(SZ) In der Sache Thomas Gottschalk gegen Deutscher Bundestag,
  Letzterer vertreten durch Präsident Wolfgang Thierse, hat der Kläger
  am Wochenende neues belastendes Material gegen den Beklagten
  vorgelegt. Ausweislich der Tatsache, dass "die Nummer mit der Lkw-Maut
  durchaus erheiternd" sei, sowie in Ansehung des Umstandes, dass "auch
  der spannende Kampf ums Dosenpfand" einen "hohen Unterhaltungswert"
  besitze, könne dem Beklagten unterstellt werden, dass er, entgegen
  allgemeinem Dafürhalten, sehr wohl eine "Showbühne" sei. Ob der
  Schriftsatz allein dadurch, dass er in der Bild-Zeitung veröffentlicht
  wurde, als zugestellt gilt, ist strittig. Dennoch wollen Eingeweihte
  aus Thierses Büro gehört haben, dass man Gottschalk prophylaktisch
  schon mal eine Verunglimpfung von Verfassungsorganen nach § 90 b StGB
  anhängen will. "Damit kriegen wir ihn am Arsch", soll ein hoher
  Beamter in Anlehnung an Gottschalks vermeintliche
  Sprachgepflogenheiten gesagt haben.

  Worum es geht, weiß mittlerweile die Welt. Gottschalk hatte in seiner
  Sendung "Wetten, dass . . . ?" die Saalwette verloren und muss nun
  seinen Einsatz bringen: eine Rede im Bundestag. Thierse hingegen muss
  die Würde des Hauses wahren und verweigert dem Entertainer den
  Zutritt. Da Gottschalk die Wette bis zum 6. Dezember eingelöst haben
  will, feuert er aus allen Rohren. In richtiger Einschätzung dessen,
  dass die Welt der Fernseh-Unterhaltung von einer großen Mehrheit der
  Bevölkerung mittlerweile für die eigentliche Welt gehalten wird, reißt
  er seine Klappe fast staatsmännisch weit auf und zetert, dass es in
  Deutschland, wie gegen alles, so auch gegen seine Bundestagsrede einen
  Verhinderungs-Paragraphen gebe - typisch deutsch das Ganze, kein
  Wunder, dass alles scheitere. Die Gegenseite scheint im Grunde ihres
  Herzens diese Einschätzung zu teilen. Statt dass man vernehmlich
  "Schleich dich, Hanswurst!" sagte, eiert man in der fürs Fernsehen
  eingeübten Duckmäuserei um ihn herum: dass er doch ein kluger Kopf
  sei, und ob er nicht mit irgendeiner Fraktion vorlieb nehmen wolle.

  Inzwischen hat Gottschalk seine Bataillone geordnet, seine Waffen in
  Stellung gebracht. Zum Bundespresseball erschien er selber nicht,
  dafür Dieter Bohlen als sein Marschflugkörper, der freilich an der
  falschen Stelle einschlug, indem er den dafür unzuständigen
  Bundespräsidenten Rau um Rede-Erlaubnis für Gottschalk anging. Kann
  passieren, wer soll das schon auseinander halten! Am 6. Dezember will
  Gottschalk den Bundestag besetzt haben. Stefan Effenberg wird sich
  dann einen Bart umbinden und den Thierse spielen, Boris Becker
  kontrolliert die Wach- wie auch Besenkammern, und Sabine Christiansen
  bringt die neuen Gesetze ein. Daniel Küblböck aber beschließt sie und
  trägt sie dem Volke vor.