(SZ)Eine seltsame Meldung, die da am Sonntag einlief: Im Südatlantik
sei ein Eisberg "von der Größe des Saarlandes" entdeckt worden.
Üblicherweise bemisst man Eisberge ja nicht nach deutschen
Bundesländern, jedenfalls nicht in der internationalen
Eisbergbewertung. Von dieser erwartet unsereins sich konkrete Zahlen
oder aber poetisch überhöhte, das menschliche Fassungsvermögen
berücksichtigende Vergleiche. Entweder also: ein Eisberg von 33000000
Tonnen. Oder aber: ein Eisberg, für den ein Wal, wollte er ihn einen
Zentimeter weit ziehen, wohl 8000 Jahre bräuchte. Das mag zwar, in
einem sehr übertragenen Sinn, auch für das Saarland gelten, erklärt
aber noch lange nicht die Einstufung des genannten Eisbergs: Woher
sollte der argentinische meteorologische Dienst, der ihn 600 Kilometer
südlich der Falkland-Inseln geortet hat, auch Kenntnis vom Saarland
haben, woher wissen, dass Vergleiche mit dem Saarland durchaus kitzlig
sein können?
Wahrscheinlich war es die dpa, die das Saarland als Vergleichsgröße
heranzog, und vielleicht wollte sie dem Land damit sogar schmeicheln.
Leute, sollte das heißen, stellt euch nur vor, was für gewaltige
Eisberge und Bundesländer es gibt, mit Oberflächen von 2500
Quadratkilometern! Dass sich daraus eine zweite, noch viel größere
Schmeichelei für das Saarland ergibt, versteht sich. Wie jedermann
weiß, ragen Eisberge nur zu einem Siebtel bis zu einem Fünftel ihrer
Masse aus dem Wasser, und daraus kann locker der Schluss gezogen
werden, dass auch beim Saarland der größere - und möglicherweise
bessere - Teil unter Land verborgen ist. Da nun andererseits das
Saarland gleichbedeutend ist mit Oskar Lafontaine, hieße das
natürlich, dass auch dieser bisher nur zu höchstens zwanzig Prozent
bekannt ist. Um zu verstehen, was darin an Bedrohlichem steckt, muss
man nicht bei der SPD sein.
Wie von ungefähr schiebt sich hier das Bundesland Bremen ins
Blickfeld. Es ist noch ein gutes Stück kleiner als das Saarland, doch
als Eisberg wäre es, mit seinen 400 Quadratkilometern, unter den
handelsüblichen Eisbergen der Riese, der es unter den Bundesländern
nicht ist. Noch besteht keine Gefahr, da sowohl das Saarland als auch
Bremen fest am Gletscher Deutschland hängen; selbst wenn er kalben
sollte, könnte nur das Kalb Bremen ins offene Meer gelangen, über
Elsfleth, Brake und Nordenham sowie, versteht sich, unter Mitnahme von
Bremerhaven. Bedenkt man, dass es ein vergleichsweise winziger Eisberg
war, der die Titanic versenkte, wird man gut daran tun, ein Ausbrechen
kleiner und kleinster Bundesländer ins offene Meer zu verhindern.
Wobei man wiederum bei Bremen ein Auge zudrücken sollte: Unter dem
anerkannt heißen Schmuser Henning Scherf wäre der Eisberg geschmolzen,
ehe er nennenswerten Schaden anrichten könnte.