(SZ) Neulich ist ein Musiker namens Mark Owen gefragt worden, ob er
  schon mal bei einem Konzert des Musikers Robbie Williams gewesen sei.
  Natürlich nicht, hat er gesagt. Es hätte ihn zu sehr gequält. Sie
  waren sich einmal ganz nah, Mr. Owen und Mr. Williams, sangen
  gemeinsam in der Boygroup Take That, bis die sich trennte, und das
  Glück trennte sich mit. Das Glück entschied sich, voll und ganz bei
  Robbie Williams zu bleiben, und so wurde aus ihm der berühmteste
  Robbie der Welt, auf den nach jedem Auftritt tausend Frauen warten,
  und es kostet ihn nur ein Fingerschnippen, dann kommen die mit hoch zu
  ihm ins Hotelzimmer, alle tausend, wenn das Zimmer groß genug ist.
  Mark Owen aber hat eine Platte gemacht, die wollten, böse gesagt,
  nicht viel mehr als tausend Frauen anhören, und deshalb bleibt ihm
  nichts, als den Traum all derer zu träumen, die sich vor dem
  Vergessenwerden fürchten. Mark Owen sagt: "Manchmal denke ich: Spring
  auf die Bühne, schubs Robbie weg und sing ein Lied!"

  So eine Bühne wünschen sich alle, die zu kurz gekommen sind im Duell
  zweier Rivalen. Wer seine Frau an einen anderen verliert, würde diesem
  anderen gern die Nase bügeln, als Bühne käme da eine gutbesuchte
  Kneipe in Frage. Aber der prächtigste Platz, auf dem einer Rache
  nehmen kann, ist ein Fußballstadion, und so gesehen bietet sich heute
  Abend für Berti Vogts die Lebenschance, vor aller Augen das Glück
  dorthin zu zwingen, wo es selten gewesen ist: auf seine Seite. Er
  schoss in seinem letzten Länderspiel ein Eigentor, er musste als
  Bundestrainer zurücktreten, er spielte im "Tatort" nur eine
  Nebenrolle, und einmal, als er in Alaska Kodiakbären beobachten
  wollte, jagte ein solches Tier ihn den Baum hinauf. Dort saß er
  wartend viele Stunden.

  Jetzt hat das Warten ein Ende für Berti Vogts, den unglücklichsten
  Berti der Welt. Heute gilt es für ihn als Trainer der Schotten gegen
  die Deutschen, gecoacht von Rudi Völler, dem das Glück treu ist wie
  ein Bruder. Bei der letzten WM war das Glück bei ihm sogar in Gestalt
  von sechs Brüdern, einen für jedes Spiel bis zum Finale. Das hat er
  verloren, aber egal: Die Fans jubelten ihm nach der Niederlage zu, wie
  sie Berti nach Siegen nie zugejubelt hatten. Und die Reporter
  huldigten ihm, auch wenn der wütende Völler das zuletzt verdrängt hat.
  Vielleicht hat Rudi seine Mannschaft wachgerüttelt mit seiner
  Schimpferei, womöglich hat er sie noch nervöser gemacht. Jedenfalls
  hat McBerti drüben in Schottland mitbekommen, wie chaotisch es zugeht
  im deutschen Fußball, und er weiß, was das bedeutet, für ihn und die
  Schotten. Vielleicht reicht ihm ein glückliches Tor, es muss doch mal
  zu ihm kommen, das Glück, und wenn es da ist, kann er dem Rivalen
  zurufen, was alle Verlierer einmal, einmal rufen wollen: Take that!
  Nimm das, Rudi!