(SZ) So wie das Leben ein einziges Werden und Vergehen ist, so
  verschwinden altehrwürdige Tätigkeiten und machen neuen Berufen Platz.
  Bisweilen erinnert das Bildungsfernsehen noch an die Kürbenzäuner und
  Siebrandmacher im Bayerischen Wald; da aber nun Wäschekörbe und Siebe
  vorzugsweise aus Kunststoff sind, braucht keiner mehr Leute, die sich
  mit dem Werkstoff selbst abplagen, das erledigen Maschinen. Wichtig
  sind hingegen Manager, Coordinators oder Controller. Daneben braucht
  es jede Menge Berater, die aber Consultants heißen. Diese finden zum
  Beispiel heraus, welches Produkt sich verkaufen lässt wie die Sau.
  Stellt sich diese Annahme als falsch heraus, ist guter Rat teuer - in
  der Regel müssen Mitarbeiter gekündigt werden, wofür es spezielle
  Berater gibt. Auch sonst ist Beratung das halbe Leben. Viele Menschen
  hätten zum Beispiel ohne Anlageberater nicht gewusst, wie sie ihr Geld
  so schnell in den Sand setzen können. Es gibt Ehe-, Erziehungs- und
  Stauberater sowie Pilzberatungsstellen, welche die natürliche Auslese
  außer Kraft setzen.

  Neuerdings auch Wildschweinberater, jedenfalls in Bayern. Darauf, dass
  die den Sauen nun die saftigsten Maisfelder und die üppigsten
  Vorgärten zeigen, können Keiler und Bache aber lange warten. Die vom
  Landwirtschaftsminister ernannten Sau-Consultants sorgen vielmehr
  dafür, dass es dem Schwarzwild an den Kragen resp. an die Schwarte
  geht. Die Jäger nämlich, durch beheizte Sitzkissen verzärtelt und von
  militanten Tierschützern verschreckt, scheinen der Tiere längst nicht
  mehr Herr zu werden. Unablässig kommt es in Berlin und anderswo zu
  Zwischenfällen mit rauschig wirkenden Sauen, die es in Wahrheit nur
  auf die Tragtüte des armen Mütterleins abgesehen haben. Da soll der
  Wildschweinberater auf den Plan treten. Er sei aber gewarnt, heißt es
  doch in einem alten Jägerspruch: "Ein Hauptschwein lässt mit sich
  nicht spaßen, / hörst du es wetzen oder blasen. / Und angeschweißt
  weiß es bestimmt, / wo deine Hosenbeine sind."

  Da an dieser Stelle nie mit Rat gegeizt wird, empfehlen wir zum
  Anlocken das bewährte Mittel "Taiga 1" mit Maisaroma oder das
  ultimative "Taiga 2" mit Trüffelduft. Tierschützer werden das
  Vergrämen der Wildschweine favorisieren, wie es gerade in Brandenburg
  erprobt wird. Dort sollen an Ortsumgehungen und Schnellstraßen so
  genannte Verdunstersäulen aufgestellt werden, die ein stark an
  menschlichen Schweiß erinnerndes Odeur verströmen. Für Wildschweine
  ist das Gift, sie können gar nicht schwitzen, was sie mit
  Schweißhunden verbindet und von Jägern unterscheidet. Weit über
  Brandenburg hinaus tut sich aber ein neues Berufsfeld auf: Schweißer,
  neudeutsch Sweater genannt, rennen auf Laufrädern und geben ihr
  Bestes, natürlich unter ständiger Überwachung von Product Cost
  Managern.