(SZ)Was hat der Mensch, nachdem er auf die Welt gekommen ist? Was hat
  er außer Hunger und vollgekackten Windeln? Minderwertigkeitskomplexe.
  Er fühlt sich so winzig, und alles um ihn herum ist so gewaltig,
  allein die klobige Nase des Vaters, die er zu greifen versucht, ach,
  seine murmelkleine Faust verschwindet fast im Nasenloch des Vaters, in
  der dunklen Höhle des Erzeugers, na, gottseidank, irgendwann ist der
  kleine Mensch erwachsen und boxt dem Vater mit seiner Faust ungestüm
  auf den Oberarm, und alles ist gut - es sei denn, der Mensch wächst
  nicht so, wie er wachsen soll. Dann wird er gehänselt. Hey, Du
  Türstopper. Man kennt die Geschichten solcher von der Natur
  geschlagenen Gestalten, die ihr Manko kompensieren mussten, zwanghaft,
  überehrgeizig, das alte Lied von Napoleon B., 1,51 Meter, mit seinen
  Kanonen, und von Humphrey B., 1,65, mit seinen Gräben, mit den Gängen,
  die er ausheben ließ für seine Filmpartnerinnen, damit bloß nicht
  sichtbar würden die wahren Verhältnisse.

  Und wo ist die Alternative? Na, bei den Clownfischen, bei denen geht
  es vorbildlich zu, verblüffend perfekt. An der Spitze jeder Kolonie
  steht, wie amerikanische Biologen gerade herausgefunden haben, immer
  das größte Tier, welches immer ein Weibchen ist. Es kann bis zu sechs
  Zentimeter lang werden. Das in der Rangfolge zweite Tier ist einen
  Zentimeter kleiner, das nächste noch einen, und so weiter, mehr als
  sechs Fische befinden sich nicht in einer Gruppe. Somit sind die
  Verhältnisse aufs Sichtbarste zementiert. Und wenn die Chefin stirbt,
  rücken einfach alle Fische einen Rang höher, und das Schönste: Nun, im
  Zuge der hierarchischen Veränderung, wächst ein jeder einen
  Zentimeter. Der Rang also bestimmt die Größe. Ein Clownfisch muss nur
  Geduld haben, muss sich, sozusagen, in der Schlange einreihen, dann
  wird er irgendwann die begehrte leitende Position erklimmen, nein,
  erschwimmen.

  Nie hat man von Zornausbrüchen oder gar Erhebungen kleinerer
  Clownfische gehört. Lautlos geben sie sich dem Warten und Wachsen hin.
  Wie leise und friedlich wäre die Welt, wie einvernehmlich stünden wir,
  der Größe nach geordnet, hintereinander, wenn jenes Prinzip bei uns
  gälte. Aber wie langweilig wäre uns auch! Wie eintönig würden die Tage
  und Nächte vergehn! Vor allem die Nächte; erwähnt werden sollte noch,
  dass bei den Clownfischen nur die Nummer zwei vom dominierenden Weibe
  zur Fortpflanzung erwählt wird, immer nur die Nummer zwei, alle
  anderen sind verdammt zur Asexualität. So war die Alternative bloß ein
  Trug. Jetzt wissen wir es. Zum Teufel mit den stupiden, unerotischen
  Clownfischen! Wir schieben die flache Hand zwischen unsere
  Anzugknöpfe, drücken den Rücken durch, setzen den Bogie-Blick auf und
  gehen jede Wette ein, dass wir nicht lange warten müssen...