(SZ)Hat sich Martin Heidegger je zum Druckknopf geäußert? Überhaupt
  zum Knopf? Explizit kommen weder Knopf noch Druckknopf in seinem
  Œuvre vor, aber indirekt hat er sehr wohl etwas dazu gesagt.
  Erinnern wir uns an seine Erörterungen zum "Zeug". Wenn wir das recht
  verstehen, ist dem Zeug das "Um-zu" wesenhaft: Man schreibt mit dem
  Schreibzeug, sitzt auf dem Sitzzeug. Kurzum, der Zeugcharakter eines
  Dings, "das Wozu der Dienlichkeit", tritt im Gebrauch zutage. Insofern
  gehört das Knöpfzeug zu dem, was Heidegger das "Zuhandene" nennt.
  Dessen Wert schätzt man erst, wenn es abhanden ist: nichts peinlicher
  als ein abgesprungener Knopf. Vor diesem Hintergrund ist der
  Druckknopf die Überhöhung des Knöpfknopfs, um nicht zu sagen seine
  Erlösung aus unverschuldeter Fehlbarkeit - der, wenn man so will,
  Quantensprung im Knöpfzeug.

  Wenn in diesen Tagen der Druckknopf auf 100 Jahre segensreichen
  Wirkens zurückblicken kann, so ist dabei auch jener zu gedenken, die
  am Druckknopf scheiterten: Ferdinand Sauerbruch und Heribert Bauer.
  Der kleine Sauerbruch sah in der großväterlichen Schusterwerkstatt,
  wie seine Mutter den Kunden mühsam die Schuhe zuschnüren musste, und
  bastelte einen Druckknopf aus Metall. Als er erfuhr, dass seine
  Erfindung bereits ein anderer gemacht hatte, war die Enttäuschung
  groß; wer weiß, was aus dem Buben hätte werden können, wenn er mit dem
  Knopf reüssiert hätte. Sein Konkurrent, besagter Heribert Bauer,
  erfand 1885 einen Druckknopf, der laut Patentschrift Nr. 32496 dazu
  dienen sollte, "das Öffnen und Schließen der Herrenhosen beim Latz zu
  vereinfachen". Dass sich Bauer auf den Latz der Herrenhose
  beschränkte, muss wohl aus seiner Zeit heraus verstanden werden. Es
  ändert aber nichts an der Bedeutung seiner Erfindung und an der Weite
  ihres philanthropischen Zuschnitts: der Hosenlatz als Inbegriff und
  Repräsentant all der frei flatternden, schlampig hängenden oder
  beschämend klaffenden Kleidungsstücke, denen der Druckknopf die
  unkomplizierte Sicherung ihrer eigenen wie auch der Würde ihrer Träger
  ermöglichte.

  Bauers Patentdruckknopf war zu grobschlächtig für diese Welt. Den Witz
  an der Sache fand erst der Stolberger Messingfabrikant Hans Prym: Nur
  wenn eine Feder im Oberteil des Druckknopfs das Köpfchen des
  Unterteils sowohl zuverlässig hält als auch locker wieder freigibt,
  kommt es zu einer alltagstauglichen Fixierung all unserer Textilien.
  Ohne den Dichtern und Denkern zu nahe treten zu wollen, sei doch dies
  angemerkt: Leicht lässt sich darüber schwadronieren und schwer
  nachprüfen, was die Welt im Innersten zusammenhält. Die Welt will
  indessen auch im Äußeren zusammengehalten werden, in den Klamotten,
  und wer sich dieser Prüfung stellt, der kann nicht schummeln. Respekt,
  Druckknopf!