehlt die große Darstellung des Besuchsschadens in
Geschichte und Gegenwart, doch lässt sich auch ohne sie die Spannweite
des Themas andeuten. Ganz oben rangiert da der Potlatch, ein bei
nordamerikanischen Indianern beheimateter und in der Politik bis heute
gern geübter Brauch: Man besucht einander und vernichtet bei der
Gelegenheit so viele Güter wie möglich; wer es am längsten aushält,
erntet den größten Ruhm. Den Hauptteil bildet der Flurschaden, den
Staatsbesuche von der Antike bis jetzt angerichtet haben. Das beginnt
beiläufig mit dem Besuch der Königin von Saba bei König Salomo und
endet vorderhand mit Bushs Anflug auf den Buckingham Palace. Von
Salomo gibt es zwar kein einschlägiges Bild, doch wird er, als die
Kamele der Königin durch seine Rabatten trampelten, ähnlich amused
geschaut haben wie die Queen, als nun das Gebüsch ihres Gartens von
den Rotorblättern zerhäckselt wurde.
Ganz unten steht die Beschreibung dessen, was Hinz und Kunz in dieser
Hinsicht schon erlebt haben, etwa wenn sich Hinz am Sonntag bei Kunz
zum Kaffee einlädt und seinen Hund mitbringt. Der Hund benimmt sich
wie daheim, nur dass ihm beim Herumtoben in Kunzens Wohnung die
wertvolle Vase im Weg steht und dass der Teppich, dessen vordere Ecke
er zerbeißt, erst ein halbes Jahr alt ist. Für Kunz stellt sich die
Sache freilich so dar, dass Hinz sein Kreditsachbearbeiter ist, und
darum schleimt er: "Nein, so ein liebes Viecherl, Ihr Hundi, und so
was von aufgeweckt!" Das nennt man Protokoll. Wenn Hinz weg ist, kehrt
Kunz die Scherben zusammen und dreht den Teppich, so dass die
zerfressene Ecke unter die Kommode zu liegen kommt. Erst danach
spricht er über Hinz so, wie die Queen im kleinen Kreis derzeit
mutmaßlich über George W. Bush spricht.