(SZ)Gold und Silber lieb ich sehr, singen die legendären
  Panzerknacker, wenn sie dabei sind, endlich den Geldspeicher des
  Entenhausener Krösusses Dagobert Duck zu knacken. Die schweren Jungs
  sind eben nicht mit dem goldenen Löffel im Mund auf die Welt gekommen,
  wie überhaupt die wenigsten sich an diesen Edelmetallgeschmack bei
  ihrer Geburt erinnern können. Es gibt einfach nicht genug goldene
  Löffel für alle. Also hält man sich an Silber, genauer ans
  Tafelsilber. Da sieht es schon anders aus. Erstens erbt in diesem
  Lande gerade einer nach dem andern: Häuser, Eigentumswohnungen,
  Sessel, Porzellan und Tafelsilber. Leider ist es nicht
  spülmaschinenfest, aber sehr dekorativ, schwer und wertvoll - obwohl
  Einbrecher in letzter Zeit Bestecke, 24-teilig, locker liegen lassen.

  Außerdem haben alle Banken, Unternehmen, Länder und sogar Parteien ihr
  Tafelsilber. Das besteht in eisernen Rücklagen, landeseigenen
  Betrieben und Anteilen an irgendwelchen Industrien. In Gefahr und
  höchster Not kann es verflüssigt, privatisiert, losgeschlagen werden.
  Doch tobt ein alter Streit, ob solches Tafelsilber als ewige Reserve
  zu halten und zu zählen sei oder ob man sich von diesem lästigen
  Ballast befreien darf, um wieder in Gang zu kommen. Bei Parteien formt
  sich Tafelsilber im Ideellen, will man zum Beispiel Brandenburgs
  Innenminister Schönbohm glauben, der einmal vor "dem Verscheuern des
  konservativen Tafelsilbers" warnte, worauf die erste Dame der CDU
  konterte, man müsse es aber regelmäßig polieren, damit es in neuem
  Glanze strahlt. Finanzminister jeder Couleur stehen seit jeher im Ruf,
  nichts vorzuhaben, außer das Tafelsilber ganzer Länder und Kontinente
  zu verscherbeln und abzustoßen, um ihre selbstverschuldeten
  Haushaltlöcher zu stopfen. In deren Unergründlichkeit müssen, wenn wir
  es recht bedenken, längst alle Silbervorräte der Welt verschwunden
  sein. Einst prunkte das Silbergeschirr auf den Festtafeln von Königen
  und Fürsten. Kam so einer aber in Not, konnte er sein Tafelsilber
  nehmen und einschmelzen, um davon beispielsweise Soldaten anwerben und
  Kanonen bauen zu lassen. Waigel, Eichel & Co. haben daraus gelernt und
  versuchen deshalb immer wieder gern, die Goldreserven der Bundesbank
  zu versilbern.

  Jetzt aber stoppt einer diese andauernde Versilberung, obwohl er
  selbst als großer Verscheuerer und Privatisierer bekannt wurde: Edmund
  Stoiber. Die Feiertage, sagt er, gehören zum "kulturellen Tafelsilber
  Bayerns", das man nicht veräußern sollte. Andere nämlich wollen
  Feiertage einschmelzen, weil sie meinen, der Deutsche müsse mehr
  arbeiten, um den großen Ruck zu schaffen. Aber wann, wenn nicht an den
  Feiertagen, hat unsereiner Zeit, endlich einmal die Seele baumeln zu
  lassen und dabei das von Oma ererbte Tafelsilber zu polieren?