(SZ) In der Urzeit, als die Menschen noch Mammutfelle trugen und in
Höhlen hausten, die sie winters mit Bären teilten, war die Sache klar
geregelt: Der Mann musste, wie ein schwäbischer Dichter sehr viel
später notierte, "hinaus ins feindliche Leben", musste Wisent und
Wollnashorn jagen, während daheim "die züchtige Hausfrau" den
Felsboden bohnerte und die Knochen vom Frühstück wegräumte. So wollte
es Gott, und so wollte es Schiller, aber seit die beiden tot sind, ist
nichts mehr wie früher. Längst ist das feindliche Leben eine Domäne
der Frau, sogar Fußballweltmeister werden die jetzt, und vor den
mächtigsten unter ihnen - Angela Merkel, Sabine Christiansen - kuschen
selbst Minister. Der Mann hingegen, ach Gott! Ist schon froh, wenn er,
wie jüngst Georg Marszalkowski, in Hamburg zum "Hausmann des Jahres"
gekürt wird. Leidet an Schlaflosigkeit wie David Gest, den Liza
Minelli während ihrer kurzen Ehe angeblich verprügelt hat. Dreht durch
wie jener 38-jährige Maurer aus Saint-Etienne, der soeben zu vier
Monaten auf Bewährung verurteilt wurde. Der Mann hatte seine Frau mit
vorgehaltenem Revolver zum Hemdenbügeln gezwungen.
Es fällt auf, dass im Geschlechterkampf zunehmend der Haushalt ins
Zentrum rückt. Aus irgendwelchen Gründen fruchtet es nicht mehr, wenn
sich der Mann über die Fragen "Wer kocht, wer wäscht, wer bügelt?" mit
dem Hinweis hinwegstiehlt, das gehe ihn nichts an, er sei schließlich
für die Fragen "Was können wir wissen, was sollen wir tun, was dürfen
wir hoffen?" zuständig. Nein, er muss ran, muss zu Besen und
Bügeleisen greifen, und wenn jetzt einer sagt, das kenne er schon, das
sei sein tägliches Leben, dann darf er sich mit Brad Pitt und Robbie
Williams zu den "most sexiest men alive" zählen. Die Zeitschrift
Avanti will nämlich herausgefunden haben, dass Männer, die Hausarbeit
verrichten, sexy seien und bei Damen Lust auf Zärtlichkeit wecken -
wie verwegen die auch sein mag zwischen Lappen und Eimer.
Mit Verlaub, Kolleginnen von Avanti: Das ist doch ein Trick, das sagt
ihr doch nur, um gutwillige Männer an den Herd zu locken, damit ihre
Gattinnen Zeit haben, Fußball zu spielen oder Wollnashörner zu jagen.
Andererseits, so rätselhaft, wie Frauen sind, ist die aphrodisierende
Wirkung eines Mannes in Küchenschürze nicht ausgeschlossen. Wer bisher
mit Rosen und einer Flasche Barolo bei der Angebeteten erschien, ohne
den erhofften Erfolg zu haben, tut gut daran, es mit dem Staubsauger
zu probieren. Und was das Theater betrifft, so wäre der Fall Romeo und
Julia glaubwürdiger, wenn der junge Mann, statt am Balkon Süßholz zu
raspeln, mal ordentlich bei den Capulets durchgefegt hätte. "Das wilde
Blut, das in den Wangen flattert", seufzt Julia. Solche Leidenschaften
kann nur ein Hausmann entfachen.