(SZ) Und noch einmal strahlt und wärmt der gelbe Planet, noch einmal
zeigen wir unser braunes Fleisch, wir bleichen nicht und weichen
nicht, wir bleiben sitzen in den Freiluftcafés, bis die Sonne
untergeht. Dann aber eilen wir ohne Umwege, zielstrebig, konsequent
nach Hause, denn es trifft sich wunderbar, dass, sobald es dunkel
geworden ist, genau um 20 Uhr 45, der Fußball-Europapokal beginnt. So
ersetzt ein Glück das andere, so fließen die Jahreszeiten auf perfekte
Weise ineinander, ja, der Herbst schwebt sanft wie eine Bananenflanke
in den Sommer hinein und bauscht die Tornetze.
Wenn das doch nur die Weiber verstünden! Es war zuletzt durchaus in
Ordnung mit ihnen: Sie haben uns Hitze zugehaucht, der Sommer eine
fünfmonatige Streicheleinheit, ein weicher Flaum, der sich vom
Bauchnabelmai bis zum Septemberbecken zog. Und noch jetzt am Tage
genießen wir ihre Gegenwart, so wie sie, ganz offensichtlich, die
unsrige genießen, aber, und das ist das Problem, sie können nicht
loslassen. Sie sind nicht imstande, die Zeichen des Herbstes zu
erkennen und sich bei Anbruch der Dunkelheit diskret zurückzuziehen,
abzutauchen unter der Bananenflanke. Stattdessen folgen sie uns aufs
Kanapee. Starren wie wir auf den Fernseher. Und es geht ihnen nicht im
Mindesten um Fußball, sondern einzig und allein darum, unsere
brennende Leidenschaft, welche auch immer es sei, zu teilen. Und so
martern sie uns, während die Bayern auf den Rasen laufen, mit der
aberwitzigen Frage, ob diesmal wohl der Spieler Babbel teilnehme. -
"Babbel? Wie kommst du auf Babbel?" - "Na, Babbel eben." - "Darling,
Babbel ist seit ungefähr 25 Jahren nicht mehr bei den Bayern, sondern
in England. Gerade ist er von Liverpool nach Blackburn ausgeliehen
worden, Babbel ist jetzt ein Rover, if you know what I mean." - "Ach,
ich meinte ja auch Ballack. Genau. Ich meinte Ballack."
Man ist so machtlos. Man weiß um diese Oberflächlichkeit in
wesentlichen Dingen und kann die Frauen doch nicht zurechtweisen.
Irgendwie lassen sie einen ins Leere laufen, auf eine unbewusste,
kenntnisreiche Art, mit einem Instinkt, den sie gerade auch im
Wissenschaftsmuseum von Bristol (nicht zu verwechseln mit Blackburn,
Babbel) vorgeführt haben. Dort hat ein Bildschirm gestanden, auf dem
jeweils eine Ziffer sowie eine Anzahl von Punkten erschienen. Die
Besucher sollten, so fix wie möglich, durch Knopfdruck entscheiden, ob
Ziffer und Punktanzahl identisch waren. Und siehe, solange es nicht
mehr als drei Punkte waren, hatten es die Frauen eher heraus als die
Männer; ab der Zahl vier war ihr Vorsprung dahin. Sie erfassen demnach
die einfachen Dinge besser. Schon ein Blick genügt ihnen, immer; sie
blicken einen kurz an, flüstern, "aber wer ist schon Ballack", und
führen ihr unschuldiges sommerliches Spiel fort.