(SZ) Es trifft nicht zu, dass die Amerikaner in unlösbare
Artikulationsprobleme gestürzt werden, wenn sie ihren Lippen das
Fremdwort "Schwarzenegger" zumuten. Dank der Unterhaltungsindustrie
ist die sperrige Vokabel Millionen US-Bürgern geläufig geworden, und
die Gouverneurswahl im reichsten Staat der Union dürfte den einst
Unaussprechlichen endgültig zum household name erheben. Freilich
stellte nie die originale, sondern nur die hochdeutsche Aussprache des
Namens ein kulturelles Hindernis dar. Wer sich der alpenländischen
Herkunft des kalifornischen Kandidaten besinnt, entdeckt ein
erstaunliches Maß an phonetischem Gleichklang: Ob Schwoazznecka oder
Schwohdsenigga - zwischen Mürzzuschlag und Santa Barbara klafft da
nicht gerade ein Abgrund.
Arnold Alois Schwarzenegger aus der Steiermark wäre nicht der erste
Filmstar mit austriakischen Wurzeln, der sich "Kaiser von Kalifornien"
nennen darf. Der Südtiroler Naturbursch Luis Trenker verkörperte 1936
in dem gleichnamigen Film den aus Lörrach stammenden Abenteurer
Johann-August Sutter, der es um 1835 im damals mexikanischen
Kalifornien zum General, Großunternehmer, Großgrundbesitzer und
Beinahe-Gouverneur gebracht hat. Sutters Imperium, das schon nach
einem Jahrzehnt vom Goldrausch hinweggespült wurde, hatte sein
Hauptquartier dort, wo der Steirerbua herrschen will, sofern er heute
die Wahl gewinnt: Aus Fort Sutter erwuchs die amtliche Hauptstadt
Kaliforniens, deren Name fast wie ein alpiner Kraftausdruck klingt.
Sacramento!
Oder wird der Terminator in letzter Sekunde noch gestoppt - von
Feministinnen, von einem Entnazifikator? Es gibt immerhin
Jugendsünden: Der Bodybuilder gestand mit 26, dass er an Hitler die
große Goschen und den Aufstiegswillen bewundere, sonst nichts. Und als
arrivierter Schauspieler hat Arnie zu Marschmusik den Stechschritt
geübt, die Hacken zusammengeschlagen und mit Hilfe eines Kamms den
Führer gegeben, was bei einem Star, der auch in komischen Rollen
überzeugt, als professionelle Clownerie durchgehen mag. Der Vorwurf
der Stoppt-Schwarzenegger-Bewegung lautet indessen: Nazi und
Frauengrapscher, ein rundum abscheuliches Wesen also, das, wie König
Pelimbert der Indiskutable, der Phantasie Heimito von Doderers
entsprungen sein könnte. Ausgerechnet Hillary Clinton macht sich zur
Anwältin der Begrapschten; als First Lady einst Erste Dulderin der
Nation, wütet sie nun temperamentvoll gegen einen Wüstling, der nicht
ihr Mann ist. Über die Konsequenzen einer Wahl Schwarzeneggers urteilt
die Sarkastin Maureen Dowd in der New York Times gelassen und mit
Blick auf die kalifornische Verfassung: Erklinge in den Dienstzimmern
des Gouverneurs das "Horst-Wessel-Lied", könne man ihn sofort wieder
abwählen.